Die Tengelmann-Tochter schließt nicht aus, dass ihre Kleidung von Kindern hergestellt wird. Unicef: Weltweit arbeiten 215 Millionen Kinder unter ausbeuterischen Bedingungen.
Bönen/Essen. Kleidungsstücke des Textil-Discounters Kik werden möglicherweise durch Kinderarbeit hergestellt. „Wir können Kinderarbeit bei der Produktion unserer Waren nicht zu 100 Prozent ausschließen”, sagte Heinz Speet, geschäftsführender Gesellschafter bei Kik der WAZ. Kein Handelsunternehmen könne das.
Vor allem in China und in Bangladesch sieht sich das zur Tengelmann-Gruppe gehörende Unternehmen aus Bönen mit dem Problem konfrontiert. „In diesen Ländern haben Lieferanten noch einmal Sublieferanten. Da fällt Kontrolle unheimlich schwer.” In Bangladesch, das man als höchsten Risikomarkt ansieht, hätten von Kik beauftragte Prüf-Institute begonnen, alle Lieferanten zu prüfen. „Wir haben das Problem erkannt und arbeiten daran”, sagte Speet. Der Textil-Discounter lässt nach eigenen Angaben beinahe in jedem asiatischen Land produzieren.
Bernhard Henselmann, Initiator der Kampagne „Aktiv gegen Kinderarbeit” bemängelt, dass Kik nicht bekannt gibt, wo Produktionsstandorte liegen und wie die Lieferanten heißen. „Wer in den ärmsten Ländern der Welt über lange Lieferketten produzieren lässt, kann Kinderarbeit nicht ausschließen”, sagte Rudi Tarneden, vom Kinderhilfswerk Unicef Deutschland der WAZ. Zugleich ordnet er die Aussagen der Kik-Geschäftsführung als „mutig und ehrlich” ein.
Kik ist bekannt für seine Niedrigpreise. Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi hatte im November Strafanzeige gestellt wegen Lohndumpings. Die Staatsanwaltschaft wurde daraufhin aktiv, stellte die Ermittlungen aber nach kurzer Zeit wieder ein.
Waren billig herzustellen, sei aber nicht das Hauptproblem bei der Kinderarbeit. Auch teure Produkte würden von Kindern hergestellt, sagte Henselmann und verwies auf die Herstellung teurer Fußbälle durch Kinder in Pakistan.
Nach Unicef-Schätzungen müssen weltweit 215 Millionen Kinder unter 15 Jahre ausbeuterische Kinderarbeit verrichten. Sie arbeiten etwa in der Feuerwerkskörper-Herstellung, in Steinbrüchen oder auf Baumwoll-Plantagen. Oft verleihen Eltern ihre Kinder auch gegen Geld. „Auf dieses Geld müssen die Eltern dann Zinsen bezahlen, womit sie in ständige Abhängigkeit geraten”, sagte Tarneden. In den ärmsten Ländern gehört Kinderarbeit bis heute zum Erwachsenwerden dazu. „Als Erwachsene sind diese Menschen dann oft arbeitslos, weil sie schlecht ausgebildet sind und billige Arbeitskräfte nachwachsen”, sagte Tarneden.
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