London. .
Die durch den Abhörskandal unter Druck geratene Chefin der britischen Zeitungsgruppe News International, Rebekah Brooks, tritt zurück. Inzwischen hat auch die Bundespolizei der USA Ermittlungen gegen ihren Chef, Medienmogul Murdoch, eingeleitet.
Die durch den Abhörskandal in Großbritannien unter Druck geratene Chefin der britischen Zeitungsgruppe News International, Rebekah Brooks, ist zurückgetreten. Die Ex-Chefredakteurin der Boulevardzeitung "News of the World" entschuldigte sich am Freitag für die illegalen Abhörpraktiken und gab ihren Posten auf. Der Murdoch-Konzern gerät unterdessen auch in den USA ins Visier der Behörden, wo das FBI Ermittlungen einleitete.
In einer Mitteilung an die Angestellten von News International, der britischen Tochter des Konzerns News Corp von Medienmogul Rupert Murdoch, erklärte Brooks, sie fühle sich dafür verantwortlich, dass Menschen "verletzt" worden seien. Sie wolle daher noch einmal wiederholen, wie sehr sie die jetzt bekannt gewordenen Vorgänge bedauere. Als Konzernchefin habe sie zuletzt "im Fokus der Debatte" gestanden, erklärte die 43-Jährige. Dies habe von den "ehrlichen Bemühungen" des Konzerns abgelenkt, "die Probleme der Vergangenheit zu lösen".
Brooks war zur Zeit des Abhörskandals Chefredakteurin der inzwischen eingestellten Boulevardzeitung "News of the World", später leitete sie die Redaktion des Murdoch-Blatts "The Sun". Sie hat stets angegeben, nichts von den illegalen Abhörpraktiken gewusst zu haben.
Ein Sprecher von Premierminister David Cameron sagte am Freitag, Brooks" Rücktritt sei "die richtige Entscheidung". Am Mittwoch hatte Cameron gesagt, Personen, die in den Skandal verwickelt seien, sollten nicht nur vor Gericht gestellt werden, sondern auch keine Führungspositionen bei britischen Medien ausüben dürfen. Zuvor hatte er indes enge Beziehungen zu Murdoch-Medien und auch zu Brooks persönlich gepflegt.
Medienmogul Rupert Murdoch gerät auch in den USA unter Druck
Rupert Murdoch gerät derweil auch in den USA unter Druck: Die US-Bundespolizei FBI leitete Ermittlungen gegen sein Medienimperium ein. Auslöser waren Vermutungen, Journalisten der News Corp. könnten versucht haben, Telefone von Opfern der Terroranschläge vom 11. September anzuzapfen. Murdoch verteidigte unterdessen das Vorgehen seines Unternehmens im Abhörskandal um das britische Boulevardblatt „News of the World“.
Der Konzern werde sich von allen negativen Auswirkungen der Vorwürfe erholen, sagte der 80-Jährige dem „Wall Street Journal“, das ebenfalls News Corp. gehört. Berichte, er werde wegen des Skandals alle seine britischen Zeitungen verkaufen, wies Murdoch ebenso zurück wie Kritik daran, wie er und sein Sohn James auf die Krise reagierten. Er ärgere sich über all die negative Presse in jüngster Zeit, erklärte er.
Rivalisierender „Daily Mirror“ erhob Anschuldigungen
US-Justizminister Eric Holder bestätigte am Freitag die Einleitung von Ermittlungen. Mitglieder des US-Kongresses hätten die Untersuchungen gefordert, sagte Holder auf einer Pressekonferenz in Australien. Aus Justizkreisen in den USA verlautete, mehrere Abgeordnete und Senatoren hätten FBI-Direktor Robert Mueller schriftlich aufgefordert, gegen Mitarbeiter der News Corp. zu ermitteln.
Die Vorwürfe gegen Murdoch gehen zurück auf den rivalisierenden „Daily Mirror“, der unter Berufung auf anonyme Quellen berichtete, Journalisten seien an einen US-Ermittler herangetreten und hätten sich besonders für die britischen Opfer der Terroranschläge interessiert. Der Ermittler habe die Journalisten abgewiesen.
Sollten Amerikaner Opfer von Abhöraktionen geworden sein, könnten die Führungskräfte der News Corp. straf- und zivilrechtlich zur Verantwortung gezogen werden. Experten halten es jedoch für unwahrscheinlich, dass damit die US-Zeitungen des Konzern in Gefahr geraten. Auch ein Entzug der Lizenzen für die Fernsehsender Fox steht wohl nicht an.
Aussage in der kommenden Woche
Murdoch und sein Sohn James erklärten sich nach einer brüsken Absage überraschend doch bereit, zum Abhörskandal bei der „News of the World“ vor einem Untersuchungsausschuss des britischen Parlaments auszusagen. Beide seien dabei, ihre Teilnahme am Dienstag zu bestätigen, teilte News Corp. am Donnerstag mit.
Murdoch und sein Sohn hätten die Absicht, vor dem Parlamentsausschuss zu erscheinen, sagte News Corp.-Sprecherin Miranda Higham. Wenige Stunden zuvor hatte der Medienmogul eine Aussage noch abgelehnt. Sein Sohn erklärte, er könne erst am 10. oder 11. August erscheinen. Der Parlamentsausschuss für Kultur, Medien und Sport forderte Murdoch, seinen Sohn und Rebekah Brooks, die Chefin von News International, auf, in der kommenden Woche vor den Abgeordneten zu erscheinen.
„News of the World“ gehörte zum Konzern News International, der britischen Tochterfirma von News Corp., dem Medienimperium Murdochs. Wegen des Abhörskandals hat Murdoch die 168 Jahre alte Zeitung eingestellt und am Mittwoch auf die Übernahme des britischen Fernsehsenders BSkyB verzichtet. (afp/dapd)