Gelsenkirchen. . Der an Alzheimer erkrankte Rudi Assauer ist vom ZDF tagelang für eine Reportage begleitet worden. Im Interview mit der WAZ-Mediengruppe schildert die verantwortliche Journalistin, warum Assauer ihr gegenüber zugab, dass „etwas mit seiner Birne“ nicht stimme.

Rudi Assauer macht seine Alzheimer-Erkrankung öffentlich. In einer Reportage der ZDF-Reihe „37 Grad“ (Dienstag, 7. Februar, 23.15 Uhr) ist Schalkes Ex-Manager und Borussia Dortmunds Ex-Spieler bei seinem Kampf gegen diese Krankheit zu sehen. Dafür hat Stephanie Schmidt ihn ein Jahr begleitet. Mit ihr sprach Christoph Bauer.

Alzheimer ist kein Thema, mit dem jemand gern in die Öffentlichkeit geht. Wie kam es zu dem Projekt?

Stephanie Schmidt: Ich war mit Rudi Assauer und Werner Hansch für einen Beitrag über Gelsenkirchen unterwegs. Da fiel mir auf, dass Assauer sich verändert hatte. Die Symptome kannte ich aus meiner eigenen Familie.

Wie hat er reagiert?
Schmidt: Mir gegenüber sehr offen. Er hat nach einem Gespräch bestätigt, dass „etwas mit seiner Birne“ nicht stimme.

Und die Zusammenarbeit für eine Fernseh-Reportage?
Schmidt: Die dauerte länger. Er hat sich ein halbes Jahr Zeit gelassen, hat sich Filme von mir angesehen. Schließlich rief Werner Hansch an und sagte mir, dass Assauer einverstanden sei.

Wie ging es dann weiter?
Schmidt: Die ersten Gespräche haben wir vor einem Jahr geführt, der Dreh begann im Sommer. Da habe ich ihm gleich gestanden, dass ich überhaupt keine Ahnung von Fußball habe.

Wie hat er reagiert?
Schmidt: Er hat gelacht und gesagt, das sei egal. Hauptsache, ich hätte das Herz auf dem rechten Fleck. Meinen Fußballunsachverstand hat er mir später noch mehrmals bestätigt.

Was bedeutet ihm denn der Fußball heute?
Schmidt: Sehr viel. Wir waren für eine Aufnahme auf dem Rasen in der Arena. Da war er lange nicht mehr drauf und es hat ihn tief berührt, eigentlich uns beide. Das Verhältnis zum Verein scheint sich ja auch wieder zu öffnen, auch wenn er sich seine Eintrittskarten selbst kaufen muss.

Er bekommt keine Gratiskarten?
Schmidt: Nein, aber das stört ihn nicht. Rudi Assauer ist ein so bescheidener Mensch, der erwartet das überhaupt nicht, dass ihm einer was schenkt. Nicht mal Karten für die Arena, die er gebaut hat.

Die Journalistin Stephanie Schmidt begleitete Assauer für die Reportagereihe
Die Journalistin Stephanie Schmidt begleitete Assauer für die Reportagereihe "37 Grad".

Also nicht der Machotyp?
Schmidt: Überhaupt nicht. Er war höflich, zuvorkommend und mit wunderbaren Umgangsformen.

Wie eng wurde das Verhältnis zu ihm?
Schmidt: Nun, das war etwas schwierig. Er konnte sich zwar bei jedem neuen Dreh an das Projekt erinnern, er wusste auch der wievielte Drehtag es war, aber ich musste mir bei jedem Dreh das Vertrauen neu erkämpfen, wir fingen jedes Mal bei Null an.

Gab es ein Schlüsselerlebnis?
Schmidt: Ja, ein Interview im September. Wir waren eigentlich fertig für den Tag und hatten schon fast alles eingepackt. Da ergab sich ein Gespräch, das war persönlicher als alle anderen. Ein Großteil davon wird am Dienstag zu sehen sein.

Worum ging es?
Schmidt: Um sehr private Dinge, um Gedanken über Selbstmord, um die Angst, was die Krankheit mit ihm macht. Und um den Verlust von Stärke, das macht ihm sehr zu schaffen.

Hat er Angst?
Schmidt: Er hatte immer Angst, dass er Alzheimer bekommen würde, weil es Fälle in seiner Familie gibt. Jetzt hat er eine regelrechte Wut auf die Krankheit, dass sie ausgerechnet ihn erwischt hat. Aber diese Wut verleiht ihm auch Kraft, dagegen anzugehen. Da bringt er viel Geduld auf.

Er ist in einer Spezialtherapie.
Schmidt: Ja, in der Essener Memory-Clinic. Dort finden zum Beispiel Gespräche mit Jens Lehmann oder anderen Weggefährten statt. Diese Biografie-Arbeit tut ihm sehr gut, das hilft ihm und gibt ihm Kraft.

Schaut er noch Fußball?
Schmidt: Leidenschaftlich, auch im Stadion. Wenn er über Fußball spricht, dann wird sein Blick ganz anders und er richtet seinen Körper gerade auf.

Kann er sich denn noch komplett an seine Fußball-Karriere erinnern?
Schmidt: Fast. Die großen Erfolge und Projekte, das ist alles noch da. Aber dann fällt ihm auf einmal ein Name eines Mitspielers nicht ein oder ein Topspieler, den er verpflichtet hat. Das macht ihn dann wütend.

Er suchte früher die Öffentlichkeit, wie geht er jetzt damit um?
Schmidt: Er möchte mit der Reportage seine Krankheit öffentlich machen, dazu stehen. Bei einer Pressekonferenz hätte er Angst, dass er nicht schnell genug reagieren kann, ihm etwas nicht einfällt oder dass Sachen aus dem Zusammenhang gerissen werden. Und eine Sache macht ihn wütend.

Was ist das?
Schmidt: Wenn Leute sagen: „Ach, der Rudi, der hat zu viel getrunken.“ Klar hat er sich sein Bierchen schmecken lassen, aber die Sprachausfälle, die schon in der Vergangenheit mal in der Öffentlichkeit auftauchten, das sind eindeutig Symptome von Alzheimer.

Die erste Amtszeit auf Schalke - 1981 bis 1986

Der 15. Mai 1981 war Rudi Assauers erster Arbeitstag beim FC Schalke 04 - nach mehr als fünf Jahren wurde er am 4. Dezember 1986 entlassen. Mit Trainer Siggi Held schaffte Assauer in der Saison 1981/82 den Aufstieg in die 1. Bundesliga.

Die erste Amtszeit auf Schalke - 1981 bis 1986

Einige Fans von Assauers Ex-Klub Werder Bremen waren mit dem Wechsel zu den Königsblauen nicht einverstanden. Schalke stieg in den ersten fünf Assauer-Jahren einmal ab (82/83), zweimal auf (81/82, 83/84) und schaffte danach dreimal souverän den Klassenerhalt (8., 10., 13.).

Die erste Amtszeit auf Schalke - 1981 bis 1986

Assauer holte in seiner ersten Amtszeit noch drei weitere Trainer: Jürgen Sundermann (Januar bis Juni 1983), Diethelm Ferner (Juli 1983 bis Juni 1986) und Rolf Schafstall (im Bild, ab Juli 1986).

Die erste Amtszeit auf Schalke - 1981 bis 1986

Schafstalls Verpflichtung löste einen Streit zwischen Assauer und Präsident Fenne aus. Schafstall und Assauer passten überhaupt nicht zusammen. Schafstall blieb, Assauer ging - und kehrte erst 1993 zurück, nach vier Jahren im Immobilienbereich (1986 bis 1990) und drei Jahren als Manager des Zweitligisten VfB Oldenburg (1990 bis 1993).

Die zweite Amtszeit, 1993 bis 2006 - Uefa-Pokal-Sieg 1997

Der größte sportliche Erfolg in Assauers 13-jähriger zweiter Amtszeit war der Gewinn des Uefa-Pokals 1997.

Die zweite Amtszeit, 1993 bis 2006 - Uefa-Pokal-Sieg 1997

Schalke setzte sich im Finale gegen Inter Mailand durch - die "Eurofighter" waren geboren und werden bis heute auf Schalke verehrt.

Die zweite Amtszeit, 1993 bis 2006 - Uefa-Pokal-Sieg 1997

"Stumpen-Rudi" - auch auf diesem Bild mit Zigarre mit Mund - hatte die Mannschaft zusammengestellt, und ...

Die zweite Amtszeit, 1993 bis 2006 - Uefa-Pokal-Sieg 1997

... auch Erfolgstrainer Huub Stevens geholt.

Die zweite Amtszeit, 1993 bis 2006 - DFB-Pokal-Siege 2001 und 2002

Zwei weitere Titel gewann Schalke zwischen 1993 und 2006 - den DFB-Pokal in den Jahren 2001 und 2002.

Die zweite Amtszeit, 1993 bis 2006 - DFB-Pokal-Siege 2001 und 2002

2002 ließ Assauer den Pokal fallen und musste ihn reparieren lassen.

Die zweite Amtszeit, 1993 bis 2006 - "Meister der Herzen" 2001

Doch auch Assauer führte den FC Schalke 04 nicht zur ersten deutschen Meisterschaft seit 1958.

Die zweite Amtszeit, 1993 bis 2006 - "Meister der Herzen" 2001

Am 19. Mai 2001 feierten die Schalker im letzten Spiel im Parkstadion im dramatischsten Finale der Bundesliga-Geschichte die legendäre "Vier-Minuten-Meisterschaft" und wurden zum "Meister der Herzen".

Die zweite Amtszeit, 1993 bis 2006 - "Meister der Herzen" 2001

Schalke besiegte Unterhaching mit 5:3, parallel musste der FC Bayern beim HSV verlieren. Die Bayern kassierten in der 90. Minute das 0:1 - und auf Schalke verbreitete sich die Nachricht, das Spiel in Hamburg sei schon abgepfiffen.

Die zweite Amtszeit, 1993 bis 2006 - "Meister der Herzen" 2001

Doch nach vier Minuten Meisterfeier erzielte Patrik Andersson noch das 1:1 für die Münchener. Ganz Schalke weinte - und die Dortmunder spotteten. "Nur gucken, nicht anfassen", schrieben sie auf ein Plakat und kopierten damit Assauers Spruch im Veltins-Werbespot.

Die zweite Amtszeit, 1993 bis 2006 - Bau der Arena von 1998 bis 2001

Für immer wird Assauers Name mit der Veltins-Arena verbunden bleiben. Am 16. November 1998 stellte der Manager gemeinsam mit dem Aufsichtsrats-Vorsitzenden Jürgen Möllermann, Präsident Gerd Rehberg und Vizepräsident Josef Schnusenberg das Modell der Arena vor - am 21. November 1998 kam es zur "Pfahlgründung" auf dem Gelände südlich des Parkstadions.

Die zweite Amtszeit, 1993 bis 2006 - Bau der Arena von 1998 bis 2001

Assauer, der Bauherr. Bis 2017 - so der Plan - soll die Arena abbezahlt sein. Die Schuldenlast hätte Schalke fast erdrückt. Dafür wird Assauer noch heute kritisiert. Dass er die Namensrechte im Jahr 2005 für zehn Jahre an die Veltins-Brauerei verkaufte, sorgte ebenfalls für heftige Reaktionen.

Die zweite Amtszeit, 1993 bis 2006 - Bau der Arena von 1998 bis 2001

Der Videowürfel wurde am 13. Juni 2001 angebracht.

Die zweite Amtszeit, 1993 bis 2006 - Bau der Arena von 1998 bis 2001

Das erste Bundesligaspiel in der Arena zwischen Schalke und Bayer Leverkusen endete 3:3. Der erste Bundesliga-Torschütze war Schalkes Abwehrspieler Tomasz Hajto.

Die zweite Amtszeit, 1993 bis 2006 - Bau der Arena von 1998 bis 2001

Schalke holte weitere Veranstaltungen in die Arena - zum Beispiel Konzerte oder auch "Biathlon auf Schalke".

Die zweite Amtszeit, 1993 bis 2006 - Assauer und die Trainer: Jörg Berger

Vom 11. Oktober 1993 bis zum 3. Oktober 1996 arbeitete Assauer mit Trainer Jörg Berger zusammen.

Die zweite Amtszeit, 1993 bis 2006 - Assauer und die Trainer: Huub Stevens

Danach holte Assauer den bis dahin völlig unbekannten Huub Stevens aus Kerkrade nach Gelsenkirchen. Stevens blieb knapp sechs Jahre, wurde zum Schalker "Jahrhunderttrainer" gewählt.

Die zweite Amtszeit, 1993 bis 2006 - Assauer und die Trainer: Frank Neubarth

Nach Stevens' Abgang entschied sich Assauer für den jungen Trainer-Neuling Frank Neubarth. Ein Fehlgriff, denn Neubarth blieb nur neun Monate ...

Die zweite Amtszeit, 1993 bis 2006 - Assauer und die Trainer: Marc Wilmots

... und "Eurofighter" Marc Wilmots musste Schalke als Interimstrainer in den letzten Saisonspielen betreuen.

Die zweite Amtszeit, 1993 bis 2006 - Assauer und die Trainer: Jupp Heynckes

Nach dem jungen Frank Neubarth setzte Assauer auf den erfahrenen Jupp Heynckes, der immerhin knapp 15 Monate blieb - vom 1. Juli 2003 bis zum 15. September 2004.

Die zweite Amtszeit, 1993 bis 2006 - Assauer und die Trainer: Ralf Rangnick

Doch Heynckes musste gehen und Assauer holte Ralf Rangnick, den er bei der ersten Pressekonferenz als "Rolf" begrüßte. Rangnick führte Schalke zwar zur Vizemeisterschaft, doch mit Assauer verstand er sich nie. Mit der ...

Die zweite Amtszeit, 1993 bis 2006 - Assauer und die Trainer: Ralf Rangnick

... Entlassung am 12. Dezember 2005 konnten nicht alle Schalke-Fans etwas anfangen - auch im Verein geriet Assauer in die Kritik.

Die zweite Amtszeit, 1993 bis 2006 - Assauer und die Trainer: Mirko Slomka

Rangnicks Co-Trainer Mirko Slomka übernahm am 4. Januar 2006, knapp vier Monate vor Assauers Rücktritt.

Die zweite Amtszeit, 1993 bis 2006

Assauers umstrittenster Transfer: Im Juli 2000 holte er Andreas Möller vom Erzrivalen Borussia Dortmund zum FC Schalke 04, was ...

Die zweite Amtszeit, 1993 bis 2006

... einige Fans überhaupt nicht verstanden.

Die zweite Amtszeit, 1993 bis 2006

2004 lockte Assauer Torschützenkönig Ailton von Werder Bremen nach Gelsenkirchen.

Die zweite Amtszeit, 1993 bis 2006

Rudi Assauer mit Bayern-Manager Uli Hoeneß.

Die zweite Amtszeit, 1993 bis 2006

In der Sauna...

Rudi Assauer und die Frauen

Auch außerhalb der Arena sorgte Assauer für Schlagzeilen: Von 2000 bis Anfang 2009 lebte er mit der Schauspielerin Simone Thomalla zusammen.

Rudi Assauer und die Frauen

Die beiden drehten zusammen Werbespots für die Veltins-Brauerei und bekamen für den Sport "Überraschung" ...

Rudi Assauer und die Frauen

... im Jahr 2006 die Goldene Kamera in der Kategorie "Bester Werbespot mit Prominenten".

Rudi Assauer und die Frauen

Im Jahr 2009 erschienen Fotos von einem tätlichen Angriff Assauers auf Thomalla auf der Nordseeinsel Sylt.

Rudi Assauer und die Frauen

Inzwischen lebt Assauer bei seiner Tochter Bettina.

Rudi Assauer und die Frauen

Im April 2011 hatte Assauer im Gelsenkirchener Schloss Horst noch einmal geheiratet - und zwar ...

Rudi Assauer und die Frauen

... die 21 Jahre jüngere Britta Idrizi. Gemeinsam mit Idrizi besuchte er ...

Rudi Assauer und die Frauen

... zum Beispiel die Cranger Kirmes.

Nach seiner Karriere auf Schalke ab 2006

Trotz seines Rücktritts blieb er auf Schalke präsent - einige Fans vermissten ihn sogar.

Nach seiner Karriere auf Schalke ab 2006

Rudi Assauer besuchte 2009 die Essener Zeche Zollverein - 2003 hatte er die Auszeichnung "Bürger des Ruhrgebietes" erhalten.

Nach seiner Karriere auf Schalke ab 2006

Im November 2008 kam Assauer zur Beerdigung des langjährigen Betreuers Charly Neumann.

Nach seiner Karriere auf Schalke ab 2006

Beim "SuperPott"-Turnier für Traditionsmannschaften im März 2011 unterhielten sich Assauer und Huub Stevens mit BVB-Sportdirektor Michael Zorc.

Nach seiner Karriere auf Schalke ab 2006

Assauer beim Abschiedsspiel von Marcelo Bordon im Juli 2011 in der Arena.

Nach seiner Karriere auf Schalke ab 2006

Am 31. Juli 2011 schaute sich Assauer das DFB-Pokalspiel zwischen dem FC Teningen und Schalke 04 in Freiburg an.

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