Köln. Erschreckende Zahlen aus dem aktuellen Unicef-Bericht: Weltweit sitzen mindestens eine Million Kinder in Gefängnissen. Rund 150 Millionen Kinder unter 15 Jahren gehen kaum oder gar nicht zur Schule, weil sie hart arbeiten.
Mindestens eine Million Kinder sind weltweit inhaftiert - mehr als die Hälfte von ihnen ohne Gerichtsverfahren, wie aus dem am Dienstag veröffentlichten Unicef-Bericht zur Verletzung von Kinderrechten hervorgeht. Düster sieht die Situation für viele Heranwachsende auch im Bereich der Bildung aus: Rund 150 Millionen Kinder unter 15 Jahren gehen kaum oder gar nicht zur Schule, weil sie hart arbeiten müssen.
Besonders betroffen sind Jugendliche in den Gebieten Afrikas südlich der Sahara. Hier muss den Angaben zufolge mehr als ein Drittel der Kinder zwischen fünf und 14 Jahren arbeiten, um überleben zu können. Insgesamt sind Millionen Mädchen und Jungen jährlich Opfer von Gewalt, Ausbeutung und Menschenhandel.
Vor allem ohne Geburtsurkunde haben junge Menschen in Entwicklungsländern laut Unicef kaum Aussichten auf einen Platz in der Schule und sind krimineller Ausbeutung schutzlos ausgebeutet. Allein 2007 kamen dem Bericht zufolge schätzungsweise 51 Millionen Kinder zur Welt, ohne dass ihre Geburt registriert wurde. In Somalia und Liberia werden nur fünf Prozent der Neugeburten offiziell gemeldet.
Armut und Unterernährung
Mehr als 18 Millionen Kinder wachsen laut Unicef in Familien auf, die aufgrund von Kriegen oder Naturkatastrophen aus ihrer Heimat vertrieben wurden. Jugendliche in Konflikt- und Kriegsregionen leiden vor allem unter Armut, Unterernährung, mangelnder ärztlicher Versorgung und fehlenden Bildungsmöglichkeiten.
Auch das Problem der Kinderheirat ist den Angaben zufolge weltweit weiterhin stark verbreitet: Jedes dritte Mädchen in Entwicklungsländern wird demnach als Kind verheiratet. In den Ländern Niger, Tschad und Mali liege der Anteil sogar bei über 70 Prozent. In Bangladesch, Guinea und der Zentralafrikanischen Republik seien es mehr als 60 Prozent. Die betroffenen Mädchen werden dem Bericht zufolge zudem besonders häufig Opfer von häuslicher Gewalt oder sexuellen Übergriffen, zu der auch Vergewaltigungen durch den Ehemann zählen.
Kleine Fortschritte zeigt der Unicef-Report beim Thema Genitalverstümmelung auf: Demnach sinkt in vielen afrikanischen Ländern der Anteil der Mädchen, die an ihren Genitalien beschnitten werden. Dennoch seien noch immer in mindestens 29 Ländern der Erde Mädchen durch die Tradition der Genitalverstümmelung bedroht.
"Sexuell ausgebeutet"
«Eine Gesellschaft kann sich nicht entwickeln, wenn ihre jüngsten Mitglieder in Kinderheiraten gezwungen, sexuell ausgebeutet und ihrer grundlegenden Rechte beraubt werden», sagte Unicef-Direktorin Ann Veneman bei der Vorlage des Berichts. Das Ausmaß der Kinderrechtsverletzungen zu erfassen, sei ein erster Schritt, um eine Umgebung für Kinder zu schaffen, in der sie geschützt aufwachsen und sich entwickeln können.
Um die Kinderrechte zu stärken, müssten nach Einschätzung von Unicef vor allem die Schutzsysteme und Schutzmaßnahmen, auch bei Katastrophen, verbessert werden. Nötig seien dafür auch breite Bündnisse zwischen Regierungen, Zivilgesellschaft und Unternehmen sowie bessere Datenerhebungen über den Zustand des Kinderschutzes in der Welt. (ap)