Rom. Der estnische Rapper Tommy Cash singt beim ESC über die Italiener. Die fordern nun ein Verbot des Liedes – besonders wegen einer Zeile.

Spaghetti, Pizza und Amore: Die Italiener verstehen es, über ihre Klischees zu lachen. Doch wenn es um Witze über die Mafia geht, kennen sie keinen Spaß. Das bekommt aktuell der estnische Rapper Tommy Cash zu spüren. Er will beim Eurovision Song Contest (ESC) im Mai in Basel mit dem Song „Espresso Macchiato“ antreten. Darin singt er von einem Italiener, der „wie ein Mafioso schwitze“, um sich ein Luxusleben zu sichern. „Life is like spaghetti, it's hard until you make it“, rappt der 33-Jährige mit den langen Haaren – „das Leben ist wie Spaghetti, es ist hart, bis man es schafft (sie zu kochen)“.

Das Lied, mit dem Tommy Cash Estland in der 69. Ausgabe des beliebten europäischen Musikwettbewerbs vertritt, strotze vor Stereotypen gegen Italien, protestieren nun jedoch die italienische Regierungspartei Lega und der Konsumentenschutzverband Codacons. Letzterer reichte sogar eine Beschwerde beim Organisator des ESC, der European Broadcasting Union (EBU), ein.

ESC: Italiener entrüstet über Estlands Wettkampf-Song

„Espresso Macchiato“ sei ein Song, der die Italiener beleidige. Der Text enthalte Stereotypen über Italien und die Italiener, „die mit den üblichen Klischees wie Kaffee und Spaghetti, aber vor allem Mafia und Zurschaustellung von Luxus in Verbindung gebracht werden“, heißt es in der Beschwerde. Die Botschaft, das ganze Land sei in organisiertes Verbrechen verstrickt, sei unannehmbar, schreibt Codacons weiter.

ESC 2025
Die Schweiz hat mit Nemos Sieg im vergangenen Jahr zu sich nach Basel geholt. © DPA Images | Philipp von Ditfurth

„Genauso wie Lieder von Rappern mit sexistischen und beleidigenden Texten Frauen gegenüber zu Recht abgelehnt werden, dürfte ein Lied nicht zur Teilnahme an der Eurovision zugelassen werden, das eine ganze Nation beleidigt und die Gefahr birgt, falsche Botschaften zu vermitteln“, kritisiert der italienische Konsumentenschutzverband.

Dem Protest schließt sich auch die Lega, die rechte Regierungspartei um Vizepremier Matteo Salvini an. Der Rapper Tommy Cash solle „nach Italien kommen und sehen, wie anständige Italiener leben und arbeiten, bevor er sich erlaubt, solch dumme Lieder voller Stereotypen zu schreiben. Wenn es jemanden gibt, der einen Weg gefunden hat, leichtes Geld zu verdienen, indem er andere beleidigt und ausnutzt, dann ist gerade er es“, betonte der Vizepräsident des italienischen Senats, der Lega-Politiker und Ex-Landwirtschaftsminister Gian Marco Centinaio. Er rief die Organisatoren des ESC dazu auf, Tommy Cashs Lied aus dem Wettbewerb auszuschließen.

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Nicht alle Italiener finden den Song anmaßend

Tommy Cash ist wegen seines surrealen Stils populär. Der Rapper, Tänzer, Musikproduzent und bildende Künstler singt auf Englisch und ist bekannt für sexuell explizite Songzeilen und provokante Musikvideos. Nicht alle Italiener reagieren jedoch kritisch auf den Song mit dem Refrain: „No stresso, no stresso, no need to be depresso“ (sinngemäß: Kein Stress, kein Stress, kein Grund deprimiert zu sein). „Ich glaube, ich lasse mir diesen Refrain jetzt tätowieren“, scherzte ein italienischer User auf Youtube. „Als Italiener bin ich darüber empört, dass man Tommy Cash noch nicht die italienische Ehrenstaatsbürgerschaft verliehen hat“, witzelte ein weiterer User.

In der Zwischenzeit bereitet sich auch Italien auf seine Teilnahme am ESC vor. Das Land soll beim Songwettbewerb vom frisch gekürten Sieger des Sanremo-Songfestivals, dem Liedermacher Olly, vertreten werden. Ganz sicher ist dessen Teilnahme aber noch nicht, Olly bat um Bedenkzeit. Der Eurovision Song Contest findet vom 13. bis zum 17. Mai in Basel statt, weil die Schweiz 2024 mit dem Sänger Nemo („The Code“) den Sieg holte.