Radikale Islamisten haben offenbar in Nigeria einen deutschen Ingenieur entführt, um mit ihm die Frau eines Mitglieds der sogenannten Sauerlandgruppe freizupressen. Das berichtet der SWR unter Berufung auf ein entsprechendes Erpresservideo
Die Entführung eines deutschen Ingenieurs in Nigeria könnte einen terroristischen Hintergrund haben. Der SWR berichtet mit Berufung auf Sicherheitskreise, dass seine Entführer damit offenbar die Ulmer Terrorhelferin Filiz Gelowicz freipressen wollen. Die Behörden hielten eine entsprechende Drohbotschaft für authentisch. Der aus Nordwürttemberg stammende Mitarbeiter des Baukonzerns Bilfinger Berger war im Januar in Nigeria entführt worden.
Filiz Gelowicz ist die Ehefrau des verurteilten Mitglieds der "Sauerland-Gruppe", Fritz Gelowicz, der wegen Planung eines Bombenanschlags eine zwölfjährige Freiheitsstrafe absitzt. Seine Frau wurde im März 2011 zu einer Haftstrafe von zwei Jahren und sechs Monaten verurteilt, die sie in Schwäbisch Gmünd absitzt. Laut ihrem Anwalt, Mutlu Günal, weiß sie nichts von einem Freipressungsversuch. Sie habe einen Entlassungsantrag zum 25. April gestellt, sagte er dem SWR.
Das Auswärtige Amt bestätigte die Existenz einer Videobotschaft. Über die Herkunft wollte eine Sprecherin aber keine Angaben machen. "Es wird vom Krisenstab gründlich geprüft", sagte sie auf dapd-Anfrage. Der Arbeitgeber des Entführten zeigte sich erleichtert, dass es ein Lebenszeichen von ihm gebe. "Andererseits sind wir besorgt über seine Situation", sagte ein Sprecher von Bilfinger Berger.
In den vergangenen Monaten hat die die Islamistengruppe Boko Haram verstärkt Terror in dem afrikanischen Land verbreitet. Die Gruppe soll Kontakte zum Terrornetzwerk El Kaida geknüpft haben. Boko Haram wird für eine Reihe von Überfällen und Anschlägen auf Christen in Nigeria verantwortlich gemacht. Im August hatte sich die Gruppe zu einem Selbstmordanschlag auf das UN-Quartier bekannt, bei dem 23 Menschen getötet und 76 verletzt worden waren. Seitdem gehen die nigerianischen Sicherheitskräfte verstärkt gegen die Islamisten vor. Am Samstag wurden bei Kämpfen zwischen Armee und Anhängern von Boko Haram mindestens 68 Menschen im Norden des Landes getötet worden. (rtr)