Stockholm. Schwedische Feministinnen baden „oben ohne” und fordern eine landesweite Erlaubnis fürs Schwimmen ohne Bikini-Top. Die Argumentation ist schlicht: Schließlich müssen Männer ihren Oberkörper auch nicht verhüllen. In Malmö haben die Frauen den Widerstand bereits gebrochen.

„Bara Bröst” heißt die feministische Protestgruppe im Schwedischen. Das bedeutet „bloße Brust” oder auch „nur eine Brust”. Vor rund eineinhalb Jahren begannen Aktivistinnen dieses ungewöhnlichen Bündnisses, Schwimmbäder im ganzen Land aufzusuchen. Dort badeten sie – ganz entgegen den Vorschriften – ohne ihre Brüste zu verhüllen, weil die Männer dies auch nicht müssen. Nun feiert das Netzwerk seinen ersten richtig großen Erfolg. Denn der Stadtrat für Freizeit der Stadt Malmö hat eingelenkt. Nun dürfen Frauen dort auch mit unbedeckten Brüsten baden gehen.

Damit ist Malmö europäischer Vorreiter. Bislang sei es vom Bademeister und dessen Willkür abhängig gewesen, wie viel unverdeckte Brust geduldet werde, so der Amtsvorsteher Bo Sjöström. Dies sei kein Zustand, Badegäste sollten nicht abhängig von dieser Willkür sein und deshalb habe man den offiziellen Schritt gewagt, so die Begründung.

Moslemische Frauen werden ausgeschlossen

Einige Malmöer Lokalpolitiker kritisieren allerdings, dass die moslemische Gemeinde Malmös durch eine solche Regelung ausgeschlossen würde. Denn selbst moslemische Frauen mit Kopftüchern würden eventuell davon abgehalten an den Frauenbadezeiten teilzunehmen.

Bei „Bara Bröst” aber freut man sich sehr über den Erfolg. Doch dem Netzwerk geht es nicht um Ausnahmen, sondern um die Regel. Sie argumentieren: Die weibliche Brust sei in der Gesellschaft übersexualisiert. Es müsse eine landesweite Erlaubnis geben und viele Frauen, die sie nutzten, damit sich Frauen beim Baden ohne Oberteil wirklich wohl fühlten.

Bald auch in Deutschland?

„Weibliche Brüste sind nur kontrovers, weil man sie nie in einem anderen Zusammenhang als dem sexuellen sieht”, sagt Sanna Ferm vom Netzwerk. „Die Brüste von Frauen sind nicht unanständiger als die von Männern.”

Die Schwedinnen von „Bara Bröst” hoffen, dass ihr Vorbild Schule macht. Erste Ableger gebe es schon bei den nordischen Nachbarn, da sei es nur noch eine Frage der Zeit, bis die Bewegung in den deutschsprachigen Raum komme. Gerade Deutschland sei ja für seine entsexualisierte FKK-Kultur bekannt.