Essen.
Silvester ist für ihn Routine. Sasha Tietze (26) ist Geschäftsführer des Unternehmens „Feuerwerk ohne Grenzen“ und koordiniert Großfeuerwerke wie bei der Eröffnung von Ruhr 2010. Silvesterknaller? Für ihn Peanuts.
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Tietze schwingt seine Arme zum Rhythmus der Musik. „Bäm, jetzt zündet eine 30-sekündige Bombe. Und zack, auf den Beat auch noch ein Effekt.“ Ein Komponist mit Sprengstoff bei einer Trockenübung vor dem inneren Auge.
Beruf zwischen Spaß und Gefahr
In der Silvesternacht wird er in einer Disco eine Showeinlage liefern, damit die Gäste um Mitternacht nicht herauslaufen, und die Stimmung (und der Umsatz) abflacht. In den Tagen zuvor hat er Gastronomen kleine Feuerwerke gebastelt, damit den Gästen nach dem Gaumengenuss noch etwas mehr geboten wird. Das Auge isst ja bekanntlich mit.
Pyrotechniker, sagt Tietze selbst, ist ein Beruf, bei dem Spaß und Gefahr eng verbunden sind. Ein bisschen ist der gebürtige Gelsenkirchener in den Beruf hineingeboren. Sein Vater Walter Tietze (57) ist auch im Unternehmen. Sohn Sasha machte mit 18 eine Lehre zum Pyrotechniker, war mit 21 Jahren Deutschlands jüngster Feuerwerker. „Die Macht der Chemie ist großartig. Es fasziniert mich, wenn Pappröhrchen plötzlich zu sprudeln und spritzen beginnen.“
Schaltzentrale eines Großfeuerwerks
Tietze, gewissermaßen die Schaltzentrale eines Großfeuerwerks, hält wenig von Raketen. Die Effekte seien mager und die Holzstäbe an den Raketen speziell in dicht bebauten Wohnsiedlungen ein Risiko. „Wenn der Holzstab aus 90 Metern Höhe zu Boden fällt, möglicherweise ins Auge des zehnjährigen Bruders, ist Silvester aus.“ Tietze ärgert sich über die Leichtsinnigkeit mancher Leute. „Ich fahre betrunken nicht mit dem Auto, dann sollte ich betrunken eigentlich auch keine Feuerwerke anzünden.“
Sein persönliches Lieblingseffekt: „Bocarde Crown“, ein goldener Regen. Goldige Stimmung dürfte seine Branche angesichts der Gelder haben, die Veranstaltern Feuerwerke Wert sind. Doch bei der Frage nach konkreten Summen: Stille. Es gäbe Abkommen mit Auftraggebern, nichts zu verraten. Ab 1100 Euro geht’s los, bei Betriebs-Feiern oder Geburtstagen. Bei der Eröffnungsfeier auf Zollverein sind Tonnen an Sprengstoff in der Luft „verballert“, da geht es um andere Beträge.
Brennende Tischdecke
Probe-Feuerwerk
„Feuerwerk ohne Grenzen“ heißt seine Firma zwar. Aber Tietze sagt, man müsse auch mal den „Arsch in der Hose haben“ und Anfragen ablehnen. Es gibt kreative Wünsche, die er wegen Sicherheitsbedenken absagt. „Toi, toi.“ Tietze streicht eine Strähne aus dem Gesicht. „Bisher ist noch nichts passiert. Einmal sei eine Tischdecke bei einem Indoor-Feuerwerk angebrannt. Mehr nicht.