Johannesburg. . Entsetzen in Nideria: Die Islamistische Sekte „Boko Haram“ zündete zu Weihnachten Bomben vor mehreren Kirchen. Dutzende Menschen wurden getötet. Die Gruppe soll mit El Kaida in Verbindung stehen.

Eine Serie von Anschlägen von islamischen Extremisten auf christliche Gottesdienste in Nord-Nigeria hat auch in diesem Jahr wieder das Weihnachtsfest in dem westafrikanischen Staat überschattet.

Der blutigste Zwischenfall ereignete sich in Madalla, einem Vorort der Hauptstadt Abuja, wo Fundamentalisten am Ende eines Gottesdienstes am ersten Weihnachtsfeiertag eine Bombe direkt vor der Kirche zündeten. Mindestens 27 Menschen sollen von der Explosion sofort getötet, über 50 zum Teil schwer verletzt worden sein. „Es war fürchterlich”, sagte Pfarrer Christopher Barde. „Einige der Verletzten kamen, um von mir die letzte Ölung zu erbitten.”

Kurze Zeit später ging auch in der Nähe einer Kirche in der zentral-nigerianischen Stadt Jos eine Bombe hoch. Die Stadt ist bereits seit Jahren Brennpunkt von Zusammenstößen zwischen Christen und Muslimen. Bei der Explosion nahe dem Gotteshaus sollen keine Gläubigen zu Schaden gekommen sein.

Auch Polizei angegriffen

Bereits am Samstagabend wurde in einer Kirche in Gadake im Bundesstaat Yobe während einer Christmette zum Heiligen Abend ein Sprengsatz gezündet. Dabei wurden Berichten zufolge zahlreiche Gläubige verletzt. In der ebenfalls im Bundesstaat Yobe gelegenen Stadt Damaturu sollen islamistische Extremisten außerdem das Hauptquartier der Sicherheitspolizei angegriffen haben. Nach Polizeiberichten kamen dabei drei Personen sowie der Sprengstoffattentäter selbst ums Leben.

Für alle Anschläge übernahm die extremistische Gruppe „Boko Haram” die Verantwortung. „Wir werden in den nächsten Tagen weitere Anschläge in Nord-Nigeria verüben”, teilte der Sprecher der Organisation mit. Die Extremistengruppe, die auf deutsch „Westliche Erziehung ist Sünde” bedeutet, liefert sich bereits seit Jahren einen immer blutiger werdenden Kampf mit nigerianischen Sicherheitskräften. Während ihre Anschläge bisher meist Polizei- und Militäreinrichtungen sowie im August auch dem Sitz der UN in Abuja galten, ist die jüngste Anschlagsserie als Eskalation zu werten. Zum ersten Mal wurde gezielt die christliche Zivilbevölkerung angegriffen. „Das ist sehr besorgniserregend”, sagte der katholische Erzbischof von Jos, Ignatius A. Kaigam: „Das ist eine ganz neue Dimension.”

Konflikte zur Weihnachtszeit

Nigeria wird bereits seit Jahrzehnten regelmäßig von Unruhen zwischen der vornehmlich im Norden des Landes lebenden muslimischen Bevölkerung sowie den vor allem im Süden lebenden Christen heimgesucht. Die Spannungen spitzten sich zu, seitdem Islamisten die Einführung der Scharia in den nord-nigerianischen Staaten verlangten: Vor allem um die Weihnachtszeit kam es in dem rund 160 Millionen Einwohner zählenden Vielvölkerstaat regelmäßig zu Zusammenstößen. Die erstmals Anfang des Jahrtausends in Erscheinung getretene Gruppe Boko Haram verschärfte die Spannungen noch: Bereits vor zwei Jahren kam es zu heftigen Kämpfen zwischen den Mitgliedern der Gruppe und den Sicherheitskräften, denen mehrere hundert Menschen zum Opfer fielen. Bei den Gefechten fiel den Ordnungskräften Boko Haram-Gründer Mohammed Jusuf in die Hände: Er wurde kurz danach offensichtlich hingerichtet.

Seitdem reißen die Vorwürfe nicht ab, dass die Sicherheitskräfte bei der Verfolgung der Sekte viel zu brutal vorgingen und der womöglich mit der El Kaida in Verbindung stehenden Gruppe auf diese Weise immer weitere Sympathisanten zutrieben. Bereits in den Tagen vor Weihnachten war es zu heftigen Kämpfen zwischen Sicherheitskräften und Boko Haram gekommen.

Nigerias Präsident Goodluck Jonathan kündigte nun eine Verschärfung des Kampfes gegen die Sekte an. „Boko Haram wird es nicht für immer geben”, heißt es in einer Stellungnahme: „Sie werden geschlagen werden.”

Auch der Papst verurteilte die Anschläge scharf. Bei den Angriffen handele es sich um „blinden Hass”, dessen Absicht es sei, „noch mehr Hass und Verwirrung auszulösen”, heißt es in einer Stellungnahme des Vatikan.