London. . Der britische Medienmogul Rupert Murdoch steht zunehmend alleine da. Nach dem Skandal, dass eine seine Zeitungen Handys von Terroropfern abgehört haben soll, gerät er weiter ins Visier des FBI.
Dallas an der Themse: Im Medienkrimi um die Familiendynastie Murdoch, um fiese Machenschaften, Schlagzeilen und Geld, hat der Senior gestern seine letzte Vertraute, Rebekah Brooks, geopfert. Nach dem Abgang seiner wichtigsten Managerin im Königreich stehen Rupert Murdoch und Sohn James jetzt allein auf der Brücke. Dienstag müssen sie sich dem Unterhaus erklären. Danach hat das FBI noch ein paar Fragen.
Murdoch schafft es nicht aus dem Sumpf
So viel Ballast Rupert Murdoch auch abwirft, er schafft es nicht, sein Imperium aus dem Sumpf zu ziehen. Eine Zeitung, bei der Handys von Terroropfern und ermordeten Teenagern abgehört wurden, hat der Medienmogul am Sonntag kurzerhand dicht gemacht. Als Gesicht und Blitzableiter des Skandals sollte Ex-Chefin Brooks weiter die Einschläge vom Herzen des globalen Konzerns, der Familie Murdoch, fernhalten. Doch auch das funktionierte zum Schluss nicht mehr. „Die Umstände, die wir heute kennen, tun mir zutiefst Leid“, schreibt sie gestern in ihrer Kündigung. Bis jetzt ist dies die einzige Entschuldigung in einem Skandal, dessen Ausmaße Londoner PR-Manager bereits mit dem Image- und Finanzverlust vergleichen, den BP durch die Öl-Katastrophe im Golf von Mexiko erlitten hat.
Auf James und Rupert Murdoch konzentriert sich nun die geballte Empörung in Westminster. Vom „Ende einer Diktatur“ orakelt bereits der populäre Wirtschaftsminister Vince Cable. Auf den Parlamentsfluren wurde gar spekuliert, ob man Murdochs Privatjet nicht festsetzen und ihn dazu zwingen kann, dem Unterhaus Rede und Antwort zu stehen. „Wir stellen klar, dass James und Rupert Murdoch ihr Verhalten vor dem Parlament erklären sollen, nachdem sich ihre vorherigen Aussagen als unwahr erwiesen haben.“ Dienstag kommt es zum vorläufigen Showdown in dieser Affäre: Nachdem sich Vater und Sohn erst vor einem Auftritt gedrückt haben, wollen sie sich den Fragen stellen.
Ein Vorgeschmack auf weitere Befragungen
Für die Murdochs dürfte die Konfrontation mit wütenden Abgeordneten ein Vorgeschmack auf weitere Befragungen sein. Nach Angaben des US-Generalstaatsanwaltes Eric Holder hat das FBI seine Ermittlungen aufgenommen. Offenbar gibt es Hinweise, dass Boulevard-Journalisten auch versucht haben, Mailboxen von Angehörigen der 9/11-Toten abzuhören.