München. Im Prozess gegen den ehemaligen Leichtathletik-Bundestrainer Ewald K. wegen sexuellen Missbrauchs bleibt den betroffenen Kindern und Jugendlichen eine Zeugenaussage vor Gericht voraussichtlich erspart.
Verteidiger Florian Schneider kündigte am Dienstag in einer Verhandlungspause im Münchner Landgericht ein umfassendes Geständnis seines Mandanten für den frühen Nachmittag an. Damit müssten die acht Opfer nicht zum Prozess erscheinen. Ein Urteil soll dann bereits am zweiten Verhandlungstag, am Mittwoch fallen.
Missbrauch in 300 Fällen
Die Staatsanwaltschaft wirft dem 49 Jahre alten Ex-Bundes- und Landesleichtathletiktrainer knapp 300 Fälle des sexuellen Missbrauchs von Kindern und Jugendlichen vor. Ewald K. soll sich zwischen 1990 und 2008 an acht männlichen Sportlern im Alter zwischen 8 und 17 Jahren vergangen haben. Anwalt Schneider rechnet mit einem «moderaten» Strafmaß deutlich unter 15 Jahren. Er betonte, sein Mandant wolle eine Therapie beginnen. In einem Rechtsgespräch hatten sich Gericht und Verteidigung am Vormittag über Details im Falle eines Geständnisses des Angeklagten verständigt.
In mindestens 215 Fällen ging es laut Anklage um einen achtjährigen Jungen, den der ehemalige Trainer des TSV Penzberg über sechs Jahre hinweg sexuell missbrauchte. In 82 Fällen handelte es sich um sieben Jugendliche unter 18 Jahren. In 15 Fällen soll der sexuelle Missbrauch mit Körperverletzungen verbunden gewesen sein. So habe vor allem sein jüngstes Opfer durch die Misshandlungen erhebliche Schmerzen erleiden müssen, oft habe nach den Taten eines seiner Beine bis zu einer halben Stunde gezittert. Den Jungen soll Ewald K. mit Geld- und Sachgeschenken regelmäßig zum Schweigen überredet haben.
Trainer am Olympia-Stützpunkt
Der Angeklagte war zunächst Leichtathletiktrainer im oberbayerischen Penzberg und auch am Isar-Sportgymnasium in München. Später trainierte er dann auch Kader des bayerischen und deutschen Leichtathletikverbands. Unter anderem arbeitete er mit Top-Sprinter Christian Blum zusammen.
Tatort war unter anderem der Olympiastützpunkt Bayern im Münchner Olympiastadion und ein Trainingslager im türkischen Antalya. Seit November vergangenen Jahres sitzt der Ex-Trainer in Untersuchungshaft.
(ddp)