Salzgitter. . Wieder erschüttert ein Missbrauchs-Fall die katholische Kirche: Ein Pfarrer aus Salzgitter soll sich mehrfach an einem zehnjährigen Jungen vergangen haben. Der Geistliche hat die Taten laut Polizei weitgehend gestanden.
Der am Wochenende wegen sexuellen Missbrauchs an einem Kind verhaftete katholische Pfarrer aus Salzgitter soll sich nach Angaben der Staatsanwaltschaft mehrfach an seinem Opfer vergangen haben. Dem Mann werde zur Last gelegt, "in einer Vielzahl von Fällen" sexuelle Handlungen an einem zu Beginn der Tatzeit zehnjährigen Jungen vorgenommen zu haben, sagte Behördensprecherin Birgit Seel am Montag.
Sie bestätigte Angaben der Polizei, dass der Geistliche die ihm zur Last gelegten Taten "im Wesentlichen eingeräumt" habe. Der Beschuldigte war am Freitag vorläufig festgenommen und seine Wohnung durchsucht worden. Dabei stellten die Ermittler den Angaben zufolge auch Datenträger und Schriftmaterial sicher, die noch ausgewertet werden müssen.
Staatsanwaltschaft sieht "Wiederholungsgefahr"
Das Amtsgericht Salzgitter ordnete am Samstag auf Antrag der Staatsanwaltschaft Untersuchungshaft an. Als Haftgrund nannte Sprecherin Seel am Montag "Wiederholungsgefahr". Am Sonntag wollte der Pfarrer eigentlich mit Jugendlichen zu einer Freizeit in den französischen Wallfahrtsort Taizé aufbrechen. Die Reise wurde nach der Festnahme des Mannes kurzfristig abgesagt.
Nach einem Bericht der "Braunschweiger Zeitung" hat sich 2007 in der Wohnung des Pfarrers im Pfarrhaus ein junger Mann erschossen. Er soll dort Wohnrecht gehabt haben. Ein Teil der katholischen Gemeinde habe sich seit diesem Vorfall um einen neuen Pfarrer bemüht. "Es gab Knatsch, wir wollten ihn weghaben und haben uns an das Bistum Hildesheim gewandt", zitiert das Blatt ein Gemeindemitglied.
Das Bistum Hildesheim kündigte für Montagnachmittag eine Pressekonferenz zu den Vorfällen an. Zuvor hatte das Bistum bereits erklärt, sich aktiv an der Aufklärung der Vorwürfe gegen den Priester zu beteiligen. Nach Angaben eines Sprechers waren dem Bistum bereits vor einem Jahr Vorwürfe gegen den verhafteten Pfarrer wegen angeblich distanzlosen Verhaltens gegenüber einer Person bekanntgeworden. Daraufhin habe man die Staatsanwaltschaft gebeten, den Verdacht eines etwaigen Missbrauchs zu prüfen. Die Ermittlungsbehörde habe damals aber keinen Anhaltspunkt für einen Anfangsverdacht gesehen. (dapd)