Berlin/Los Angeles. Die verheerenden Brände in Kalifornien sind noch immer außer Kontrolle. Die Polizei ermittelt und hat einen ersten Verdächtigen gefasst.

Ein Funke und die Wälder um Los Angeles stehen in Flammen. Und wenn es rund um die US-Metropole brennt, dann ist das Feuer kaum zu stoppen. Wie genau die vier großen Waldbrände ausgelöst wurden, die die Stadt derzeit in Atem halten, ist noch unklar. Obwohl es den Feuerwehrleuten bereits gelang, mehrere der Brände unter Kontrolle zu bringen, brechen immer wieder neue Feuer aus. Seit Donnerstagabend (Ortszeit) tobt ein weiteres, das Kenneth Fire, das inzwischen auf fast vier Quadratkilometer angewachsen ist und unter anderem die Kleinstadt Hidden Hills bedroht. Hier leben Stars wie Kim Kardashian und Will Smith.

Lesen Sie hier alle aktuellen Entwicklungen zu den Waldbränden in Los Angeles in unserem Liveblog.

Mann in Los Angeles festgenommen: War es Brandstiftung?

Doch etwas an diesem Feuer ist anders: Die Polizei von Los Angeles geht von Brandstiftung aus, wie der leitende Beamte Charles Dinsel dem US-Sender News Nation sagte. Etwa zwanzig bis dreißig Minuten, nachdem die ersten Flammen zu lodern begonnen hatten, hätten Anwohner eine verdächtige Person festgesetzt und der Polizei übergeben.

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Über die Identität und das Motiv des mutmaßlichen Brandstifters ist bisher nichts bekannt, unbestätigte Berichte sprechen von einem Obdachlosen. Doch eine mögliche Zündelei hätte kaum so dramatische Folgen gehabt, wären die Voraussetzungen andere gewesen. Für Theo Keeping, Klima- und Umweltwissenschaftler am Leverhulme Centre for Wildfires, Environment and Society am Imperial College London, kommen drei Faktoren zusammen: „In den letzten drei Monaten hat es nur sehr wenig geregnet, was die Vegetation viel brandanfälliger gemacht hat. Die sehr niedrige Luftfeuchtigkeit hat außerdem Feinbrennstoffe wie Gräser und Blätter auf dem Boden besonders ausgetrocknet.“ Dazu kommen die starken Winde, die die Ausbreitung und Intensität des Feuers begünstigen.

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Waldbrandgefahr in Kalifornien hat sich laut Forscher verdoppelt

Und selbst wenn es einmal regnet, senkt das nicht unbedingt die Waldbrandgefahr. Im Gegenteil, Kalifornien erlebte in der jüngeren Vergangenheit auch große Unwetter. Im Frühjahr 2024 starben in dem Bundesstaat mehrere Menschen durch umgestürzte Bäume, Straßen wurden überflutet. Doch gerade solche Wechsel zwischen extremer Dürre und extremem Regen sollen laut einer aktuellen Studie von US-Klima- und Umweltforschern die Waldbrandgefahr sogar noch erhöhen.

Der Grund: In den nassen Phasen gibt es verstärktes Pflanzenwachstum und eine erhöhte Biomasse, die dann während der Dürrephasen austrocknet, „was die potenzielle Intensität nachfolgender Brände durch eine erhöhte Brennstoffbelastung erhöht, insbesondere in nicht bewaldeten Landschaften“, so die Studie. Das Feuer findet also mehr Futter und wird dadurch schneller größer. Der Hauptautor Daniel Swain, Klimaforscher von der University of California, sagte der BBC, dass dieser „whiplash“ (dt. Peitschenschlag) genannte Effekt, das Brandrisiko in Kalifornien verdoppelt hätte.

85 Prozent der Waldbrände in den USA werden durch Menschen verursacht

Dazu kommt die besondere geografische Situation in Los Angeles. „Es gibt sehr dicht besiedelte Bereiche, bewaldete Gegenden und sehr hügelige Gebiete. Da die Hitze mit den Winden aufsteigt, brennt der sehr trockene Brennstoff an einem aufsteigenden Hang und bewegt sich schnell den Berg hinauf“, erklärt Jeffrey Schlegelmilch, Direktor des Nationalen Zentrums für Katastrophenschutz der Columbia Universität in New York.

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Doch das alles sind nur Faktoren, die die Feuer nach der Initialzündung beschleunigen. Wie der National Park Service, berichtet, werden 85 Prozent der Waldbrände in den USA von Menschen ausgelöst. In Deutschland sind es laut der Umweltschutzorganisation WWF sogar 96 Prozent. Meist unabsichtlich, etwa durch eine achtlos weggeworfene Zigarette, gelegentlich durch Brandstiftung.

Forscherin: Wahrscheinlichkeit von Waldbränden wie in Los Angeles steigt

Doch es gibt auch natürliche Ursachen für einen Waldbrand. Zum einen Blitze, die die Brennmasse erhitzen, zum anderen Vulkanausbrüche. Da beide Möglichkeiten auf Los Angeles nicht zutreffen, bleibt nur menschliches Fehlverhalten als Brandursache, begünstigt vom ebenfalls menschengemachten Klimawandel. „Mit der Erdererhitzung des Klimawandels wird die Wahrscheinlichkeit von intensiven, sich schnell ausbreitenden Bränden, wie wir sie heute in Kalifornien erleben, weiter zunehmen“, fasst Kaitlyn Trudeau, Senior Research Associate der NGO Climate Central zusammen.

Auch wenn also die konkreten Brandauslöser weiterhin unklar bleiben, sind die meisten Experten sich einig: Ohne den Klimawandel wären die Feuer längst nicht so verheerend und hätten möglicherweise schneller unter Kontrolle gebracht werden können. Und: Aufgrund der geänderten Bedingungen werden solche Katastrophen wohl auch in Zukunft immer häufiger auftreten.