Berlin. Papst Franziskus ist schwerer erkrankt. Was steckt hinter einer polymikrobiellen Atemwegsinfektion und wie gefährlich ist das für Erkrankte?
Papst Franziskus muss wegen einer Infektion der Atemwege weiter im Krankenhaus behandelt werden. Wie der Vatikan mitteilte, stelle die Infektion ein „komplexes Krankheitsbild“ dar, das eine stationäre Behandlung des 88-Jährigen weiterhin erforderlich mache.
Der Chef des vatikanischen Presseamts, Matteo Bruni, sagte, die Ergebnisse der Untersuchungen der vergangenen Tage deuteten darauf hin, dass der Papst an einer sogenannten polymikrobiellen Atemwegsinfektion erkrankt sei. Diese würde eine weitere Änderung seiner medikamentösen Therapie notwendig machen, hieß es. Papst Franziskus wird seit vergangenem Freitag (14. Februar) in der katholischen Universitätsklinik Gemelli in Rom behandelt, ursprünglich war die Rede von einer Bronchitis.
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Polymikrobielle Atemwegsinfektion: Was steckt hinter der Krankheit des Papstes?
Eine polymikrobielle Infektion der Atemwege bedeute, dass sich verschiedene Erreger in Nase, Rachen oder Lunge etabliert hätten, sagte der emeritierte Professor für Infektionskrankheiten, Massimo Andreoni, der italienischen Nachrichtenagentur Ansa.
Eine solche Erkrankung ist laut Medizinern generell schwer zu behandeln. Polymikrobiell bedeutet so viel wie „durch verschiedene Mikroben verursacht“. Bei polymikrobiellen Infektionen handelt es sich demnach um Erkrankungen, die durch eine Kombination von Viren, Bakterien, Pilzen und Parasiten verursacht werden.
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In den meisten Fällen beginnt die Erkrankung durch die Infektion mit einem einzelnen Erreger, zum Beispiel einem Virus. Ein häufiges Beispiel ist eine akute Atemwegsinfektion mit Erkältungs- oder Grippeviren, bei der es zu einer zusätzlichen Infektion mit Pneumokokken (Bakterien) kommt. Dadurch, dass im weiteren Verlauf Zellen geschädigt werden und das Immunsystem geschwächt wird, haben es andere Krankheitserreger leichter, sich anzusiedeln. Außerdem können bestimmte Vorerkrankungen oder auch Stress dazu führen, dass sich Menschen mit mehreren Erregern gleichzeitig infizieren.
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Polymikrobielle Atemwegsinfektion: Wie gefährlich ist die Krankheit?
Die Herausforderung bei polymikrobiellen Infektionen besteht darin, dass sie deutlich schwerer zu behandeln sind als eine Infektion mit nur einem Erreger. Herkömmliche Therapien bekämpfen in der Regel nur einen bestimmten Erreger. Sogenannte Breitband-Antibiotika wiederum können im schlimmsten Fall Patienten mehr schaden als nutzen, weil sie auch die guten Mikroorganismen im Körper abtöten. Nicht zuletzt kann die Diagnose mehr Zeit in Anspruch nehmen, da die unterschiedlichen Erreger verschiedene Symptome auslösen.
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Die polymikrobielle Infektion, von der nun bei Papst Franziskus die Rede ist, stellt bei einem 88-jährigen Patienten zweifellos eine bedrohliche Krankheit dar. Laut Vatikansprecher Bruni haben die Mediziner dem Papst „absolute Ruhe“ verordnet.
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Was ist das Besondere an der polymikrobielle Atemwegsinfektion des Papstes?
Eine solche Atemwegserkrankung kann an sich schon gerade älteren Patienten ernsthaft zusetzen. Bei dem gebürtigen Argentinier kommt erschwerend hinzu, dass ihm seit einer Operation in jungen Jahren ein Teil des rechten Lungenflügels fehlt.
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Wie lange Papst Franziskus im Krankenhaus bleiben muss, wurde bisher nicht mitgeteilt. Vatikansprecher Bruni sagte allerdings, die Komplexität seiner Symptome werde „einen angemessenen Krankenhausaufenthalt erfordern“. In dem Krankenhaus liegt das Kirchenoberhaupt in einem eigenen, reservierten Trakt im zehnten Stock. Momentan deutet Beobachtern zufolge nichts auf eine baldige Genesung hin.
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Vierter Klinikaufenthalt des Papstes seit seiner Wahl
Das Oberhaupt der katholischen Kirche war am Freitag ins römische Gemelli-Krankenhaus gebracht worden, weil sich eine einwöchige Bronchitis verschlimmert hatte. Vorläufige Tests ergaben laut Vatikan, dass er eine Atemwegsinfektion und leichtes Fieber hatte. Der Vatikan sagte seine Audienzen vorläufig ab.
Ihm war schon seit längerer Zeit anzusehen, dass ihm die Gesundheit zunehmend zu schaffen macht. Mehrfach brach ihm bei öffentlichen Terminen die Stimme weg. Seinen Wohnsitz im Vatikan verließ er kaum noch. Es ist Franziskus‘ vierter Krankenhausaufenthalt seit seiner Wahl 2013.