Berlin. . Hohe Rechnungen, Behandlungsfehler: Entscheidungen von Ärzten müssen nicht klaglos hingenommen werden. Unabhängig sind aber nur wenige Stellen.

Eine unverständliche Krankenakte, zu hohe Rechnungen der Krankenkasse oder Behandlungsfehler: Patienten fühlen sich den Entscheidungen von Ärzten und Krankenkassen häufig ausgeliefert. Nur wenige Betroffene wissen, welche Rechte sie haben und welche Beratungsstellen helfen.

Dabei ist im Patientenrechtegesetz eigentlich genau geregelt, über welche Themen der Arzt den Kranken aufklären muss: Behandlungsmethoden, Risiken und Nebenwirkungen, Kosten, Erfolgsaussichten, Alternativen. Auch ist darin vermerkt, dass Ärzte ihren Patienten Informationen verständlich vermitteln sollen. Geschieht das nicht, können sich Betroffene wehren.

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Die bekannteste Anlaufstelle ist die Unabhängige Patientenberatung Deutschland (UPD). Sie bietet ihre Dienste kostenlos an. Für Nicole Merbach von der Stiftung Warentest hat die UPD bundesweit ein Alleinstellungsmerkmal: „Wenn man als Patient in eine Konfliktsituation mit Ärzten oder Kassen gerät, ist sie so gut wie die einzige unabhängige Beratungsstelle“, sagt die Gesundheitsexpertin.

Unabhängigkeit in Gefahr

Doch Verbraucherschützer sehen diese Unabhängigkeit in Gefahr. Denn bislang war die Beratungsstelle in den Händen der unabhängigen Träger Sozialverband VdK Deutschland, der Verbraucherzentrale Bundesverband und dem Verbund unabhängige Patientenberatung. Ab 2016 wird sie von der Firma Sanvartis aus Duisburg übernommen – einem Dienstleister für medizinische Kommunikation, der auch Aufträge von Krankenkassen und Pharmaunternehmen annimmt. 80.000 Anfragen beantworten das größte medizinische Callcenter Deutschlands im Jahr. Der private Träger will dreimal so viele schaffen – am Telefon, per Chat, E-Mail und bei Bedarf auch zu Hause.

Der Präsident der Bundesärztekammer, Frank Ulrich Montgomery, kritisierte die Entscheidung des Spitzenverbands der Gesetzlichen Krankenkassen, einen privaten Dienstleister mit der Beratung zu beauftragen. Es sei offensichtlich, dass sich der Verband objektive Kritiker, wie es die UPD ist, „vom Hals“ halten will. Die UPD wird hauptsächlich vom GKV-Spitzenverband finanziert.

Verbraucherschützerin Merbach teilt die Bedenken von Ärzten oder Sozialverbänden über die Neuausrichtung der Beratungsstelle. Doch sie plädiert dafür, Sanvartis „eine Chance zu geben“. Denn Alternativen zur Unabhängigen Patientenberatung sieht sie nur wenige.

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Eine davon ist das Portal Patienten-information.de, das von Bundesärztekammer und der Kassenärztlichen Bundesvereinigung getragen wird. Die Internetseite erklärt Krankheitsbilder in einfacher Sprache, es gibt einen Leitfaden, um eine gute Arztpraxis zu finden. Auch ein Ratgeber zu den sogenannten Individuellen Gesundheitsleistungen (Igel) ist dort zu finden. Doch wie unabhängig die Informationen sind, wird nicht deutlich. „Patienten müssen sich im Klaren darüber sein, wer hinter den Angeboten steckt“, sagt Merbach.

Auch die Stiftung Warentest will Patienten informieren und führt auf www.test.de eine Medikamentendatenbank. Der Service ist jedoch nicht kostenlos. Gegen eine Gebühr von einem bis drei Euro erhalten Nutzer Informationen zu Einsatz und Nebenwirkungen von vielen Arzneimitteln. Dazu liefern die Experten eine Einschätzung, ob das Medikament empfehlenswert ist.

Persönliche Beratung für Patienten bieten einige Verbraucherzentralen an – etwa in Berlin, Hessen, Sachsen-Anhalt und Hamburg. Fälle, die vor Gericht landen könnten, bearbeiten die Schlichtungsstellen der Landesärztekammern.

Beratung für Pflegebedürftige

Speziell für Pflegebedürftige oder pflegende Angehörige bieten die Pflegestützpunkte in den Bundesländern eine kostenlose Beratung an. Sie helfen beim Ausfüllen von Anträgen, geben Finanzierungstipps, wenn zum Beispiel der Umbau der Wohnung nötig ist, und helfen bei der Formulierung von Widersprüchen, wenn man beispielsweise mit der Einstufung in eine Pflegestufe nicht einverstanden ist. Hinter den Pflegestützpunkten stehen die Kranken- und Pflegekassen.

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Für Patienten, die im Internet nach Erklärungen suchen, bietet sich die Seite Washabich.de an. Dort übersetzen Medizinstudenten kostenlos – und ohne Gewähr – was in der Krankenakte steht. Andere Portale liefern fundierte Informationen, aber keine Beratung. So stellt etwa der Krebsinformationsdienst, ein Angebot des Deutschen Krebsforschungszentrums, den Patienten Fakten zum Krankheitsbild zur Verfügung. Vor allem Ärzte arbeiten für die Informationsstelle.

Kontaktadressen für Patienten

Die Unabhängige Patientenberatung bietet kostenlose Beratung unter www.patientenberatung.de oder 0800/0117722 an. Zum Thema Krebs beraten Ärzte des Krebsinformationsdienstes unter: www.krebsinformationsdienst.de oder unter 0800/4203040. Auf der Seite www.gesundheits-und-pflegeberatung.de gibt es eine Übersicht über bundesweit alle Pflegestützpunkte.