Berlin.. ABBA schrieb vor 50 Jahres ESC-Geschichte und triumphierte mit „Waterloo“. Björn Ulvaeus erinnert sich an den Durchbruch der Schweden.
Fans des Eurovision Song Contest (ESC) wissen: Bald steht wieder der Hauptentscheid des kultigen Musikwettbewerbs an. Für Deutschland stehen die Chancen mal wieder schlecht, ein großer Triumph ist nicht in Sicht. Den feierten vor 50 Jahren aber die Schweden von ABBA. Am 6. April 1974 gewann die Popgruppe den ESC mit „Waterloo“.
Lesen Sie auch: ESC: Alle Gewinner des Eurovision Song Contest im Überblick
Agnetha Fältskog und Björn Ulvaeus, Benny Andersson und Anni-Frid Lyngstad gehören zu den kommerziell erfolgreichsten Künstlern weltweit. Sie dürften 350 bis 400 Millionen Tonträger verkauft haben – und tun es immer noch, obwohl sie seit über 30 Jahren geschiedene Leute sind, buchstäblich wie bildlich. Ihr letztes Konzert gaben sie Ende 1982.
Offiziell war die Trennung nur eine „Pause“, eine unendliche Geschichte. Ein großes Comeback gilt als unrealistisch, auch wenn 2021 ein neues Album veröffentlicht wurde. Doch die vier Musiklegenden ließen sich nicht mal dazu überreden, im Jubiläumsjahr und bei der diesjährigen ESC-Musikshow daheim im schwedischen Malmö aufzutreten.
- Vorentscheid 2025: Raabs ESC-Plan – So will er den nächsten Gewinner finden
- Kommentar: Raab als Deutschlands ESC-Heiland? Es kann nur besser werden!
- Schweiz hat entschieden: In dieser Stadt findet der ESC 2025 statt
- Porträt: ESC-Triumph für Nemo – „Das war meine befreiendste Erfahrung“
- Showkritik: Große Show, viel Politik und ein bisschen Musik – So war der Contest 2024
„Ring, Ring“, kein Anschluss unter dieser Nummer
1974 war ihr Sieg ein „Jetzt-erst-recht“-Triumph. Ein Jahr zuvor, also 1973, waren sie beim schwedischen Vorentscheid mit „Ring Ring“ durchgefallen. Damals traten sie noch unter dem Namen Björn Benny & Agnetha Frida auf.
In Deutschland waren sie ziemlich unbekannt. In der Musiksendung Disco stellte Moderator Ilja Richter sie namentlich vor – und keiner bemerkte, dass Fältskog auf der Bühne fehlte. Sie war schwanger und ließ sich vertreten.
Raketenstart mit „Waterloo“
Nur ein Jahr später waren sie unverwechselbar: Nach dem Raketenstart mit „Waterloo“. Rückblickend sagte der inzwischen 78-Jährige Björn Ulvaeus der Deutschen Presse-Agentur zum ESC-Erfolg, „das war tatsächlich ausschlaggebend“.
Für die vier Schweden war der Erfolg beim Songcontest im südenglischen Seebad Brighton, „der einzige Weg nach draußen.“ Denn damals sei ein internationaler Durchbruch sehr schwer gewesen, erinnert sich Ulvaeus.
Unter den 17 Künstlern beim 19. ESC stach der Beitrag aus Schweden zwar musikalisch heraus, aber ein Selbstläufer war der Sieg nicht. Erst kurz vor Schluss stand ABBA mit 24 Punkten als Sieger fest, knapp vor Italien. Von der deutschen Jury bekamen sie zwei Punkte.
Stikkan Andersson zog die Strippen
Für „Waterloo“ und den ESC-Sieg vor 50 Jahren gilt „The Winner takes its all“, eines ihrer Songs. Die übrigen Teilnehmer sind weithin in Vergessenheit geraten. Der Mythos lebt. Sei es im ABBA-Museum in Stockholm, für Fans ein Wallfahrtsort, sei es in einem Film, sei es in den Solokarrieren, sei es auch mit einem Musical und in der Avatar-Show. Eines sprudelte immer: „Money, Money, Money“. Die Fans sind ewig dankbar, „Thank you for the Music“, noch so ein Hit.
Auch interessant: Vom Schlagerfest zum Mega-Event – Die Geschichte des ESC
Oft wird vergessen, wie wichtig für die Band ein Mann im Hintergrund war: Stikkan Andersson, Manager und Strippenzieher. Er dachte sich den griffige Namen aus, indem er mit den Initialen der Bandmitglieder spielte; er war der Antreiber, der auf den ESC setzte, und er war bei „Waterloo“ auch als Texter tätig.
Dirigent im Napoleonkostüm
Womöglich hatte er auch den Einfall, dass Dirigent Sven-Olof Walldoff im Brighton Dome passend zum Titel des Songs im Napoleon-Kostüm erschien. Auch wenn ABBA heute die Inszenierung herunterspielt („Es gab nicht viel Vorbereitung“), hat Andersson alle Register gezogen. Die Gruppe setzte Maßstäbe in Sachen Show und Vermarktung.
Das Ende zeichnete sich ab, als sich erst Fältskog und Ulvaeus im Juli 1980 und nicht mal ein Jahr später Lyngstad und Andersson sich scheiden ließen. Erst gingen die Ehen zu Bruch, dann die Band. „Mama Mia“. Und so erlebte auch ABBA – ein Waterloo.
Das könnte Sie auch interessieren: Eurovision Song Contest 2024: Alle ESC-Regeln im Überblick