Essen. . Die 300. Sendung von Sandra Maischberger in der ARD wollte die Frage aufwerfen, wie geil Geld ist und ob Reichtum eine Schande ist. Dabei stand nicht der Reichtum an sich in der Kritik, sondern vielmehr der Umgang mit dem vielen Geld.
Richtig spannend wird eine Talkshow erst, wenn nicht nur unterschiedliche Ansichten aufeinander treffen, sondern gleich zwei ganz andere Welten. Bei „Menschen bei Maischberger“ am Dienstagabend zeigte ein Ex-Lottomillionär, wie man in kurzer Zeit viel Geld verlieren kann, aber nicht den Humor.
Dass viel Geld auch viel Spaß machen kann, zeigte das Millionärs-Ehepaar Robert und Carmen Geiss, das bislang vor allem damit auffiel, dass es seinen Reichtum in einer Doku-Soap zur Schau stellte. Penthouse in Monte Carlo, Luxusvilla in St. Tropez, eine eigene Yacht und - nicht zu vergessen - die sechs Autos in der Garage.
„Wir protzen nicht, wir leben nur unser Leben mit sechs Autos“, verteidigt Robert Geiss seinen Lebensstil. „Ich bin eine sparsame Frau“, pflichtet ihm Carmen Geiss bei. Angesichts von Geburtstagspartys für die Kinder, die bis zu 20.000 Euro kosten, und Flügen zum Ferienhaus in St. Tropez mit dem Helikopter, sollten solche Äußerungen in der Talkrunde für Unmut sorgen. Doch weder Maischberger selbst, noch der Elitenforscher Professor Michael Hartmann, schaffen es, die beiden Millionäre zu greifen.
Stattdessen schlawinert sich Ehepaar Geiss immer wieder heraus, ohne auf die Kritik wirklich einzugehen. Auf die Frage, ob sie nicht die Verhältnismäßigkeit zur Realität verlieren würden, antwortet Robert Geiss ganz unverblümt: Nein, man müsse das immer relativ zu dem sehen, was auf dem Bankkonto sei. Auch die Frage nach der Verantwortung der oberen Zehntausend für die Gesellschaft bleibt vom Ehepaar Geiss unbeantwortet.
Maserati als Dienstwagen
Doch die beiden Reichen aus Monaco sind in der Talkshow quasi abgemeldet, als der wohl „umstrittenste Sozialarbeiter Deutschlands“ zur Runde hinzu stößt. Harald Ehlert, Gründer einer Obdachlosenhilfe in Berlin, ist wegen seines Maserati als Dienstwagen bekannt geworden und fällt bei Maischberger damit auf, dass er alles in Frage stellt. Alle Zahlen und Fakten, die Sandra Maischberger nennt, sind „falsche Tatsachenbehauptungen“, genauso wie die Äußerungen seines eigenen Betriebsrats zur Tariftreue seines Unternehmens.
Doch auch Ehlert bekommen Maischberger und Hartmann nicht zu fassen. Auch nicht der FDP-Politiker Martin Lindner, der bis dahin in der Sendung recht blass geblieben war, und jetzt engagiert zur Sache gehen will, aber schnell wieder ausgebremst wird. Ehlert macht dicht, fühlt sich ungerecht behandelt, von der Presse verleumdet, und dass ein Maserati oder BMW-Geländewagen als Dienstwagen für eine gemeinnützige Einrichtung zumindest einen Beigeschmack haben könnten, kann er schon gar nicht verstehen.
Lotto-Millionär lebt von Hartz IV
Lichtblick zum Ende der Sendung: der Auftritt des ehemaligen Lotto-Millionärs Oliver Intemann. 1994 gewann er 1,7 Millionen Deutsche Mark, lebte danach so gut, dass das Geld nach elf Jahren schon wieder weg war. Was das Ehepaar Geiss nicht verstehen kann: Wie man so viel Geld an Verwandte und Freunde einfach so verschenken kann. Dass er 500.000 Mark seiner Ex-Freundin vermacht hat, ist den Beiden aus Monaco völlig fremd. Es scheint, als ob Inteman der einzige wäre, dem Freundschaften mehr als Geld bedeuten.
Heute lebt der ehemalige Paketbote von Hartz IV und sucht einen neuen Job. Wenn er auf sein Auf-und-Ab zurückblickt, wirkt er eher belustigt als enttäuscht. Sein Auftritt hat gezeigt, wie man zwar viel Geld verlieren kann, aber nicht den Humor. Und damit hat er den anderen in der Runde auch gezeigt, dass Reichtum keine Schande sein muss.