Bochum.. Bochum ist bei Fahrrad-Dieben sehr beliebt. Die Fallzahlen bewegen sich auf hohem Niveau. Deshalb sind gute Schlösser wichtig. Und eine Versicherung.
Bochum scheint eine beliebte Stadt für Fahrraddiebe zu sein. Dort gab es seit 2010 entgegen des Landestrends einen sprunghaften Anstieg der Fallzahlen. Von gut 600 gemeldeten Diebstählen in 2010 stieg die Kurve auf 1250 Fälle im Jahr 2014 an. Im bisherigen Jahr 2015 waren in Bochum bis Ende April bereits 335 Räder als gestohlen gemeldet worden. Das sind zwar weniger als im entsprechenden Vorjahreszeitraum, dennoch gibt die Polizei „keine Entwarnung“, zumal die Saison gerade erst richtig begonnen hat.
Enorm wichtig für den Schutz ist ein vernünftiges Schloss. Ulrike Siegmann vom Fahrradladen „Balance“ empfiehlt als Orientierungshilfe: Für die Sicherung sollte man zehn Prozent des Fahrrad-Kaufpreises ausgeben. Das Sicherste sei ein stabiles Bügelschloss (rund 100 Euro). Aber auch massive Zollstock-Schlösser und Panzerkabelschlösser (unter 100 Euro) sind vernünftige Alternativen. Solche Schlösser sind zwar schwer, doch laut Ulrike Siegmann gilt die Regel: Je schwerer, desto sicherer.
Versicherungen und Fahrradpass
Häufig kaufen Fahrradbesitzer auch ein ganz banales Zylinderseilschloss; es kostet unter zehn Euro. Doch das ist relativ leicht zu durchtrennen. Ganz wichtig ist auch: Fahrräder zumindest mit einem Rad und Rahmen an einem festen Gegenstand (Laternenpfahl, Fahrradständer etc.) festmachen.
Auch Versicherungen achten mitunter darauf, ob der Kunde ein gutes Schloss hat. In einigen Hausratversicherungen sind Fahrräder auch außerhalb der Wohnung in kleinem Umfang mitversichert. Wer sein Rad nicht im normalen Hausrat-Tarif versichert hat, kann dies dazubuchen. Bei sehr teuren Fahrrädern kann eine spezielle Fahrradversicherung lohnen; die dann aber auch oft relativ teuer ist.
Auch wichtig ist ein Fahrradpass. Damit kann die Polizei ein sichergestelltes Fahrrad identifizieren und dem Besitzer zuordnen.
Bochumer entwirft Fahrräder für Menschen mit Behinderung
Stefan Munding hat eine Vision. Eine Vision, für die er kämpft, viele Jahre schon, seit 2010, obwohl er immer wieder Rückschläge ertragen muss. Sein Projekt heißt „Elektro-Neige-Dreirad“ und soll unter anderem Menschen mit Behinderung wieder die Möglichkeit geben, in die Freuden des Fahrradfahrens zu kommen.
Auf den ersten Blick sieht Mundings Dreirad nicht wirklich besonders aus. Nur, wer Geduld hat und die eine oder andere Runde mit dem Gefährt über den Platz dreht, erfährt langsam, wieso dieses Rad so richtig und wichtig ist, vor allem für alte Menschen. Zum einen unterstützt das Rad den Fahrer mit einen Elektromotor. Das ist alleine nichts Neues und seit längerem als Pedelec bekannt. Zusätzlich hat das Dreirad allerdings eine Neigefunktion. Das Rad ist also nicht starr wie es ein gewöhnliches Dreirad ist, sondern der vordere Teil neigt sich so wie ein reguläres Zweirad. Es kann je nach Bedarf also so eingestellt werden, dass es gar nicht umkippen kann, weder im Stehen noch im Kurven-Fahren. Noch dazu ist der Sitz des Gefährts tiefer gelegt, ein Aufstieg ist also auch für Menschen mit einer Gehbehinderung gut möglich.
„Die Idee dazu ist mir gekommen, als ein Geschäftspartner chinesische Dreiräder importieren wollte. Eines dieser Räder hat mir als Vorlage gedient“, so Stefan Munding. Das Problem des Dreirads aus China war die Bauweise: „Die Qualität war in Summe nicht so, wie man das Rad in Deutschland hätte verkaufen können“, so der Ingenieur. Also bastelte Stefan Munding zusammen mit der Firma Franken Metalltechnik an einer besseren Version. Bei den Elektromotoren ist ihm E-Bike-Solutions behilflich, so entsteht nach und nach der Prototyp des ersten Rads, das schließlich auch einen Käufer findet - einen Menschen mit Behinderung. Das war anfangs gar nicht geplant: „Ich hatte Angst, dass diesen Menschen mit dem Rad etwas passiert“, sagt der 52-Jährige. Doch der schwer gehbehinderte Mann fühlt sich ab der ersten Runde mit dem Dreirad wohl. Ein neuer Markt ist geschaffen - durch Zufall. „Ich war einfach verwundert, dass gerade gehandicapte Menschen mit dem Rad so gut klar kommen“, so Munding. Mittlerweile wurden auch schon ein paar weitere Räder an zufriedene Kunden verkauft.
Doch der große Durchbruch des Neige-Dreirads bleibt aus - bis heute. Vor allem fehlt dem Erfinder eines, ein Rahmenbauer, der auch bei kleiner Stückzahl vernünftige Preise garantiert. Denn über 3000 Euro, maximal 3500 Euro soll das Neigerad nicht kosten. Aufgeben will Stefan Munding seinen Traum vom Fahrrad für Gehbehinderte nicht. Auch wenn er an Wochenenden weit über 1000 Stunden Arbeit und viel Geld investiert hat, ohne wirklich etwas zurückzubekommen. Dafür ist er zu überzeugt von seinem fundierten Traum.