Rom. . 2009 wurde sie des Mordes schuldig gesprochen – 2011 ist sie als freie Frau wieder auf dem Weg in ihre Heimat. Amanda Knox ist laut Gericht unschuldig, die Angehörigen des Opfers Meredith Kercher ratlos - und die Ermittlungen stehen wieder am Anfang.
Nach dem Freispruch für die 24-jährige Amanda Knox und ihren Exfreund Raffaele Sollecito (27) herrscht vor allem auf der Seite der Angehörigen des Mordopfers Ratlosigkeit. Mutter und Geschwister waren bei der Urteilsverkündung anwesend.
Am 1. November 2007 war die britische Studentin Meredith Kercher in der mittelitalienischen Stadt Perugia brutal ermordet worden. Dafür saßen die beiden jungen Studenten, die in erster Instanz zu 26 und 25 Jahren Haft verurteilt worden waren, vier Jahre im Gefängnis. Bei der Urteilsverkündung des Berufungsgerichts am späten Montagabend waren auch Mutter und Geschwister des Mordopfers anwesend. Sie waren von der Wende wie vor den Kopf gestoßen.
Ein Freispruch erster Klasse
„Wir respektieren die Entscheidung der Richter, aber wir begreifen nicht, wie die Entscheidung des ersten Prozesses so radikal umgestoßen werden konnte“, erklärt die Familie. Es ist ein Freispruch erster Klasse und nicht nur mangels Beweisen, wie betont wurde. Das heißt, dass das Berufungsgericht von der Unschuld der beiden Studenten überzeugt ist.
In dem Mordfall steht man jetzt fast wieder am Anfang. Man weiß lediglich, dass der ursprünglich von der Elfenbeinküste stammende Rudy Guede an dem Mord beteiligt war. Von ihm fand man DNA-Spuren an und in der Leiche. Er war in einem gesonderten Verfahren zuerst zu 30 Jahren Haft verurteilt worden, in einem Berufungsverfahren dann zu 16 Jahren. „Der Freispruch wirft neue Fragen auf. Wir wissen, dass sich Rudy Guede nicht allein am Tatort befand. Wenn Amanda und Raffaele nicht bei ihm waren, muss man herausfinden, wer beim Mord dabei war“, so Lyle Kercher, der Bruder des Mordopfers.
Amanda Knox könnte mit ihrer Geschichte reich werden
„Wir wollen nicht, dass Unschuldige im Gefängnis sitzen. Wir wollen aber, dass die Wahrheit ans Licht kommt“, sagte Merediths Schwester Stephanie. Das Schlimmste sei zu wissen, dass der Mörder offensichtlich noch immer frei sei. Sowohl Familie Kercher als auch Staatsanwalt Giuliano Mignini wollen das Urteil anfechten. Es geht also weiter bis in die höchste Instanz.
Amanda Knox hingegen ist glücklich über ihre Freiheit und war am Dienstag mit ihrer Familie bereits auf dem Weg nach Amerika. In einem offenen Brief schrieb sie: „Viele haben meinen Schmerz geteilt und haben mir geholfen, hoffnungsvoll zu überleben. Ich werde immer dankbar sein: Allen, die mir geschrieben haben, allen, die mich verteidigt haben, allen, die für mich gebetet haben. Ich habe Euch lieb, Amanda“.
Während der britische Premierminister David Cameron in einem Interview aufrief, sich jetzt vorrangig der Familie Kercher zuzuwenden, könnte nach Ansicht des bekannten englischen PR-Managers Max Clifford Amanda Knox mit ihrer Geschichte rund 23 Mio Euro einnehmen. Anfragen für lukrative Interviews soll es bereits jetzt geben. (we)