Madalla. Bei einer Serie von Anschlägen auf Kirchen in Nigeria sind am Sonntag zahlreiche Menschen getötet und verletzt worden. Zu der schwersten Explosion, bei der während eines Gottesdienstes nahe der Hauptstadt Abuja mehrere Menschen ums Leben kamen, bekannte sich die radikale islamistische Sekte Boko Haram.

Mutmaßliche Islamisten haben in Nigeria an Weihnachten mehrere Anschläge auf Kirchen verübt und dabei mindestens 40 Menschen getötet. Das folgenschwerste Attentat ereignete sich nach Angaben der Behörden und eines Geistlichen am Sonntagmorgen in der Nähe der Hauptstadt Abuja. Dazu bekannte sich die radikalislamische Gruppierung Boko Haram, die vor allem im Nordosten des westafrikanischen Landes aktiv ist.

Bei dem Anschlag nahe der St.-Theresa-Kirche in Madalla, einem Vorort von Abuja, wurden am Morgen nach Angaben des Geistlichen Christopher Bard mehrere Menschen getötet. Der Anschlag sei zum Ende des Weihnachtsgottesdienstes verübt worden. Aus verschiedenen weiteren Städten wurden im Laufe des Tages weitere Explosionen gemeldet, zwei davon - in Jos und Gadaka - waren ebenfalls auf Kirchen gerichtet.

In Jos wurde nach Angaben eines örtlichen Behördensprechers ein Polizist getötet. Der Sprengsatz habe drei Fahrzeuge zerstört und eine Mauer der Kirche umgerissen. In Gadaka wurde nach Angaben eines Anwohners niemand verletzt. Wie aus nigerianischen Sicherheitskreisen verlautete, verübte ein Selbstmordattentäter in der nordöstlichen Stadt Damaturu einen Anschlag auf einen Konvoi der Geheimpolizei. Dabei habe es Tote und Verletzte gegeben.

Zu der schwersten Explosion bekannte sich die Sekte Boko Haram

Der Sprecher von Boko Haram, Abul Qaqa, bekannte sich in einem Telefonat mit der Nachrichtenagentur AFP zu dem Anschlag in Madalla und kündigte weitere Attentate an. "Wir sind für alle Anschläge der vergangenen Tage verantwortlich, einschließlich der heutigen Bombe gegen die Kirche in Madalla", sagte Abul Qaqa. "Wir werden diese Attacken im Norden in den nächsten Tagen fortsetzen."

Der Vatikan verurteilte den Anschlag in Madalla als Ausdruck "blinden und absurden Hasses". Vatikan-Sprecher Federico Lombardi erklärte in Rom, die Täter wollten "noch mehr Hass säen und Verwirrung stiften". Nach dem Anschlag legten aufgebrachte Jugendliche Feuer und drohten damit, eine nahegelegene Polizeiwache anzugreifen. Sicherheitskräfte schossen in die Luft, um sie auseinanderzutreiben. Die Gegend um die Kirche wurde abgeriegelt.

Bei einer Serie von Attacken in den Tagen vor Weihnachten, zu der sich der Boko-Haram-Sprecher nun noch einmal bekannte, wurden im Nordosten Nigerias nach Schätzungen der nigerianischen Polizei bis zu hundert Menschen getötet. Die Gruppierung strebt die Errichtung eines islamischen Staates im Norden Nigerias an. Bereits an Weihnachten 2010 hatte sie christliche Einrichtungen in dem westafrikanischen Land angegriffen.

Der Ölstaat Nigeria ist mit 160 Millionen Einwohnern der bevölkerungsreichste Afrikas. Der Norden ist mehrheitlich von Muslimen bewohnt, im Süden sind die Christen in der Mehrheit. In den vergangenen Monaten wurden die Angriffe von Boko Haram immer rücksichtsloser, so dass Experten vermuten, die Gruppe könnte Verbindungen zu der in Nordafrika aktiven Extremistenorganisation El Kaida im Maghreb aufgenommen haben. (afp)