Rom. Papst Franziskus liegt wegen einer Lungenentzündung in einer Klinik in Rom. Doch dieser Behandlung hatte er erst gar nicht zugestimmt.

Könnte eine Lungenentzündung sein Ende bedeuten? Diese Angst jedenfalls soll Papst Franziskus selbst gegenüber Vertrauten geäußert haben, wie „Politico“ berichtet. Er werde es diesmal nicht schaffen, soll der 88-Jährige gesagt haben. Seit Freitag wird er in der Poliklinik Agosto Gemelli in Rom wegen einer schweren Infektion der Atemwege behandelt.

Die anfängliche Hoffnung, der Papst könne am Mittwoch schon wieder in den Vatikan zurückkehren, scheint sich zerschlagen zu haben. Seine Ärzte raten dem Oberhaupt der Katholischen Kirche angeblich dringend, „absolute Ruhe“ einzuhalten. Doch das hält ihn nicht davon ab, auch aus dem Krankenhaus weiterzuarbeiten. Denn der Papst ist bekanntlich kein einfacher Patient. Auf Ärzte hört er nicht gerne. Sie seien von „unschätzbarem Wert“, betonte er vor vier Jahren in einem Interview. „Aber sie müssen auf größtmöglichen Abstand gehalten werden.“

Papst leidet unter „komplexem“ Krankheitsbild

In der Klinik war bei Franziskus zunächst dort eine polymikrobielle Atemwegsinfektion diagnostiziert worden. Später ließ der Vatikan mitteilen, der Pontifex leide außerdem an einer „beidseitigen Lungenentzündung“. Dies bedeutet, dass beide Lungenflügel von der Infektion betroffen sind. Das Krankheitsbild sei „komplex“, hieß es in der Mitteilung von Mittwoch. Der Papst leide demnach an einer Infektion durch mehrere Erreger, was die Behandlung insgesamt erschwert.

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Nach der neuen Diagnose sind die Sorgen um Franziskus größer geworden. Bei Menschen in hohem Alter gilt eine Lungenentzündung als gefährlich – auch weil das Risiko besteht, dass weitere Organe in Mitleidenschaft gezogen werden. Franziskus wird schon seit längerer Zeit mit Cortison und inzwischen auch mit Antibiotika behandelt.

Papst weigerte sich, ins Krankenhaus zu gehen

Schon mehrere Tage vor seiner Einlieferung in die Poliklinik Gemelli in Rom hatten seine Ärzte Franziskus vergebens aufgefordert, sich zu schonen und eine bereits bestehende Bronchitis auszukurieren. Bis zuletzt habe er sich geweigert, in die Klinik zu gehen, heißt es aus Vatikankreisen. „Man will mich ins Krankenhaus bringen, ich möchte mich lieber zu Hause behandeln lassen“, wurde er von der Mailänder Tageszeitung „Corriere della Sera“ zitiert. Letztlich musste er jedoch kapitulieren, da sich sein Zustand wesentlich verschlechtert hatte und er kaum noch sprechen konnte. Nach seiner Klinikeinlieferung wurden nach und nach immer mehr Termine abgesagt.

Papst im Gemelli-Krankenhaus in Rom
Vor der Gemelli-Klinik in Rom haben zahlreiche Menschen Kerzen aufgestellt, um dem Papst ihre Genesungswünsche auszudrücken. © DPA Images | Gregorio Borgia

Noch vor wenigen Tagen, am 9. Februar, zelebrierte der Papst die Messe zum Jubiläumssonntag der Streitkräfte im Freien auf dem Petersplatz, trotz niedriger Temperaturen und Wind. Und das, obwohl er vor allem im Winter als anfällig gilt, was Atemwegserkrankungen angeht. Dazu trägt auch die Tatsache bei, dass dem Pontifex nach einer Infektion in jungen Jahren ein Teil seiner Lunge entfernt werden musste. Wegen Atembeschwerden mussten schon mehrfach Reden in seinem Namen verlesen werden. Auch die letzte Generalaudienz hatte er vorzeitig abgebrochen, weil er von Atemnot geplagt wurde. Nach seiner Klinikeinlieferung wurden nach und nach immer mehr Termine abgesagt.

Leibarzt des Papstes: „Hat den Kopf eines 60-Jährigen“

Der Papst fürchtet bekanntlich Krankenhausaufenthalte, die ihm jedoch in den vergangenen Jahren nicht erspart geblieben sind. So musste er sich 2021 einer Darmoperation und 2023 einer Operation an der Bauchdecke unterziehen. Bei beiden Eingriffen wurde Franziskus vom namhaften Chirurgen des Gemelli-Krankenhauses, Sergio Alfieri, operiert. Zwischen März und April 2023 wurde er zur Behandlung einer Bronchitis schon einmal in die Klinik eingeliefert. Zuletzt verletzte sich der Papst bei einem Sturm in seiner Residenz am Arm und musste eine Schlinge tragen. Wegen Knieschmerzen und Ischiasbeschwerden nutzte der Pontifex häufig einen Rollstuhl.

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Als Franziskus im März 2024 spontan auf seine Predigt am Palmsonntag verzichtet hatte und in den Medien über die Diensttauglichkeit des Papstes diskutiert wurde, hatte sein Arzt Sergio Alfieri ihn in Schutz genommen. In einem Interview mit der italienischen Zeitung „Corriere della Sera“ versicherte er, Franziskus unterziehe sich „regelmäßigen Untersuchungen“ und habe „keine besonderen Krankheiten“. Zwar bliebe auch der Papst nicht von den „üblichen Beschwerden eines 87-Jährigen“ verschont. Er habe aber immer noch „den Kopf eines 60-Jährigen“.

Die aktuellen Äußerungen des Vatikans zum Gesundheitszustand des Papstes werden von der Öffentlichkeit besonders kritisch beäugt. Und obwohl jedes Wort sorgsam abgewogen scheint, lassen die Mitteilungen Spielraum für Spekulation: Immer wieder ist von „stabilem Zustand“ die Rede – unklar, was das genau bedeuten soll. Besser geht es dem Oberhaupt von weltweit 1,4 Milliarden Katholiken aber seit Tagen nicht. Seit Freitag hat ihn niemand mehr zu Gesicht bekommen.

Papst erhält in der Klinik zahlreiche Genesungswünsche

Franziskus verfügt in der Gemelli-Klinik über ein eigenes Appartement, das ständig für ihn reserviert ist. Die Sicherheitsvorkehrungen sind hoch, für Journalisten ist der Zutritt zur Klinik verboten. Die Wohnung des Papstes besteht aus mehreren Zimmern, einem Wohnzimmer, einer Küche sowie einer kleinen Privatkapelle. Wie Insider berichten, liegt der Papst nicht nur in seinem Krankenbett, sondern verbringt auch viel Zeit lesend in einem Sessel. Er benötige keinen Sauerstoff, sein Herz sei in einem guten Zustand.

Während sich der Papst schont, erreichen ihn Zeichnungen von kleinen Patienten der Klinik und Briefe von Eltern mit Gebeten. „Ein Gruß von den Kindern der pädiatrischen Onkologie-Abteilung“, hieß es auf einer Zeichnung, die mit „Gabri“ unterzeichnet ist und auf der viele bunte Hände Genesungswünsche winken.

In Italien ist der Gesundheitszustand des Pontifex Thema Nummer eins. „Die Welt bangt um den Papst“, titelte die Tageszeitung „La Stampa“. Die italienische Bischofskonferenz rief alle Gläubigen auf, für Franziskus „in diesem Moment des Leidens“ zu beten. In den Gottesdiensten, die in Italien noch deutlich besser besucht sind, werden Fürbitten gesprochen. Auch in seinem Heimatland Argentinien wird bereits für den Pontifex gebetet. Es war seine Bitte an die Gläubigen, hieß es zuletzt: mit dankbarem Herzen „weiterhin für ihn zu beten“.