Lille. Dominique Strauss-Kahn muss heute in der sogenannten Callgirl-Affäre vor die Ermittler treten. Der Sozialist soll nach Medienberichten seine Treffen mit Prostituierten in mehreren Pariser und New Yorker Luxushotels erklären. Strauss-Kahn ist die prominenteste Randfigur der Affäre, die seit Monaten die französische Justiz und die Medien beschäftigt.
In der französischen Callgirl-Affäre ist der frühere IWF-Chef Dominique Strauss-Kahn am Dienstag im nordfranzösischen Lille in Polizeigewahrsam genommen worden. Der 62-Jährige werde zum Vorwurf einer möglichen Beteiligung an "bandenmäßiger Zuhälterei" und Beihilfe zur Veruntreuung von Firmengeldern verhört, hieß es bei der Staatsanwaltschaft.
Es geht um Sex-Partys mit Prostituierten, an denen der frühere Hoffnungsträger der Sozialisten teilgenommen hatte. Strauss-Kahn bestreitet nicht die Teilnahme an den Partys, doch will er nicht gewusst haben, dass es sich um Prostituierte handelte.
Die Justiz ermittelt seit vergangenem Herbst gegen mehrere Hauptverdächtige wegen des Vorwurfs der "bandenmäßigen Zuhälterei" sowie unter anderem wegen der Veruntreuung von Firmengeldern. Laut Zeugenaussagen wurden die Reise- und Hotelkosten sowie die Frauen von zwei Geschäftsmännern bezahlt. Sex-Partys, an denen auch mindestens ein hochrangiger Polizeichef teilgenommen haben soll, fanden in Paris und Washington statt.
Strauss-Kahn, der selbst seit Monaten darauf gedrängt hatte, zu dem Fall befragt zu werden, sollte in Lille zunächst in Polizeigewahrsam genommen werden. Der Polizeigewahrsam könnte nach Angaben aus Justizkreisen theoretisch bis zu 96 Stunden dauern, dürfte den Angaben zufolge aber nicht länger als 48 Stunden angeordnet werden. Sollte ein Ermittlungsverfahren eingeleitet werden, dann könnten dem 62-Jährigen unter anderem Beteiligung an der Zuhälterei und Beihilfe zur Veruntreuung von Firmengeldern vorgeworfen werden.
Strauss-Kahn musste im vergangenen Jahr von seinem Posten als Chef des Internationalen Währungsfonds (IWF) zurücktreten, nachdem ihm versuchte Vergewaltigung eines Zimmermädchens in einem New Yorker Hotel vorgeworfen worden war. Das Strafverfahren in den USA wurde später wegen Zweifeln an der Glaubwürdigkeit des Zimmermädchens eingestellt. (afp/dapd)