Oberhausen. . Millionen-Investition am Centro: In drei ehemaligen Industriehallen plant McFit-Eigentümer Rainer Schaller den größten Fitness-Tempel der Welt.
- McFit, Marktführer der Fitnessbranche, will am Centro Trainingsangebote ohne Mitgliedsgebühr schaffen
- Einnahmen will McFit mit Tagungen und Vermietung von Werbeflächen für Fitnessprodukte erzielen
- Die Sportangebote in den Hallen sollen so neu und kreativ sein, dass sie bisherige Fitnessmuffel anlocken
In direkter Nachbarschaft des Oberhausener Einkaufszentrums Centro will die McFit-Gruppe mit einer Investition in zweistelliger Millionenhöhe den größten Fitness-Tempel der Welt schaffen – unter dem englisch-japanischen Namen „The Mirai“ („Die Zukunft“). In drei beeindruckenden Thyssen-Stahlindustriehallen plant McFit-Eigentümer und Ex-Loveparade-Veranstalter Rainer Schaller, alle denkbaren Fitness-Varianten zu vereinen – auf einem mit 55.000 Quadratmetern sieben Fußballplätze großem Areal am A3-Autobahn-Zubringer A 516. Dort will er für den 24-Stunden-Betrieb mehrere hundert Arbeitsplätze schaffen.
Schaller hat das Gelände für zehn Jahre gepachtet – und eine reine Umbauzeit von einem Jahr einkalkuliert. Ende 2019 soll „Mirai“ eröffnen.
„Ich will mit dieser Vision Fitness-Sport allen Menschen ermöglichen. Deshalb werden wir dort auch keine Mitgliedsgebühr erheben“, verspricht Schaller. Sein neues Geschäftsmodell: McFit will Einnahmen erzielen mit der Verpachtung von Flächen an Unternehmen für Sportprodukte als eine Art ständige Fitness-Messe, dem Verkauf von Fitness-Daten, mit Werbefilmen auf Mega-Bildschirmen – und der Betreuung durch persönliche Trainer. Zudem sollen die Räume für Tagungen der Fitness- und Gesundheitsbranche genutzt werden.
Projekt-Chef ist ehemaliger Fibo-Chef
Neben den üblichen Kraftmaschinen will McFit mit neuen kreativen Spielplätzen für Erwachsene bisherige Fitnessmuffel in die Hallen locken: Kletternetze, Trimm-Dich-Pfade, Balance-Kreisel, Reaktionstests, Computer-Trainingsräume, ein Kettcar-Parcours oder Steinhebe-Plätze sind angedacht. Das Ziel: Neue Kunden gewinnen, denn die Mitgliederzahl in deutschen Fitnessbetrieben hat sich seit 2006 bereits auf zehn Millionen verdoppelt. „Um weiter so wachsen zu können, müssen wir neue Schichten mit Angeboten erschließen, die Spaß machen“, sagt Projekt-Chef Ralph Scholz, einst Direktor der Fitness-Leitmesse Fibo. Entwickelt werden die Erlebniswelten derzeit von der Berliner Firma Triad, die das Dortmunder Fußballmuseum kreiert hat.
Die Oberhausener Politik unterstützt das Projekt. Stadtoberhaupt Daniel Schranz sieht einen Meilenstein auf den Weg, Oberhausens Profil als Freizeit-Hauptstadt des Ruhrgebiets zu schärfen.
Hier entsteht der Riesen-Fitness-Erlebnispark
Von außen sehen die alten Thyssen-Industriehallen im Dreieck der Straßen „Alte Walz“, „Essener Straße“ und „Konrad-Adenauer-Allee“ eigentlich nicht besonders beeindruckend aus. Wer beim Meda-Küchen-Geschäft am Centro einbiegt und links dahinter auf einen kleinen Parkplatz fährt, entdeckt eine eher langweilig gestaltete Ansammlung von Bauten, die mit rötlichem Klinker verkleidet sind. Besonders üppig wirken die Gebäude aus der Industriegeschichte Oberhausens von außen nicht. Hier soll also das weltgrößte Fitness- und Sportcenter der seit 20 Jahren beeindruckend stark expandierenden McFit-Gruppe entstehen?
Schlüpft man jedoch durch eine Stahltür in die erste Halle, erlebt der Besucher einen überwältigend gigantischen Raum, den es so nur in industriell geprägten Regionen geben kann: Mächtige Stahlverstrebungen, zur Stabilisierung im Zickzack-Kurs gelegt, halten weit gespannte Gewölbedecken, die über Hunderte Meter ohne Unterbrechung Hallenbetonboden vor Wind, Regen und Schnee schützen. Zuletzt wurden die Hallen vom hessischen Verpackungsspezialisten Deufol genutzt, der hier Industrieprodukte für die Welt vorbereitete.
Eine von drei Hallen hat 17.000 Quadratmeter Fläche
Selbst wenn man mitten in der Halle steht und weiß, dass schon die eine von drei Hallen 17.000 Quadratmeter Fläche aufweist, also immerhin zweieinhalb Fußballfelder, unterschätzt man das Volumen des Gebäudes. Auf der einen Seite haben die McFit-Leute schon mit rot-weißen Klebebändern ein paar Rechtecke abgesteckt, um auszuprobieren, was man hier alles für Freizeitaktivitäten unterbringen kann. Doch die Sportexperten haben schnell aufgegeben – die Halle ist einfach zu groß und wird erst einmal im Computer verplant.
Trotz seiner mittlerweile 3500 Mitarbeiter, über 240 Fitnessstudios und über 1,5 Millionen Mitgliedern in Europa scheint es in dem von Gründer Rainer Schaller geführten Unternehmen McFit immer noch recht hemdsärmelig zuzugehen. In Brainstorming-Runden kamen alle möglichen und unmöglichen Ideen für das 50 000 Quadratmeter große Gelände in direkter Nachbarschaft des Centros auf den Tisch. Als einer erzählte, dass er früher als Kind immer so gerne Kettcar gefahren ist, wurde gleich eine Spielbahn für Erwachsene ins Rennen geschickt.
Die Berliner Konzeptentwickler Triad, Gestalter des Dortmunder Fußballmuseums wie des Deutschen Zollmuseums, sollen nun den Ideenwust realistisch bündeln. Erfunden werden soll nichts Geringeres als eine Sport-, Fitness- und Spielwelt für Erwachsene, die so viel Überraschendes birgt und so viele Menschen zum Staunen bringt, dass sich jeden Monat Tausende Freizeitsportler und Profis nach Oberhausen zum Training aufmachen.
Basis für den Erfolg: Anziehungskraft der Neuen Mitte
Dafür will McFit die beeindruckenden Hallen in ihrer ursprünglichen Bauweise erhalten. Nur ein angebauter Eingangsbereich soll zugunsten eines futuristisch wirkenden weißen Empfangs weichen.
Als gute Basis für einen Erfolg des englisch-japanisch „The Mirai“ getauften Zentrums sieht Schaller die Anziehungskraft der Neuen Mitte: Jährlich tummeln sich auf dem Centro-Areal ohnehin 21 Millionen Menschen. Wie nah das Centro ist, sieht man außerhalb der Hallen auf dem nicht gerade üppig dimensionierten Parkplatz: Plötzlich entdeckt man Dutzende eng aneinander gestellte Buden des beliebten Centro-Weihnachtsmarktes, die dort bis zum Winter geparkt sind. Auf dem Freigelände zwischen Centro und den einstigen Pack-Hallen finden die Freiluftkonzerte Oberhausen Olé statt.
Wenn auch viele Details der geplanten weltgrößten Gym noch in der Schwebe sind, wissen die Investoren: Nicht nur die Hallen werden bespielt, sondern auch die Außenflächen, etwa mit einem Klettergarten im Waldstück an der Konrad-Adenauer-Allee. Oder einem Trimm-Dich-Pfad. Immerhin hat McFit das gesamte Gelände für satte zehn Jahre fest gepachtet – mit der Option, für viele weitere Jahre zu verlängern.
Investor voller Lob für die Oberhausener Stadtverwaltung
An der Rathaus-Spitze ist man über die Aussicht, eine solche Besuchermassen anziehende Attraktion in der Neuen Mitte zu erhalten, mehr als erfreut. Man will McFit bei diesem Projekt, so weit man kann, unterstützen. „Wir begleiten dieses Projekt sehr, sehr eng, um es erfolgreich zu machen“, sagt Oberbürgermeister Daniel Schranz.
Bisher ist „The Mirai“-Geschäftsführer Ralph Scholz voller Lob über die Arbeit der Stadtverwaltung: „Wir erleben ein sehr professionelles Zusammenspiel mit der Verwaltung.“ Sollte das Mega-Projekt des Fitness-Millionärs Schaller Erfolg haben, wäre das jedenfalls nach Auffassung der obersten Rathaus-Spitze ein Meilenstein auf dem Weg, Oberhausen als Freizeit- und Unterhaltungs-Hauptstadt des Ruhrgebiets zu platzieren.
Warum Rainer Schaller Oberhausen wählte
Der Selfmade-Millionär Rainer Schaller kennt nach eigenem Bekunden das Ruhrgebiet sehr gut. „Ich habe selbst zwei Jahre in Bochum gelebt, habe in Oberhausen mit der Turbinenhalle selbst den Vertrag für unser McFit-Studio an der Mülheimer Straße geschlossen“, erzählt McFit-Eigentümer Schaller im Oberhausener Rathaus. „Ich weiß genau: Das Ruhrgebiet ist eine unglaublich dynamische Region, auch wenn das von außen nicht immer so gesehen wird.“
Für seine Vision eines neuartigen weltweit größten Fitness-Tempels hält Schaller Oberhausen aus vier Gründen für ideal: Das große Einzugsgebiet (13,6 Millionen Menschen leben in einer Fahrtzeit-Entfernung von 90 Minuten), das geballte Angebot verschiedener Freizeitaktivitäten rund ums Centro mit einem guten Image als Entertainment-Zentrum, die ausgezeichnete Anbindung ans Autobahn- und Zugnetz. Und: Die herausragend erhaltende Bausubstanz so großer Industriehallen.
Leuchtturm-Projekt erfreut die Kommunalpolitik
Da tanzen Erwachsene mit Kindern auf hölzernen Kreiseln, da heben noch recht muskelschwache Gestalten ein paar schwarze, an Ketten befestigte Steine mit Kilo-Markierung, da schaukeln Jugendliche mit Videobrillen auf futuristisch aussehenden Fahrrädern – die ersten Bilder im Zeichenstil der 50er Jahre für den geplanten Fitness-Tempel sehen recht putzig bis vielversprechend aus.
Eine zweistellige Millionensumme will die McFit-Gruppe in drei ehemalige Thyssen-Stahlhallen an der viel befahrenen Kreuzung Essener Straße/Konrad-Adenauer-Allee bis Ende 2019 stecken – um die größte Fitness- und Gymnastikhalle der Welt nahe des Centros zu schaffen, englisch-japanisch „The Mirai“ (Zukunft) getauft.
Große Zustimmung bei der ersten Vorstellung
Bei der ersten Vorstellung des Projekts in dieser Woche im Ältestenrat der Stadt stießen die Verantwortlichen der neuartigen Fitnesshallen, McFit-Eigentümer Rainer Schaller und der frühere Fibo-Messe-Chef Ralph Scholz, auf große Zustimmung der Oberhausener Politik-Spitzen. Schon am 25. September soll der Rat der Stadt über die notwendige Änderung des Bebauungsplanes entscheiden: Das Gelände muss rechtlich von einem reinen Industriegebiet zum Gewerbegebiet heruntergestuft werden.
„Das ist ein Gewinn für unsere Stadt mit einer ähnlich überregionalen Ausstrahlung wie das Centro selbst“, formuliert SPD-Fraktionschef Wolfgang Große Brömer seinen ersten Eindruck. „Es ist aber ein sehr mutiges Projekt, bei dem man sich schwer vorstellen kann, wie McFit dort Geld verdienen will. Aber die Gruppe hat schon sehr lange Erfolg in dem Bereich – die weiß, was sich wie rechnet.“
Grünen-Fraktionschef Andreas Blanke freut vor allem, das McFit an dieser Stelle mehrere Hundert ordentliche sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze schaffen will. „Es ist ein sehr interessantes Projekt, wenn es so verwirklicht wird, wie es vorgestellt wurde.“ Positiv sei auch, dass McFit dabei mit hiesigen Sportvereinen zusammenarbeiten wolle.
OB Schranz: "Investition in die Zukunft der Stadt"
Schon seit Wochen beschäftigt sich das Rathaus im kleinen Kreis mit dem Mega-Projekt, um den Weg für die Millionen-Investition rechtlich freizuschaufeln. Oberbürgermeister Daniel Schranz (CDU) begrüßt das bisher größte Privatinvestment in seiner Amtszeit. „Das ist nicht nur eine Zukunftsinvestition in den Fitnessmarkt, sondern auch in die Zukunft der Stadt.“
McFit bezeichnet seine Idee der weltweit größten Fitnesshalle mit neuartigen Sportmöglichkeiten nicht ohne Grund als „Vision“ – die Gruppe will weit mehr als eine „Muckibude XXXL“. So sieht die Unternehmensgruppe Oberhausen mit ihrem Projekt auf dem Weg zur „Hauptstadt der Fitness“, die künftig auch wissenschaftliche Institute aus den Bereichen Gesundheit, Prävention, Rehabilitation und Sport anlocken könnte.
„Oberhausen ist ein richtiges Leuchtturmprojekt im Wachstumsbereich Fitness und Gesundheit. Wir glauben, dass das Projekt für Unternehmen dieser Branchen so interessant ist, dass sie sich in der Umgebung ansiedeln wollen“, sagen Schaller und Scholz.
Bleibt bisher vor allem ein Problem, das Politik und McFit umtreibt: Die heute schon dichte Verkehrslage rund ums Centro – nicht nur zu Weihnachten. McFit hat bereits eine Verkehrsstudie in Auftrag gegeben. Doch bisher glaubt keiner, dass das Projekt noch daran scheitern könnte.