Berlin. Vor 20 Jahren wurde die Kinderrechtskonvention verabschiedet, doch der Hälfte aller Kinder weltweit fehlt es am Nötigsten, wie der Jahresbericht des Kinderhilfswerks Unicef zeigt. Klimawandel und Finanzkrise verschlimmern die Situation. Auch die Lage in Deutschland ist beunruhigend.

Auch 20 Jahre nach Verabschiedung der UN-Kinderrechtskonvention fehlen jedem zweiten der rund 2,2 Milliarden Kinder auf der Welt wichtige Lebensgrundlagen wie ausreichende Nahrung, medizinische Hilfe oder ein Dach über dem Kopf. Die Kinderhilfsorganisation Unicef wies am Donnerstag in ihrem Jahresbericht darauf hin, dass Kinder besonders von der Finanzkrise, dem Klimawandel und wachsenden sozialen Gegensätze bedroht sind.

Allerdings gibt es auch Lichtblicke, etwa bei der Kindersterblichkeit: Während 1990 noch 13 Millionen Kinder ihren fünften Geburtstag nicht erlebten, sind es heute noch knapp neun Millionen.

Die Kinderrechtskonvention wurde am 20. November 1989 von der Generalversammlung der Vereinten Nationen verabschiedet. Sie soll jedem Menschen unter 18 Jahren das Recht auf Bildung, auf Schutz vor Missbrauch und Gewalt und das Recht, an Entscheidungen beteiligt zu werden, sichern. „Kinderrechte sind Menschenrechte und Menschenrechte müssen geschützt werden in allen Politikfeldern“, sagte Entwicklungsminister Dirk Niebel (FDP) bei der Vorstellung des Berichts in Berlin.

Krankheitsrisiken wachsen

Die Situation von Millionen Kindern weltweit ist aber weiterhin dramatisch schlecht. Rund 200 Millionen Kinder unter fünf Jahren sind durch chronischen Nahrungsmangel in ihrer Entwicklung geschädigt. Die Finanzkrise verschärft laut Bericht das Ausmaß von Armut, Hunger und Krankheiten bei Kindern in den Entwicklungs- und Schwellenländern. Die Weltbank hat prognostiziert, dass in den von der Krise besonders betroffenen Entwicklungsländern zwischen 200.000 und 400.000 Kinder zusätzlich sterben könnten, wenn die Krise ungebremst fortschreitet.

Die ärmsten Kinder sind laut Unicef am härtesten von Naturkatastrophen in Folge des Klimawandels betroffen. Das Krankheitsrisiko für Kinder durch starke UV-Strahlung und Infektionen wie Lungenentzündung, durchfall und Malaria wachse.

Jedes sechste deutsche Kind wächst in Armut auf

Die deutsche Unicef-Botschafterin Sabine Christiansen wies darauf hin, dass auch die Situation der Kinder in Deutschland beunruhigend sei. Zwar verfügten die 6- bis 13-Jährigen in Deutschland über eine Kaufkraft von 2,6 Milliarden Euro. Trotzdem wachse jedes sechste Kind in Armut auf.

„Bildungsarmut und wirtschaftliche Armut hängen zusammen“, betonte die frühere ARD-Moderatorin. Jährlich würden 70.000 bis 80.000 Jugendliche die Schulzeit ohne Abschluss abbrechen, das entspreche neun Prozent eines Jahrgangs.

Die 4,5 Millionen Kinder und Jugendlichen ausländischer Abstammung hätten es besonders schwer, sagte Christiansen. Nur jeder zweite Türke besuche eine Hauptschule und nur jeder achte ein Gymnasium. (ap)