St. Goar. . Bei der Bergung des Mitte Januar havarierten Tankschiffs “Waldhof“ soll ein Teil der Fracht in den Rhein abfließen. Die Strömung drücke zu stark auf das Wrack, hieß es am Montag. Das Schiff hat 2400 Tonnen Schwefelsäure geladen.
Ein Teil der Schwefelsäure an Bord der nahe dem Loreleyfelsen havarierten "Waldhof" wird in Kürze in den Rhein abgelassen. Weil sich das Schiff verbiegt, drohen Tanks zu bersten und damit ein unkontrollierter Austritt der Säure, wie die Einsatzleitung am Montag in St. Goarshausen mitteilte. Daher habe man sich zu dem Schritt entschlossen. Mit dem Abpumpen von bis zu 80 Tonnen Säure pro Stunde in den Rhein sollte gegen Mittag begonnen werden. Das sei machbar, da die Säure vom Rheinwasser verdünnt werde. Pro Sekunde träfen zwölf Liter Schwefelsäure auf 1,6 Millionen Liter vorbeifließendes Rheinwasser. Das Ablassen der Ladung werde vom Laborschiff "MS Burgund" überwacht, sagte ein Sprecher auf Anfrage.
Die Einsatzleitung teilte darüber hinaus mit, dass seit der Havarie am 13. Januar bereits etwa 900 Tonnen der Säure in den Rhein geflossen seien. Ursprünglich war das Schiff mit knapp 2.400 Tonnen Schwefelsäure beladen. Ein Teil der Ladung soll weiterhin verquirlt werden, um diesen wie geplant am Dienstag in ein Tankschiff zu pumpen.
Unterdessen wird der kontrollierte Schiffsverkehr zum Abbau des Rückstaus ausgeweitet. Erstmals durften auch mehrgliederige Schubverbände rheinabwärts am Wrack des Tanklastschiffes vorbeifahren, wie die Einsatzleitung am Sonntagabend mitteilte. In beiden Richtungen konnten 125 Schiffe vorbeifahren. Das waren in etwa so viele Frachter, wie an einem durchschnittlichen Tag ohne Beeinträchtigungen.
Die Säure aus einem der sieben Tanks an Bord ist am Samstag abgepumpt und mit dem Tankschiff „Erlenhof“ nach Ludwigshafen gebracht worden. Das Tankschiff mit Edelstahltanks war kurzfristig an die Unfallstelle beordert worden. Zuvor bereitgestellte Tankschiffe hatten sich als ungeeignet für ein Abpumpen herausgestellt. Ihre mit Gummi ausgekleideten Tanks sind für die hoch konzentrierte Säure nicht ausgelegt. Die „Erlenhof“ wird am Dienstag an der Loreley zurückerwartet. Dann soll das Abpumpen fortgesetzt werden.
Der Säure-Tanker war Mitte Januar bei starker Strömung in Höhe von Sankt Goarshausen gekentert. Zwei der vier Besatzungsmitglieder konnten lebend aus den Fluten gerettet werden. Zwei Crewmitglieder werden seither vermisst. Wegen Explosionsgefahr war der Schiffsverkehr auf dem Rheinabschnitt wochenlang gesperrt worden, erst am Freitag wurde die Vorbeifahrt probeweise wieder erlaubt. Nach Angaben des Havarie-Pressezentrums konnten seit vergangenem Freigabe der Talfahrt mehr als 180 Schiffe die Unfallstelle passieren. Im Lauf des Sonntags wurde die Durchfahrt von weiteren 60 bis 80 Schiffen erwartet. (dapd/afp)