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Dass der Kapitän der Air-France-Maschine nicht im Cockpit war, als diese im Juni 2009 in den Atlantik stürzte, ist nicht außergewöhnlich. Auf Langstreckenflügen stünden den Piloten bestimmte Ruhezeiten zu, erklärt der Sprecher der Pilotenvereinigung „Cockpit“, Jörg Handwerg. Im Cockpit sitzen während dieser Zeit zwei Piloten, die den Kapitän vertreten können – und beide sind in der Lage, ein Flugzeug sicher zu fliegen. „Es gibt da Verwirrung, wenn nur gesagt wird, der Pilot war nicht im Cockpit. Das sind alles Piloten“, sagt Handwerg.
Ab wann ein dritter Pilot im Cockpit sitzt, ist nicht einheitlich geregelt. In Amerika muss laut Tarifvertrag ab acht Stunden Flugzeit Verstärkung kommen. Bei der Lufthansa gilt das ab 4200 nautischen Meilen, etwa acht bis neun Flugstunden. Zu dritt sitzen die Piloten nur beim Start und bei der Landung im Cockpit. Im Notfall könnte der dritte Mann natürlich geweckt werden, sagt Handwerg. „Aber das Umfliegen eines Gewitters, wie es bei der Air-France-Maschine der Fall war, ist ein alltäglicher Vorgang.“ Da würde der dritte Mann normalerweise nicht benötigt.
Die Ruhezeiten sind für die Flugsicherheit wichtig. Denn nach vielen Stunden im Cockpit lasse die Konzentration nach, so Handwerg. Meist können die Piloten in Schlafräumen hinter dem Cockpit auf Liegen schlafen. Bei kürzeren Flügen, darunter fallen auch Flüge von New York nach Europa, seien die Piloten normalerweise zu zweit, sagt „Cockpit“-Sprecher Handwerg. Und dann verlässt der Kapitän das Cockpit nur kurz und nur, wenn es notwendig ist – beispielsweise wenn er zur Toilette muss.
Die Air-France-Maschine war am 1. Juni 2009 in Rio de Janeiro gestartet. Kurze Zeit später verschwand das Flugzeug noch vor der brasilianischen Küste von den Radarschirmen. Bei dem Absturz kamen alle 228 Passagiere ums Leben. Warum die Maschine abstürzte, konnte bislang nicht geklärt werden. Bis Ende Juni 2011 sollen die Ergebnisse aus den Flugschreibern und den Stimmenrekordern vorliegen. Sie sind am 1. Mai vom Meeresboden geborgen worden.