Berlin. Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung schlägt Alarm: Immer mehr Menschen in Deutschland sind online-süchtig. Sabine Bätzing fordert eine Ausweitung der Therapieplätze und eine Stärkung der Medienkompetenz. Online-Sucht ist als Krankheit international nicht anerkannt.

Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Sabine Bätzing, hat eine Ausweitung der Therapiemöglichkeiten für Online-Süchtige gefordert. Es gebe bereits entsprechende Angebote, «es gilt jetzt, die noch auszuweiten», sagte Bätzing der «Mitteldeutschen Zeitung» vom Freitag. «Der Bedarf wächst. Denn das Problem wird immer größer», sagte die Drogenbeauftragte. Laut Bätzing sind etwa drei Prozent aller Internetnutzer abhängig und verbringen in ihrer Freizeit mehr als zehn Stunden täglich im Internet.

Als Folge der Sucht würden unter anderem Sozialkontakte in der realen Welt «auf null reduziert», sagte Bätzing. Die Konfliktfähigkeit bei den Betroffenen sinke, ebenso das Kommunikationsvermögen. Online-Sucht sei durchaus etwa mit Glücksspielsucht zu vergleichen, erklärte die SPD-Politikerin.

Sucht breiter erforschen und Therapien entwicklen

Neben zusätzlichen Therapieplätzen für Betroffene forderte Bätzing, die Medienkompetenz von Eltern und Kindern zu stärken. Es gehe um die Fähigkeit, «zwischen der virtuellen und realen Welt zu unterscheiden». Kinder müssten einen verantwortungsbewussten Umgang mit dem Internet lernen, und «die Eltern müssen da hinschauen und rechtzeitig einschreiten».

Online-Sucht ist bislang international nicht als Krankheit anerkannt. Die Bundestagsfraktionen von Union und SPD haben die Bundesregierung beauftragt, die Sucht breiter zu erforschen, neue Therapien zu entwickeln und technische Mittel zu prüfen, wie eine übermäßige Internetnutzung beschränkt werden könnte. An diesem Freitag findet in Berlin ein Kongress statt, der sich mit Problemen der Internet- und Onlinesucht beschäftigt. (ap/afp/ddp)