Kempten. Die Entführer des deutschen Mediziners Dieter K. werden per europäischem Haftbefehl gesucht. Ob der Tatverdächtige André Bamberski nach Deutschland ausgeliefert wird, muss nun die französische Justiz entscheiden. Bamberski will Gerechtigkeit für seine tote Tochter Kalinka.

Im Fall des aus Deutschland nach Frankreich entführten deutschen Arztes Dieter K. hat das Amtsgericht Kempten Haftbefehl gegen zwei Tatverdächtige erlassen. Wie die Staatsanwaltschaft Kempten am Dienstag mitteilte, richte sich der europäische Haftbefehl gegen den 72-jährigen Franzosen André Bamberski sowie einen 38-jährigen Kosovaren, den Bamberski für die Entführung engagiert haben soll.

Beide stehen demnach unter dem Verdacht, zusammen mit anderen den 74-jährigen Arzt vergangene Woche in ihre Gewalt gebracht und nach Frankreich verschleppt zu haben. Der Haftbefehl lautet auf Verdacht der gemeinschaftlichen Freiheitsberaubung und gefährlichen Körperverletzung.

Bamberski macht den deutschen Mediziner für den Tod seiner Tochter Kalinka im Jahr 1982 verantwortlich. Der Kardiologe soll der 14-Jährigen, die damals als seine Stieftochter in Lindau bei ihm lebte, eine tödliche Spritze verabreicht haben.

Ermittlungen gegen Komplizen dauern an

Der Kosovare sitzt bereits in Österreich in Haft. Er hat nach Angaben der Kemptener Ermittler aber einer Auslieferung nach Deutschland nicht zugestimmt. Es sei deshalb nicht absehbar, wann er ausgeliefert werden könne.

Im Fall Bamberskis, der in Frankreich gegen Kaution auf freien Fuß gesetzt wurde, sei den französischen Behörden der Haftbefehl übermittelt worden. Die dortige Justiz müsse entscheiden, ob dem Auslieferungsersuchen entsprochen werde oder ob es wegen des französischen Ermittlungsverfahrens abgelehnt werden wird. Außerdem dauerten die Ermittlungen gegen die noch unbekannten Mittäter des Duos an.

Wegen des Todes von Kalinka war K. 1995 von einem Pariser Strafgericht in Abwesenheit zu 15 Jahren Gefängnis verurteilt worden. K. musste seine Strafe aber nie antreten, weil Deutschland ihn nicht an Frankreich auslieferte. (afp)