Dresden. Das Motiv für die tödliche Messerattacke im Dresdner Landgericht war nach Überzeugung der Ermittler Ausländerhass. Gegen den 28-jährigen Deutschrussen, der bereits in Untersuchungshaft sitzt, wird wegen Mordes ermittelt. Bereits in wenigen Monaten soll Anklage erhoben werden.
«Das war eindeutig eine ausländerfeindliche Tat eines fanatischen Einzeltäters», sagte Oberstaatsanwalt Christian Avenarius am Freitag Avenarius sagte weiter, der Beschuldigte sei nach bisherigen Erkenntnissen ein Einzelgänger. Er habe offenkundig keine Kontakte zu rechtsextremistischen Gruppierungen gehabt. Derzeit würden in seiner Wohnung beschlagnahmte Unterlagen ausgewertet. Das ganze Tatgeschehen und die Vorgeschichte wiesen aber schon jetzt klar auf Ausländerhass als Motiv.
Zustand des Ehemanns ist weiterhin kritisch
Der Beschuldigte soll die 31-jährige Ägypterin am Mittwoch im Dresdner Landgericht mit mindestens 18 Messerstichen getötet und deren Ehemann lebensgefährlich verletzt haben, bevor er überwältigt werden konnte. Der Zustand des Mannes, der seine Frau schützen wollte, soll nach wie vor kritisch sein.
Die Frau war von dem Beschuldigten bereits Mitte 2008 auf einem Spielplatz als «Islamistin», «Terroristin» und «Schlampe» beleidigt worden. Die Muslimin hatte deswegen Anzeige gegen ihn erstattet und war als Zeugin geladen. Avenarius sagte, er habe sich bereits beim ersten Beleidigungs-Prozess als Ausländerhasser zu erkennen gegeben, für den Menschen aus der arabischen Welt «keine beleidigungsfähigen» Personen seien.
Täter war bislang nicht vorbestraft
Es habe dennoch nichts darauf hingedeutet, dass er nun in diesem Maße gewalttätig werden könnte. Der bislang nicht vorbestrafte Russlanddeutsche kam 2003 aus dem russischen Perm nach Deutschland. Avenarius sagte, unklar sei auch noch, ob er durch Chauvinismus in Russland oder deutsche Rechtsextremisten geprägt worden sei.
Die Staatsanwaltschaft will die Ermittlungen in dem Fall in wenigen Monaten zum Abschluss bringen und dann Anklage erheben. Es seien inzwischen auch Zeugen vernommen worden, die zur Tatzeit im Gerichtssaal gewesen seien.
Die ägyptische Familie hielt sich laut «Sächsischer Zeitung» im Rahmen eines Stipendiums ihrer Regierung seit vier Jahren in Dresden auf. Der Mann arbeitete als Pharmakologe am Max-Planck-Institut, seine schwangere Frau war in einer Apotheke beschäftigt. Die Familie wollte laut dem Bericht mit ihrem dreijährigen Sohn in einem Vierteljahr in die Heimat zurückkehren. (ap)