Neu Dehli. . Was ist wirklich an Bord der Gorch Fock passiert? Inzwischen gibt es Zweifel daran, dass die tödlich verunglückte Offiziersanwärtin zu dick war. So soll es keinen Index von Körpergröße und Gewicht auf dem Segelschulschiff geben.

Auch 7000 Kilometer von Berlin entfernt lässt die Gorch Fock Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) nicht los. Immer wieder sickern neue Details um die angeblichen Abläufe auf dem Segelschulschiff der Marine durch. Ins­besondere der tödliche Sturz der Offiziersanwärterin Sarah S. am 7. November 2010 wirft zunehmend Fragen auf: War sie wirklich zu dick (angeblich 83 kg bei 1,58 Meter Körpergröße) fürs Aufentern in die Takellage, wie ein Boulevard-Blatt schreibt und sich dabei auf interne Marine-Papiere beruft? Und wenn nicht, warum schweigt die Bundeswehr?

Stimmt es auch, dass der an dem Unglückstag dienst­habende Offizier an Deck erst 48 Stunden vor dem tödlichen Zwischenfall an Bord gekommen und gänzlich unvorbereitet gewesen sein soll?

Heftige Dementis

Guttenberg kennt sämtliche Kolportagen. Kommentieren will er sie nicht. „Das ist Sache der Staatsanwaltschaft“, sagte der Minister vor Journalisten auf einer Dienstreise nach Indien. Die Kieler Ermittler lehnten gestern auf Anfrage erneut jede Stellungnahme ab.

In Militärkreisen ist man gleichwohl irritiert darüber, dass Marineinspekteur Axel Schimpf den Obleuten des Verteidigungsausschusses vor kurzem bestätigt haben soll, dass Sarah S. zum Zeitpunkt ihres Todes 83 Kilogramm gewogen habe. Während die Mutter des Opfers selbst und ihr Anwalt ein ums andere Mal heftig dementieren: Auf keinen Fall habe ihre Tochter mehr als 60 Kilo gewogen, als sie auf die Gorch Fock ging, sagte Angelika Seele.

Ein ehemaliger Ausbilder der Gorch Fock äußerte im Gespräch mit dieser Zeitung Zweifel an der Darstellung, dass Sarah S. wegen Übergewichts untauglich gewesen sein könnte. „Es gibt keinen Index von Körpergröße und Gewicht, der über die Einsatz- oder Kletterfähigkeit ent­scheidet. Es zählt allein der Nachweis der Borddienst­verwendungsfähigkeit, den jeder an Bord der Gorch Fock erbringen muss“, sagte der Marine-Angehörige, der anonym bleiben will.

Auf der Heimreise nach Deutschland

Die Gorch Fock ist auf der Heimreise von Argentinien nach Deutschland. Mitte Februar soll sie in Chile sein. Frühestens Ende April wird sie im Kieler Heimathafen erwartet.