Essen. . Vorsicht vor Riesenböllern zu Silvester! Die Feuerwerks-Batterien sind so groß wie ein Schuhkarton und enthalten mehr als doppelt soviel Explosivstoff wie bisher. Die Feuerwehren befürchten schwere Verletzungen. Und mahnen zu mehr Sorgfalt im Umgang mit Böllern.

Silvester ist für die Feuerwehr in Bochum eine Horrornacht: dutzende Verletzte mit schweren Verbrennungen, Knalltrauma oder Böllerrückständen im Auge, hinzu kommen so viele Brandeinsätze wie an keinem anderen Tag im Jahr. Feuerwerkskörper fliegen auf Balkone und in Wohnzimmer hinein oder setzten Müllcontainer in Brand. „Das ist enormer Stress“, sagt Feuerwehr-Sprecher Simon Heußen. Doch diesmal könnten die Retter noch mehr zu tun bekommen.

In diesem Jahr werden den Menschen auf den Straßen in NRW zu Silvester vermehrt besonders dicke Ladungen um die Ohren fliegen. Seit Ende 2009 sind im Zuge einer europaweiten Gesetzesangleichung auch in Deutschland Feuerwerkskörper bis zu 500 Gramm erlaubt. Zuvor lag die Obergrenze bei 200 Gramm. Im Handel setzten sich die Riesenböller jedoch erst in diesem Jahr so richtig durch. „Es dauert immer eine Weile, bis die Produkte für einzelne Hersteller zugelassen werden“, erklärt Ulrike Rockland von der Bundesanstalt für Materialforschung- und prüfung (BAM). 2011 seien die Zulassungsanfragen für die Mega-Kracher spürbar gestiegen.

Verletzungsgefahr steigt

Die neuen Feuerwerksbatterien haben die Größe eines Schuhkartons. „Wenn man an so einer Rakete etwas falsch macht, kann es zu schlimmeren Verletzungen kommen als bisher“, warnt Christoph Söbbeler von der Bezirksregierung Arnsberg. Auch Feuerwehr-Sprecher Heußen rechnet damit, dass die Verletzungsgefahr durch die Riesenböller steigt.

Dabei sind es vor allem die Zündler selbst, die die Schuld an Verletzungen und Bränden tragen. „Die meisten Unfälle entstehen durch falschen Umgang mit den Feuerwerkskörpern“, klagt Reinhard Bartels von der Dortmunder Feuerwehr. Immer wieder würden Böller in der Hand gezündet oder auf Häuserwände und Menschen abgeschossen. Auch der Schutzabstand von acht Metern werde häufig nicht beachtet. „Die Sicherheitshinweise auf der Packung müssen unbedingt befolgt werden“, mahnt Söbbeler.

Finger weg vom Alkohol

Die Feuerwehr in Essen rät außerdem, nur zugelassene Feuerwerkskörper zu kaufen. „Dabei sollte man unbedingt auf die BAM-Identifikationsnummer auf der Verpackung achten“, sagt Sprecher Mike Filzen. „Die Qualität hat natürlich auch ihren Preis. Illegale Böller sind deutlich billiger.“ Wer ganz sicher sein möchte, sollte die Silvester-Raketen in einer der großen Handelsketten erwerben. „Beim Verkauf aus dubiosen Quellen ist Vorsicht geboten. Hin und wieder kommt es zudem vor, dass BAM-Nummern gefälscht werden“, sagt Rockland. „Die Nummern können gegoogelt und auf der Internetseite der BAM überprüft werden.“

Die BAM warnt zudem vor Feuerwerkskörpern mit defekten Anzündschnüren, die derzeit im Umlauf sind. „Die Schnüre brennen so schnell ab, dass die Raketen sofort hochgehen“, erklärt Filzen. Und eines ist für den Feuerwehr-Sprecher ganz klar: „Wer an Raketen rumzündelt, sollte unbedingt nüchtern sein.“