Berlin. . Die Zahl der Tierversuche ist in Deutschland wieder deutlich gestiegen. Das geht aus dem Tierschutzbericht der Bundesregierung hervor, der am Mittwoch vorgestellt wurde. Fortschritte gibt es bei der Hühnerhaltung.

In Deutschland werden wieder deutlich mehr Tiere für Forschungszwecke eingesetzt. Wie aus dem am Mittwoch vom Kabinett beschlossenen Tierschutzbericht hervorgeht, stieg die Zahl der Versuchstiere von rund 2,41 Millionen im Jahr 2005 auf 2,79 Millionen Tiere im Jahr 2009 an. Die Zahlen für 2010 sind noch nicht veröffentlicht.

Aus dem Tierschutzbericht geht auch hervor, dass sich das seit Anfang 2010 geltende Verbot der Käfighaltung von Hühnern nur geringfügig zugunsten der Freilandhaltung ausgewirkt hat. Statt in Käfigen leben die meisten Hühner jetzt in Bodenhaltung.

Nager sind die größte Gruppe

Als Grund für den Anstieg der Tierversuche wird vor allem der Ausbau des Forschungsstandorts Deutschland sowie der verstärkte Einsatz von transgenen Tieren, also eigens gezüchteten, gentechnisch veränderten Tieren, in der Forschung genannt.

Wie in den Jahren zuvor auch stellten 2009 die Nager, insbesondere die Mäuse, mit 87 Prozent die größte Gruppe der Versuchstiere. Der Anteil der Fische lag bei neun Prozent, der von Vögeln bei fünf und der landwirtschaftlichen Nutztiere bei rund einem Prozent. 2009 wurden den Angaben zufolge 90.000 Kaninchen, 3900 Hunde und 800 Katzen für Forschungszwecke verwendet.

Hühner leben vor allem in Bodenhaltung

Was die Geflügelhaltung angeht, so stieg der Anteil der Freilandhaltungsplätze für Hennen von 11,1 Prozent im Jahr 2008 auf 12,9 Prozent im vergangenen Jahr. Bei der sogenannten ökologischen Erzeugung gab es 2010 gar einen leichten Rückgang im Vergleich zum Jahr davor. Wurden 2008 noch 62,1 Prozent der Hühner aus Großbetrieben in Käfigen gehalten, sank dieser Anteil bis 2010 auf 18,2 Prozent. „In Deutschland gibt es innerhalb des Systems Käfighaltung praktisch nur noch Kleingruppenhaltungen“, heißt es dazu im Bericht.

Bei der Bodenhaltung haben sich die Verhältnisse umgekehrt entwickelt. Lebten 2008 noch 21,7 Prozent der Hennen in dieser Bewirtschaftungsform, waren es im vergangenen Jahr laut Tierschutzbericht 62,8 Prozent oder 23,03 Millionen Tiere. Bei der ökologischen Erzeugung gab es von 2008 auf 2009 einen Anstieg von 5,1 auf 6,3 Prozent. Im vergangenen Jahr sank ihr Anteil auf 6,2 Prozent.

Etwas mehr Platz als auf einem DIN-A4-Blatt

Tierschützer kritisieren, dass die Kleingruppenhaltung keine wesentliche Verbesserung darstellt. Sie bietet rund 35 bis 50 Tieren Platz, wobei jede Henne mindestens 800 Quadratzentimeter Raum haben soll. In der Batteriehaltung waren es nur 550 Quadratzentimeter. Zum Vergleich: Ein DIN-A-4-Blatt hat eine Fläche von knapp 630 Quadratzentimetern.

Nach einem Beschluss des Bundesverfassungsgerichts ist die Hennenhaltung in Kleingruppen verfassungswidrig. Das Bundeslandwirtschaftsministerium hat eine Änderung der Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung vorgelegt, die keine Regelungen für Kleingruppenhaltungen mehr vorsieht. Allerdings soll es einen Bestandsschutz bis Ende 2035 geben.

Handelsverbote für Hunde- und Katzenfelle

Der parlamentarische Staatssekretär im Bundeslandwirtschaftsministerium, Peter Bleser (CDU), erklärte in Berlin, wie der aktuelle Tierschutzbericht verdeutliche, habe die Regierung den Tierschutz konsequent verstärkt und dabei auch viele Bedenken und Anregungen der Bürger und der Verbände aufgegriffen. Auf deutschen Druck hin gebe es mittlerweile europaweit Handelsverbote für Hunde- und Katzenfelle sowie für Robbenerzeugnisse. Auch die Haltung von Zirkustieren werde besser überwacht.

Als weitere Beispiele nannte Bleser die Leitlinien des Bundeslandwirtschaftsministeriums für die Pferdehaltung unter Tierschutzgesichtspunkten sowie die Unterstützung „für wichtige Forschungsaktivitäten im Nutztierbereich und vor allem zur Entwicklung von Ersatz- und Ergänzungsmethoden zum Tierversuch“.

Die SPD kritisierte dagegen, dass sich im Tierschutz in den vergangenen beiden Jahren nichts getan habe und sich „stattdessen immer mehr die tierschutzfeindliche Positionen“ durchsetzen. (dapd)