Berlin. . Verteidigungsminister Guttenberg muss den suspendierten Kapitän der Gorch Fock wohl wieder einsetzen. Nach Medienberichten gibt es keine Anzeichen für ein disziplinarrechtliches Fehlverhalten.

Der nach den Skandalen auf der „Gorch Fock“ suspendierte Kapitän könnte schon bald wieder auf seinem Posten sein.

Die Rheinische Post (RP) berichtet, dass Bundesverteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) ihn wahrscheinlich wieder auf dem Segelschulschiff einsetzen muss. Erste Befragungen der Besatzung und ehemaliger Kadetten hätten „keine Anzeichen für ein disziplinarrechtliches Fehlverhalten“ ergeben, zitiert die RP ein Mitglied der Ermittlungskommission.

Guttenberg hatte den Kapitän Norbert Schatz wegen der jüngsten Vorfälle auf dem Segelschulschiff vorläufig von seinen Aufgaben entbunden. Auf der Gorch Fock war es nach dem Tod der Offiziersanwärterin Sarah Lena S. im November zu einem schweren Zwischenfall gekommen, der mehreren Soldaten den Vorwurf der Meuterei einbrachte.

Derzeit ist das Schiff auf dem Weg nach Deutschland, wo es nicht vor Ende April zurückerwartet wird. Ein Untersuchungsteam der Marine befragt an Bord die Soldaten, um Vorwürfe unzumutbarer Lebens- und Arbeitsbedingungen an Bord zu klären.

Die Opposition hatte Guttenberg für die Abberufung des Kapitäns kritisiert. Auch die Besatzung des Schulschiffes hatte sich hinter Norbert Schatz gestellt.

Weitere Hinweise auf Unregelmäßigkeiten an Bord

Unterdessen gibt es einem Zeitungsbericht zufolge weitere Hinweise auf Unregelmäßigkeiten an Bord. Der für die Überwachung der Segelausbildung in der Takelage zuständige Unteroffizier sei gar nicht in seine Aufgabe eingewiesen worden, berichtete die „Bild“-Zeitung am Dienstag unter Berufung auf einen internen Ermittlungsbericht der Marine. Am Tag zuvor hatte das Blatt ebenfalls unter Verweis auf den Bericht berichtet, die verunglückte Offiziersanwärterin sei wegen Übergewichts offiziell dienstuntauglich gewesen.

Laut „Bild“ war der Unteroffizier, der die Kadettin während der tödlichen Übung im Mast beaufsichtigte, erst zwei Tagen zuvor an Bord gekommen und nicht im Detail auf diese Aufgabe vorbereitet. „Eine Einweisung in seine Pflichten, Aufgaben, speziell während der Segelvorausbildung in der Takelage, hat nicht stattgefunden, da man der Meinung war, dass er wissen müsste, was er zu tun und zu lassen hat“, zitierte die Zeitung aus dem Bericht der Marine. Auch der für die Segelvorausbildung insgesamt verantwortliche Unteroffizier sei nicht eingewiesen worden.

Die Marine äußerte sich zu dem Bericht nicht. Ein Sprecher des Flottenkommandos in Glücksburg verwies am Dienstag zur Begründung auf die noch laufenden Ermittlungen. Auch die zuständige Staatsanwaltschaft in Kiel nannte keine Einzelheiten. Sie stehe bei der Untersuchung des Todesfalls im engen Kontakt zum Verteidigungsministerium und den nachgeordneten Dienststellen. Fragen wie die nach der Dienstfähigkeit der Kadettin seien „Gegenstand der staatsanwaltschaftlichen Prüfungen“, teilte die Anklagebehörde mit. (mit afp, ap)