Berlin. Der Papst ist schwer krank. Ein Arzt erklärt, wie man sich vor einer sogenannten „Superinfektion“ schützt und was wichtige Warnsignale sind.
Der Gesundheitszustand von Papst Franziskus hat in den vergangenen Tagen für Besorgnis gesorgt. Vergangenen Freitag wurde der 88-Jährige mit einer schweren Atemwegsinfektion ins Gemelli-Krankenhaus in Rom eingeliefert. Dort stellten die behandelnden Ärztinnen und Ärzte zusätzlich eine beidseitige Lungenentzündung fest. Inzwischen hat sich sein Zustand laut Vatikan aber stabilisiert. Doch was bedeutet diese Diagnose genau – und wie gefährlich ist sie?
Ursprünglich wurde der Papst wegen einer polymikrobiellen Atemwegsinfektion behandelt. „Das bedeutet, dass mehrere Erreger beteiligt sind – meist eine Kombination aus Viren und Bakterien“, sagt Matthias Kreutzenbeck. Er ist der kommissarische Direktor der Klinik für Pneumologie, Allergologie, Schlaf- & Beatmungsmedizin der Evangelischen Kliniken Essen-Mitte. Eine solche Infektion beginne häufig mit einem viralen Infekt, etwa einer Grippe. „Kommen zusätzlich Bakterien ins Spiel, kann es zu einer sogenannten Superinfektion kommen.“ Diese könne dann etwa eine Lungenentzündung auslösen.
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Lungenentzündung: Papst gilt als Risikopatient
In Deutschland sind Lungenentzündungen weit verbreitet: Jährlich gibt es mehrere hunderttausend stationäre Fälle, viele weitere werden ambulant behandelt. „Grundsätzlich handelt es sich um eine ernste Erkrankung“, sagt Kreutzenbeck. „Wenn eine Krankenhausbehandlung erforderlich ist, steigt das Risiko für schwere Verläufe und mögliche Komplikationen.“
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Ob eine Lungenentzündung mild oder schwer verläuft, hänge von mehreren Faktoren ab – darunter das Alter und Vorerkrankungen. Demnach gilt auch Papst Franziskus als Risikopatient: In jungen Jahren wurde ihm in Argentinien der obere Teil seines rechten Lungenflügels entfernt.
Eine Lungenentzündung kann schwere Folgen haben
Entscheidend sei deswegen, rechtzeitig mit der Behandlung zu beginnen. Denn: Lungenentzündungen können zu einer Sepsis und Atemversagen führen, was unter Umständen eine Behandlung auf der Intensivstation erforderlich macht. Bei Patienten mit bestehenden Herz-Kreislauf-Erkrankungen bestehe zudem das Risiko eines Herz-Kreislauf-Versagens. Das bedeutet, dass das Herz nicht mehr in der Lage ist, genügend Blut durch den Körper zu pumpen, was zu einem plötzlichen Kreislaufkollaps führen kann. „Je früher ein Patient mit einer stationär behandlungsbedürftigen Lungenentzündung ins Krankenhaus kommt, desto besser sind die Chancen auf eine erfolgreiche Therapie und ein gutes Behandlungsergebnis“, sagt der Arzt.
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Im Krankenhaus erfolgt bei durch Bakterien ausgelösten Infektionen die Therapie in der Regel mit Antibiotika. Die genaue Behandlung hänge aber davon ab, in welchem Kontext die Lungenentzündung auftritt: „Patienten, die beispielsweise während einer Chemotherapie eine Lungenentzündung entwickeln, benötigen eine andere Therapie als ein ansonsten gesunder Erwachsener.“
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Neben der medikamentösen Behandlung spiele die Mobilisierung der Patienten eine wichtige Rolle. „Bei einer Lungenentzündung sollten die Betroffenen nicht nur im Bett liegen bleiben, sondern frühzeitig mobilisiert und durch atemtherapeutische Maßnahmen wie unterstützt werden“, so Kreutzenbeck.
Experte: Grippe durch Impfungen vorbeugen
Für Menschen, die sich schützen wollen, empfiehlt der Pneumologe vorrangig Impfungen. „Die beste Prävention gegen einen schweren Verlauf einer Grippeerkrankung ist die Impfung“, erklärt der Arzt. Diese werde jedes Jahr im Herbst angeboten und schütze vor den saisonalen Influenzaviren sowie deren möglichen Komplikationen – zu denen eben auch bakterielle Superinfektionen und Lungenentzündungen gehören.
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Darüber hinaus empfiehlt Kreutzenbeck gerade für ältere und vorerkrankte Patienten eine Impfung gegen Pneumokokken – die häufigsten bakteriellen Erreger von Lungenentzündungen. Für diese Risikogruppe könne auch eine Impfung gegen das RS-Virus infrage kommen. In erster Linie betreffe dieses zwar Säuglinge und Kleinkinder, kann aber bei älteren und kranken Personen für schwere Infektionen sorgen. Wer sich darüber hinaus schützen möchte, kann in der Erkältungszeit Menschenansammlungen meiden oder eine Maske tragen – vor allem, wenn er oder sie immungeschwächt ist, sagt der Experte.
Diese Symptome weisen auf einen schweren Verlauf hin
Wer bereits erkältet ist, sollte auf Anzeichen einer schwereren Erkrankung achten und gegebenenfalls rechtzeitig zum Arzt gehen. Dazu gehören:
- Anhaltendes hohes Fieber,
- starkes Schwächegefühl,
- Husten mit gelblichem oder sogar blutigem Auswurf.
Ein weiteres Warnsignal: Wenn sich der Allgemeinzustand eines Patienten nach den üblichen drei bis fünf Tagen nicht bessert oder sogar verschlechtert. „Dann sollte unbedingt ärztliche Hilfe in Anspruch genommen werden“, rät Kreutzenbeck. „Selbst wenn es nur zur Sicherheit ist – ein Arzt kann entscheiden, ob beispielsweise Antibiotika nötig sind.“