Baden-Baden. . Die Vorwürfe sind ungeheuerlich: Ein Mann soll seine Stieftochter und andere Kinder hundertfach vergewaltigt und sie einem Pädophilen-Ring angeboten haben. Zudem wollte er ein Snuff-Video in Auftrag geben: Einen Mord vor laufender Kamera. Nun beginnt der Prozess gegen die Täter.
Sie sollen sich als Kinderfotografen ausgegeben und ihre kleinen Kunden dann sexuell missbraucht haben. Sie sollen ihre eigenen Kinder vor laufender Kamera vergewaltigt und die Bilder im Internet veröffentlicht haben. Und sie sollen in Thailand ein so genanntes Snuff-Video in Auftrag gegeben haben – einen kurzen Film, in dem die Opfer misshandelt und am Ende getötet werden. Deshalb steht ein 38-jähriger Beamter aus Thüringen von heute an vor dem Landgericht in Baden-Baden. Ein zunächst mitangeklagter 59-jähriger Fotograf aus Rastatt ist nach einem Selbstmordversuch und einer Not-Operation derzeit nicht verhandlungsfähig.
Ins Visier der Polizei sind die mutmaßlichen Täter schon im Jahr 2009 geraten. Weil sie offenbar zu einem Ring gehörten, der mit dem Leid missbrauchter Kinder Geld verdient. Im Herbst. 2010 wurden sie festgenommen. Leise, ohne viel Aufsehen. Seitdem haben die Fahnder geschwiegen. Um „die Opfer zu schützen und die weiteren Ermittlungen nicht zu gefährden“, heißt es beim Bundeskriminalamt (BKA) in Wiesbaden. Doch nun reden sie. Und was sie erzählen, verschlägt einem die Sprache.
Gründung einer Kindermodelagentur
Da ist der Fotograf aus Rastatt. Er hat eine neunjährige Stieftochter. Mehr als 200 Mal hat er sie missbraucht, hat sie vergewaltigt, sagt die Anklageschrift. Dabei hat er sich filmen lassen, und hat die Videos auf einschlägigen Seiten im Internet veröffentlicht. Woraufhin ihn laut Mitteilung der Staatsanwaltschaft und des BKA auch andere „Fotografen“ kontaktierten und fragten. „Dürfen wie auch einmal mit deiner Tochter?“ Sie durften. Wenn sie bereit waren, dafür zu zahlen.
Doch nicht nur seine Stieftochter musste leiden. Nach Erkenntnissen der Ermittler hat das Duo eine Kindermodelagentur gegründet, um an neue Opfer zu kommen. „Sie haben die Kinder zu sich gelockt und die Eltern belogen, um die Kinder dann auszuziehen und sich an ihnen vergehen zu können“, sagt ein Sprecher der Staatsanwaltschaft. Auch Bilder davon sollen ins Internet gestellt worden sein. Gleich neben die Fotos von missbrauchten Kindern aus Asien, deren Identität noch ungeklärt ist.
„Snuff-Video“ in Thailand bestellt
Doch irgendwann will einer der Angeklagten laut Anklageschrift mehr. In Thailand bestellt er ein Video. Zwei Mädchen, so sein Wunsch, sollen erst vergewaltigt, dann vor laufenden Kameras erdrosselt werden. „Snuff-Video“ wird so etwas in der Szene genannt, nach einem argentinischen Horrorfilm der 1970er Jahre. Alles machbar, soll die Antwort aus dem Fernen Osten gelautet haben. Allerdings nur gegen Zahlung von 600 Euro. Das ist dem Deutschen zu teuer. Er bestellt eine „abgespeckte Version“. Wie die aussehen sollte und ob sie je gedreht worden ist, ist einer der vielen Punkte, die der heute beginnende Prozess klären soll.
Vier Verhandlungstage hat das Gericht angesetzt. Das Urteil soll am 16. März fallen. Bei einer Verurteilung muss der Angeklagte mit einer Freiheitsstrafe zwischen zwei und 15 Jahren rechnen.