Essen. Den meisten von uns sieht man den Beziehungsstatus nicht an der Nasenspitze an - ein Glück auch, weder hungrige Singles noch Partner-fixierte Heimchen sind besonders attraktiv. Der Nachteil: Wer sowohl vergeben als auch monogam ist, muss hin und wieder Körbe verteilen. Doch wie, wann und wo?

Wisst Ihr, was ein „Boyfriend Drop“ ist? Ich bin keine Anhängerin von Anglizismen, aber hier geht’s nicht anders – wer lässt schon gerne seine Liebsten fallen.

Kalte Füße hat mein Freund auch immer

Nein, es geht um eine sehr nützliche Fähigkeit, die mir selbst vollkommen abgeht und, wie Erfahrungen im Freundeskreis zeigen, nicht nur mir. Dabei handelt es sich um eine Fertigkeit, die kaum hoch genug zu bewerten ist.

Zu diesem Zeitpunkt stellt sich die Frage nach dem rechten
Zu diesem Zeitpunkt stellt sich die Frage nach dem rechten "Drop" bereits nicht mehr. Foto: Imago

Wer die Kunst des „Boyfriend Drop“ beherrscht, dem bleiben ungezählte unangenehme Situationen erspart. Es geht darum, zur rechten Zeit (früh!) wie beiläufig die Existenz einer besseren Hälfte zu erwähnen. Im Idealfall so zeitig, dass der charmante junge Mann auf der anderen Seite des Cocktails noch mit halbwegs klarem Kopf entscheiden kann, ob er die Bekanntschaft auf freundschaftlichem Niveau vertiefen will – oder gar nicht. Beispielsätze zum Nachsprechen: „Ach, die Pizza nimmt mein Freund auch immer.“, „Och ja, das hier ist nett. Da war ich schon mal mit meinem Freund.“ Wenn sich Gelegenheit bietet zu Phrasen wie „So kalte Füße hat der Jan auch immer“, ist die Situation aus dem Ruder gelaufen. Oder genau das war beabsichtigt – aber, warum in aller Welt, erwähnst du ihn dann gerade jetzt?

Weiterhin zu vermeiden: Allzu früher, dauernder oder angestrengter Bezug auf den Freund: „Also, Jan mag das gar nicht, wenn ich…“. „Ich bin für einen Kaffee. Ist wieder furchtbar spät geworden mit Jan letzte Nacht.“ Wer nur von „wir“ und „uns“ spricht, geht auf Nummer sicher, wirkt aber auch ziemlich dröge.

Also, auf den Punkt gebracht: Ein vollendeter Boyfriend Drop ist ein klare Ansage zum Beziehungsstatus. Und zwar taktvoll. Und rechtzeitig. Ein verspäteter „Drop“, das garantiere ich, ist nicht mehr beiläufig und selten taktvoll. Gar kein Drop ist auch nicht viel besser - oder beabsichtigt, aber das wäre ein anderes Thema.

Ausflüchte auf der Bettkante

Der Elektroschocker schmerzt und muss nicht sein. Ein klares Wort zur rechten Zeit wird auch er vorziehen. Foto: Imago
Der Elektroschocker schmerzt und muss nicht sein. Ein klares Wort zur rechten Zeit wird auch er vorziehen. Foto: Imago

Da ist zum Beispiel die Geschichte mit dem Abendessen. Ein Bekannter vom Sport lud mich ein. Wir tranken Wein, er redete von sich, worauf ich mehr Wein trank. Danach zogen wir in seine WG weiter, die seltsam verlassen war. Er geleitete mich auf dem kürzesten Weg von der Haustür in sein Zimmer. Wie es in einer Wohngemeinschaft so ist, zugleich sein Schlafzimmer. Und, na so etwas, man konnte nur auf dem Bett sitzen. „Mach’s dir ruhig bequem“, sagte er. „Aber er muss doch wissen…“, dachte ich. „Das hab ich doch erwähnt. Oder nicht?“ „Du kannst dich auch gern hinlegen“, sagte er und rutschte näher. „Oder die Schuhe ausziehen.“ Vielleicht nicht der geschickteste Weg, eine Frau in die Federn zu bekommen, aber eindeutig genug. Spätestens da zerplatzten in meinem Kopf alle Zweifel an seinen Absichten.

Nicht nachlassen, dachte ich, reden. Viel reden, so lange, bis ich hier ohne Gesichtsverlust verschwinden kann. Aber nicht so lange quasseln, dass er genug Zeit zum Ausziehen findet. Es waren die zehn eloquentesten Minuten meines bisherigen Lebens. Meine Abschiedsworte gingen in Richtung von „muss noch lernen“, „schon spät“. Seine endeten, so glaube ich mich zu erinnern, auf „Ja, aber…“.

Also, meine Damen, noch mal für den Hinterkopf: Der perfekte Boyfriend Drop zeichnet sich aus durch

- gutes Timing und

- elegante Beiläufigkeit.

Und habe ich schon erwähnt, dass ich solo bin? Aber auch das kann sich rächen. Erzähle ich bei Gelegenheit mal.

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