Kano/Berlin. . In der nordnigerianischen Stadt Kano ist nach Polizeiangaben ein Deutscher entführt worden. Der Mann wurde auf der Baustelle in ein Auto gezerrt. Das Auswärtige Amt bildete einen Krisenstab und prüft die Angaben.
Im westafrikanischen Nigeria ist ein deutscher Ingenieur entführt worden. Der für eine Baufirma tätige Mann sei in einem Vorort der nordnigerianischen Stadt Kano verschleppt worden, teilte die örtliche Polizei am Donnerstag mit. Das Auswärtige Amt in Berlin ging den Berichten aus der Stadt nach, die jüngst von einer Anschlagserie der Islamistengruppe Boko Haram erschüttert worden war.
Polizeisprecher Magaji Majia sagte, der Ingenieur habe für die nigerianische Baufirma Dantata and Sawoe gearbeitet. Ein Fahrer und zwei weitere Angreifer hätten den Deutschen gefesselt, in den Kofferraum ihres Wagens gesteckt und seien weggerast. Wer hinter der Entführung stecke, sei unklar. Der Vorfall ereignete sich laut Majia gegen 8 Uhr morgens an der Baustelle einer Brücke. „Wir haben alle wichtigen Straßen gesperrt und auch die Nachbarstaaten informiert“, sagte der Sprecher.
Krisenstab nimmt Kontakt mit Behörden auf
Das Auswärtige Amt teilte mit, ein Krisenstab sei gemeinsam mit der deutschen Botschaft mit Hochdruck um Aufklärung bemüht. Es gebe Kontakt zu allen relevanten Behörden.
Am vergangenen Freitag waren in Kano bei einer Serie von Bombenexplosionen und Feuergefechten mindestens 185 Menschen getötet worden. Zu den Gewalttaten bekannte sich die Islamistengruppe Boko Haram. Erst am Donnerstag kehrte wieder Normalität in der Millionenstadt ein. Auf dem größten Markt herrschte reger Betrieb. Die Ruhe wurde jedoch plötzlich gestört, als eine Bombe an einem Busbahnhof explodierte, von dem aus Busse in den christlichen Südosten Nigerias starten. Bei dem Anschlag wurde laut Polizei niemand verletzt.
Anschlagsserie in Nigeria
Boko Haram hatte im Jahr 2009 einen Aufstand mit dem Ziel gestartet, Christen aus dem muslimisch geprägten Norden zu vertreiben. Nach einer Niederschlagung durch die Armee tauchte die Gruppe wieder auf und verübte in den vergangenen Monaten mehrfach Anschläge im Norden. Die UNO geht von Verbindungen von Boko Haram zum Terrornetz Al-Kaida aus.
Seit der Anschlagswelle wurden rund 200 Menschen festgenommen, laut Polizei vor allem Söldner aus dem Tschad. Es gebe Hinweise, dass die Tschader für eine Beteiligung an den Anschlägen in Kano bezahlt worden seien, teilte die Polizei mit. Nigerianische Sicherheitskräfte verdächtigen Boko Haram, Waffen aus dem Tschad und dem Niger über die durchlässigen Grenzen zu schmuggeln.
Neben Anschlägen werden aus Nigeria immer wieder Entführungen von Ausländern gemeldet, allerdings nur selten im Norden. Bisher wurden vor allem im südlichen Niger-Delta, wo internationale Ölkonzerne tätig sind, Ausländer entführt und meist gegen Zahlung von Lösegeld wieder freigelassen. Im Nordwesten Nigerias waren im Mai ein britischer und ein italienischer Ingenieur entführt worden. Sie sind noch immer verschwunden. (afp)