2,8 Millionen Tiere bei Versuchen eingesetzt - höchster Stand seit 2000
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Berlin/Bonn. . Rund 2,8 Millionen Tiere wurden in Deutschland bei Versuchen eingesetzt, teilt das Bundeslandwirtschaftsministerium mit. Das ist die höchste Zahl seit dem Jahr 2000. Die meisten Tierversuche werden zur Erforschung von Krankheiten benötigt. Der Tierschutzbund spricht von einem politischen Skandal.
Rund 2,86 Millionen Tiere wurden 2010 für Tests und andere wissenschaftliche Zwecke in Deutschland eingesetzt. Damit ist die Zahl der Tierversuche auf den höchsten Stand seit zehn Jahren gestiegen , wie das Bundeslandwirtschaftsministerium auf seiner Internetseite mitteilte. Im Vorjahr waren es noch 70.000 Tiere weniger.
Betroffen waren vor allem Mäuse, Ratten, Fische und Vögel. Das Ministerium begründete den Trend mit dem Ausbau des Forschungsstandortes Deutschland. Tierschützer äußerten sich empört. Inzwischen sind die Zahlen zum siebten Mal in Folge gestiegen. Allein bei den Fischen kamen zusätzliche 50.000 zum Einsatz.
Tierversuche meist zur Erforschung von Krankheiten
Die Gentechnik gewinnt dabei zunehmend an Bedeutung: In diesem Forschungsbereich wurden im vergangenen Jahr 115.000 zusätzliche Mäuse, Ratten, Kaninchen, Schweine und Fische gentechnisch verändert und in Versuchen eingesetzt. Nach Ministeriumsangaben dienten zwei Drittel aller eingesetzten Versuchstiere der Erforschung von Krankheiten bei Mensch und Tier.
Zum zweiten Mal in Folge wurden mehr Pferde, Esel und Maultiere herangezogen. Hiervon waren 1400 Tiere betroffen (2009: 900). Die Anzahl der Hunde ging auf 3000 zurück, die der Katzen blieb konstant bei 800 Tieren. Bei den Affen kletterte die Zahl um fast 500 auf 2800 Tiere.
Von Blutabnahme bis zur OP
Der Deutsche Tierschutzbund sprach am Mittwoch von einem „Fazit jahrelangen Aussitzens“ und einem politischen Skandal. „Wir wollen ein eigenes Gesetz für den Umgang mit Labortieren, zumindest solange es Tierversuche noch gibt“, sagte Verbandspräsident Thomas Schröder. Bei der Umsetzung der EU-Richtlinie müssten alle Möglichkeiten genutzt werden, um Tierversuche endlich wirksam einzuschränken. Genehmigungsverfahren sollten verschärft werden. Nach den Worten des Tierschutzbundes stirbt alle elf Sekunden ein Tier im Labor.
Die Versuchstierzahlen umfassen alle Wirbeltiere, unabhängig von der Schwere des jeweiligen Eingriffs. Dazu zählt sowohl eine Blutentnahme als auch ein operativer Eingriff oder ein Arzneimitteltest.
Nach Darstellung des Ministeriums kann die Wissenschaft trotz des vermehrten Einsatzes von Alternativen nicht auf Tierversuche verzichten. Den Angaben nach dürfen in Deutschland grundsätzlich nur Wirbeltiere für Tests benutzt werden, die für solche Zwecke extra gezüchtet wurden. Ausnahmen gibt es bei landwirtschaftlichen Nutztieren und Fischen. Außerdem muss der Tierversuch ethisch vertretbar sein. So seien Tierversuche zur Entwicklung von Waffen, Tabakerzeugnissen, Waschmitteln und Kosmetika verboten. (dapd)
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