Buer. . Nigeria ist für Schwester Carmen Reifenscheid, Gemeindereferentin von St. Urbanus Buer, nicht so weit von Buer entfernt: In dem afrikanischen Land sind Mitschwestern aus dem Orden der Armen Dienstmägde Jesu Christi eingesetzt, die bereits Morddrohungen erhalten haben.

Sprengsätze in christlichen Kirchen, Anschläge gegen Polizeigebäude, Generalstreik und Ausgangssperre: Auch wenn täglich verstörende Bilder aus Nigeria per Fernseher ins Wohnzimmer flimmern – das afrikanische Land ist weit, weit weg von Buer. Was die Entfernung angeht, so gilt das auch für Schwester Carmen Reifenscheid, Gemeindereferentin in der St.-Urbanus-Gemeinde Buer. In Gedanken aber ist sie oft bei ihren Mitschwestern vom Orden Arme Dienstmägde Jesu Christi, die in Nigeria Kinderhäuser, Schulen und Kliniken betreuen. Den (Mord-)drohungen von Terroristen aber wollen sie nicht nachgeben; sie bleiben.

„Ich mache mir schon große Sorgen um meine Mitschwestern. Wie ernst die Lage vor Ort ist, hat mir gerade erst Sr. Petricia aus dem Konvent Garam im Norden Nigerias am Telefon geschildert, die für einige Tage ins Dernbacher Mutterhaus zurückgekehrt ist. So wird es etwa immer schwieriger, für die Kinder Lebensmittel und Medikamente zu besorgen“, berichtet Sr. Carmen (64); mit Sr. Petricia verbindet sie seit der gemeinsamen dreijährigen Ausbildungszeit im Konvent Limburg eine enge Freundschaft.

Sr. Petricia sei zwar nicht panisch, nachdem die terroristische Gruppierung Boko Haram („Westliche Erziehung ist Sünde“) vor einigen Wochen den Christen im Norden Nigerias ein Ultimatum gestellt hatte, die Region innerhalb von drei Tagen zu verlassen. „Aber sie erzählt, wie schwierig es ist, den Wahrheitsgehalt der vielen Informationen zu überprüfen, um die Situation richtig einzuschätzen. Einige drängen zur Flucht, andere warnen davor, weil die Schwestern auf den Straßen schutzlos wären“, so die Gemeindereferentin.

Schließlich treibe Sr. Petricia (59), ihre deutsche Mitschwester Sr. Cristeta (75) und die einheimischen Ordensfrauen in Garam auch die Sorge um ihre Schützlinge um, deretwegen sie ja vor Ort eingesetzt seien. „Die Schulkinder wollen sie ebensowenig alleine lassen wie die Menschen in den Dörfern, die sie mit einer mobilen Klinik medizinisch versorgen. Sie führen auch eine Gesundheitsberatung durch und bohren Brunnen zur Wasserversorgung“, berichtet die Gemeindereferentin von St. Urbanus.

Also beobachteten die Dernbacher Schwestern im Konvent Garam die sich zuspitzende Situation und versuchten, den Alltag trotz Angst vor Terroranschlägen, Bürgerkrieg, trotz Generalstreik, Ausgangssperre und dramatischen Preissteigerungen für Benzin, Lebensmittel und Medikamente irgendwie zu bewältigen. Was so einfach nicht sei, denn immer wieder würden etwa Container mit wichtigen Medikamenten im Hafen festgehalten, hat Schwester Carmen erfahren.

„Eine Mitschwester, die zur Zeit ein Studium nahe der Hauptstadt absolviert, ist einem Brandanschlag auf ihr Wohnheim zum Glück entkommen. Das Haus brannte aber bis auf die Mauern nieder“, erzählt Sr. Carmen, wie unmittelbar der Terror das Leben auch ihrer Mitschwestern bedroht – für sie ist Nigeria eben doch nicht so weit von Buer entfernt.

Die aktuellen Nachrichten aus und über Nigeria im deutschen Fernsehen betrachtet die 64-jährige Bueranerin in diesen Tagen mit einer Mischung aus Betroffenheit und Distanz: Einerseits denkt sie an ihre gefährdeten Mitschwestern und deren Projekte. „Andererseits verlasse ich mich lieber auf die Informationen aus den Emails der Dernbacher Schwestern, die alles vor Ort unmittelbar erleben. Auf jeden Fall bin ich in Gedanken und Gebeten jeden Tag bei ihnen in Nigeria.“