München. . Die ARD macht sich für mehr Vielfalt bei Themen und Gästen in Talk-Shows stark. Die Initiative von Programmchef Volker Herres war überfällig. Schließlich startet bald Günther Jauchs Talk.

Der Talk-Sender ARD will seine Gesprächskreise künftig besser organisieren. Eine Neuordnung von Themen und Gästen ist unverzichtbar. Denn nach der Sommerpause stößt ein neuer Dauerplauderer zum Talk-Quartett des Ersten: Günther Jauch.

Doch schon jetzt rangeln die Redaktionen. Im Februar gab es zwei Top-Themen: die politischen Umwälzungen in Nordafrika und, natürlich, die Turbulenzen um die Doktor-Spiele von Karl-Theodor zu Guttenberg, der am Dienstag als Verteidigungsminister hinwarf. Der Bürgerproteste in Arabien nahm sich Anne Will gleich zwei Mal an, auch Frank Plasberg waren sie einen Abend wert – und selbst dem eher unpolitischen Reinhold Beckmann. Gleich zwei Mal nahm sich Will auch den Fall Guttenberg zur Brust, Frank Plasberg und Sandra Maischberger sekundierten.

Auch bei den Gästen war Not am Mann. Der als erster Jauch-Millionär aktenkundig gewordene Historiker Eckhard Freise und der pensionierte Nahost-Experte Ulrich Kienzle mussten dieser Tage zwei Mal ran, Nikolaus Blome von Guttenbergs Haus-Postille „Bild“ gar drei Mal.

Von Henkel bis Von der Leyen

Schlaglicht, gewiss. Einzelfälle sind es nicht. Der Branchendienst „meedia.de“ rechnete vor kurzem vor, dass die Talkshows von Erstem und Zweitem 2010 eine Endlosschleife unvermeidlicher Gäste boten – allen voran Stuttgart-21-Schlichter Heiner Geißler mit ingesamt zwölf Auftritten. Ihm folgte Wirtschaftsstar Hans-Olaf Henkel, Journalist Hans-Ulrich Jörges. Historiker Arnulf Baring, FDP-Politiker Martin Lindner und Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU).

Damit soll jetzt Schluss sein. Das jedenfalls hat sich ARD-Programmchef Volker Herres vorgenommen: „Die Talkshow-Redaktionen des Ersten sollen sich künftig noch besser untereinander vernetzen. Durch die wechselseitige Transparenz und den ständigen Austausch der Planungen können dann sehr frühzeitig unnötige Dopplungen bei Themen und Gästen vermieden werden.“

Schlichter ist bereits benannt

Doch keine machtvolle Ansage ohne Einschränkungen: „Selbstverständlich wird es aber immer wieder überragende, aktuelle Themen geben, die sinnvollerweise in verschiedenen Talk-Formaten diskutiert werden müssen – weil sie sich im Laufe der Woche durch neue Aspekte und neue Ereignisse weiter entwickeln. Da macht es keinen Sinn, B-Themen zu verordnen, nur um Dopplungen zu vermeiden.“ Wichtig sei aber, „neue Aspekte, andere Schwerpunkte und unterschiedliche Gäste“ in den ARD-Talks zu präsentieren.

Als Schiedsrichter führt Herres ARD-Chefredakteur Thomas Baumann ins Feld. Er darf sich mit vier, ab Herbst mit fünf konkurrierenden Redaktionen herumschlagen. Ob er seiner Aufgabe gewachsen ist? Wir werden sehen.

P.S.

Der Fall Guttenberg endete mit Guttenbergs Fall. Sandra Maischberger änderte gestern kurzfristig ihr Thema. Unvermeidlicher Gast: Nikolaus Blome von „Bild“. Mode-rator Frank Plasberg beschäftigt sich heute, 22.15 Uhr, im Ersten bei „hart, aber fair“ mit demselben Thema.