Essen. . Ein mehrtägige Radtour will gut organisiert sein. Dabei sollte vor allem darauf geachtet werden, nicht zu viel Gepäck mitzunehmen, raten Experten.

Keine kilometerlangen Staus auf der Autobahn, keine überfüllten Terminals und verspätete Abflüge, keine Zugausfälle wegen streikender Lokführer. Wer mit dem Rad verreist, reist wesentlich unabhängiger und vor allem viel entspannter. Ein Urlaub mit dem Zweirad will jedoch gut geplant sein. Einige Tipps des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC).

Routenplanung

Ein paar Klamotten in die Tasche stopfen, aufs Radel schwingen und los geht’s. Ganz so einfach ist es nicht. Denn so unbeschwert eine mehrtägige Radreise auf den ersten Blick auch anmutet, sie will gut organisiert sein, soll sie nicht in einem kleinen Abenteuer enden. „Wer noch nie mit dem Rad im Urlaub war, sollte mit einer Wochenendtour beginnen, um auszuloten, ob ihm das überhaupt liegt“, sagt Wolfgang Kubasiak, Tourenplaner-Experte des ADFC NRW. Vorgefertigte Rad-Routen gibt es zuhauf: in Radreiseführern und vor allem im Internet. Auch der ADFC bietet Routenvorschläge für ganz Deutschland an auf www.adfc-tourenportal.de. „Detaillierte Informationen über Radrouten gibt es auch bei regionalen Verkehrsverbänden und Fremdenverkehrsbüros“, sagt Kubasiak. Zudem haben sich einige Reiseveranstalter inzwischen auf pauschale Radreisen spezialisiert und bieten sogar Frühbucherrabatte an.

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Bei der Routenplanung sollte aber die eigene Kondition richtig eingeschätzt werden. Trotz des E-Bike-Booms bleibt ein steiler Anstieg weiterhin ein steiler Anstieg, und die Kapazität eines Akkus ist endlich. „Wer das erste Mal mit dem Rad reist, sollte vielleicht nicht im Mittelgebirge beginnen, aber es gibt in unserer Region wunderschöne flache Routen entlang der Flüsse“, sagt Kubasiak.

Überdies sollten die Vorlieben der Reisegefährten zusammenpassen: Ein Kilometerfresser, der erst glücklich ist, wenn er 50 Kilometer und mehr in den Beinen hat, verträgt sich nicht mit dem Radwanderer, der sich auch Zeit für Sehenswürdigkeiten nehmen möchte.

Unterkünfte

Wer nicht pauschal gebucht hat, sondern seine Tour individuell plant, muss sich Gedanken darüber machen, wo er denn nächtigt. Es mag vorteilhaft sein, an allen Etappenzielen ein warmes Bettchen reserviert zu haben, das engt allerdings auch den Spielraum ein für spontane Abstecher – ganz zu schweigen von unvorhergesehenen Stopps und dem damit verbundenen Zeitverlust. Im schlimmsten Fall hat man für etwas gezahlt, das man gar nicht in Anspruch nehmen konnte, weil das Etappenziel nicht erreicht wurde. „Wer zu zweit reist, sollte aber keine Probleme haben, eine Unterkunft in Hotels oder Pensionen zu finden. Vorbuchungen sind nicht nötig. Ich habe bislang immer etwas gefunden“, sagt Kubasiak. Er empfiehlt, das Fremdenverkehrsbüro oder die Touristeninformation der Region am Tag der Ankunft am Etappenziel anzurufen. Dort gebe man nicht nur Auskunft über freie Unterkünfte, man könne auch gezielt nach den Preisen fragen und das Zimmer nach seinem Budget auswählen. Die Zeiten, als das radelnde Volk von Hotels abgewiesen wurde, sind längst vorbei. „Tagesgäste wie Radfahrer sind stets willkommen, denn sie konsumieren auch viel“, sagt Kubasiak.

Fahrrad

Stabil sollte das Gefährt sein, denn es muss neben dem Fahrer noch ein bisschen Gepäck mitschleppen. Bewährt haben sich Trekkingräder oder spezielle Reiseräder. Vor der Abfahrt sollte das Rad gründlich kontrolliert werden – Reifen, Kette, Bremsen, Licht, Zahnkränze, Felgen. „Man sollte zudem vom Fachhändler checken lassen, ob das Rad für mich richtig eingestellt ist“, sagt Kubasiak, „bei Tagestouren merkt man nicht, ob die Sattelhöhe oder der Lenker korrekt eingestellt sind, bei längeren Touren macht sich das aber bemerkbar.“ Zur Radreise gehört auch Zubehör: Flickzeug, Luftpumpe, das nötigste Werkzeug und ein Ersatzschlauch. Denn der ist bei einem Platten schnell gewechselt und erspart die mühevolle Suche nach dem kleinen Loch im Schlauch, vor allem wenn kein Wasser in der Nähe ist.

Gepäck

„Bei Fahrradtouren zählt jedes Gramm, die meisten Menschen nehmen einfach zu viel mit“, sagt ADFC-Experte Kubasiak. Erfahrene Radreisende notieren, was sie während der Tour tatsächlich gebraucht haben und was nicht. Bei der nächsten Reise macht sich das bezahlt.

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Wer indes jeden Abend mit einer neuen, feschen Abendgarderobe ausgehen möchte, sollte vielleicht doch mit dem Auto oder Flugzeug reisen. Denn allzu viel passt in die wasserdichten Satteltaschen nicht. „In den meisten Hotels und Pensionen kann man seine Sachen auch waschen lassen“, sagt Kubasiak. Zudem sollte mit Struktur gepackt werden. Was rasch gebraucht wird, etwa die Regenjacke, sollte nicht in den untersten Tiefen der Satteltasche schlummern. Bewährt haben sich Stoffbeutel oder Plastiktüten, in denen zusammen kommt, was zusammen gehört: Socken, Unterwäsche, Shirts etc.

Der ADFC empfiehlt für längere Touren neben einer Lenkertasche und den beiden Taschen am Gepäckträger zwei weitere sogenannte Lowrider-Taschen, die an der Vordergabel befestigt werden. Das sieht etwas ungestüm aus, die Last ist jedoch erheblich besser verteilt und es fährt sich so viel leichter. Beim Packen der Taschen muss nicht nur auf eine sehr gleichmäßige Gewichtsverteilung geachtet werden, auch das zulässige Gesamtgewicht (Rad, Gepäck, Fahrer) sollte nicht überschritten werden. Überdies ändert sich mit Gepäck das Fahrverhalten erheblich: Es wird träger, die Wendigkeit ist eingeschränkt und der Bremsweg wird länger.