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Die Rettung der chilenischen Bergleute soll zwei Stunden früher als zuletzt geplant in die letzte Phase gehen. Ab 23 Uhr MESZ sollen die 33 Arbeiter wieder an die Erdoberfläche befördert werden.

Die Rettung der seit mehr als zwei Monaten verschütteten chilenischen Bergleute soll zwei Stunden früher als zuletzt geplant in die letzte Phase gehen. Ab 23 Uhr MESZ werde damit begonnen, die 33 Arbeiter wieder an die Erdoberfläche zu befördern, sagte Bergbauminister Laurence Golborne. Die Aktion soll früheren Angaben zufolge nicht länger als 48 Stunden dauern. Die Bergleute sollen in speziellen Rettungskapseln aus mehr als 600 Metern Tiefe durch einen extra errichteten Schacht nach oben befördert werden.

Zunächst hieß es, die Rettungsarbeiten könnten bereits um 20 Uhr Ortszeit (Mittwoch 1.00 Uhr MESZ) starten. Ursprünglich sollte die Rettung um Mitternacht (5.00 Uhr MESZ) in ihre letzte Phase treten.

Zunächst sollen vier Rettungskräfte durch den Schacht zu den seit dem 5. August in 700 Metern Tiefe eingeschlossenen Kumpeln hinabgelassen werden, um sie in ihrem Schutzraum auf die Fahrt in einer engen Kapsel vorzubereiten. Danach werden die 33 Kumpel einzeln an die Erdoberfläche gebracht. Für jede einzelne Tour wird ungefähr eine Stunde gerechnet.

Vier erfolgreiche Testläufe der Rettungskapsel „Phoenix 1“

Nach mehr als zwei Monaten Gefangenschaft rund 620 Meter unter Tage hat damit für die 33 chilenischen Bergleute die Endphase ihrer dramatischen Bergung begonnen. Nachdem der obere Teil des am Wochenende fertig gebohrten Rettungsschachts mit Metallrohren verstärkt wurde, absolvierte die Rettungskapsel „Phoenix 1“ vier fehlerfreie Testläufe. Der Koordinator des Rettungsteams, Andre Sougarret, twitterte daraufhin: „Heute schlafen die Bergleute die letzte Nacht zusammen“.

Die Testläufe der Rettungskapsel verliefen nach Angaben von Bergbauminister Laurence Golborne fehlerfrei. Die nach dem sich aus der Asche erhebenden mythischen Vogel benannte vier Meter lange „Phoenix 1“ ist die größte von drei Kapseln, die von Ingenieuren der chilenischen Marine gebaut wurde. „Sie hat noch nicht einmal Staub aufgewirbelt“, berichtete Golborne. Der stellvertretende Leiter des Rettungsteams, Rene Aguilar, sagte der Nachrichtenagentur AP, Hin- und Rückfahrt der Kapsel werde vermutlich rund eine Stunde dauern.

Für die Kumpel und ihre Familien beginnt nach der Bergung ein neues Leben

Seit dem 5. August sitzen die 33 Kumpel nach einem Einsturz in 620 Meter Tiefe fest. Gesundheitsminister Jaime Manalich sagte, als erste würden vier der physisch und psychisch fittesten Bergleute nach oben geholt. Sollte es Probleme geben, könnten sie am besten damit umgehen und später den Schwächeren sagen, wie sie diese meistern können. Danach werden die zehn schwächsten heraufgeholt: Ein Mann leidet unter Bluthochdruck, eine anderer an Diabetes, andere haben Zahn- und Atemwegsinfektionen oder Hautverletzungen.

Medienvertreter sollen mit einer Abschirmung davon abgehalten werden, die ersten Minuten der Bergleute nach der Bergung zu beobachten. Für Journalisten wurde rund 100 Meter von dem Rettungsschacht entfernt eine Plattform errichtet.

Über die Kumpel wird nach der Bergung alles auf einmal hereinbrechen: Die Wiedersehensfreude mit ihren Angehörigen, der Jubel über die Rettung, die Anteilnahme der gesamten Nation und internationalen Öffentlichkeit. Sie sind in den Präsidentenpalast eingeladen, bekommen Angebote, für viel Geld ihre Geschichte exklusiv für Medien, Bücher und Filme zu erzählen. Ihr Leben wird sich völlig ändern, sagt der Psychologe Sergio Gonzalez von der Universität in Santiago. „Bevor sie Helden sind, sind sie erst einmal Opfer. Diese Leute, die vom Grund der Mine heraufkommen, sind andere Menschen geworden - und ihre Familien auch.“ (afp/dapd/rtr)