Mombasa. Für die Besatzung des deutschen Frachters "Hansa Stavanger" ist der Albtraum zu Ende. Nach vier Monaten in der Gewalt somalischer Piraten hat das Schiff in Mombasa angelegt. Der gesundheitliche Zustand der Crew, darunter fünf Deutsche, ist gut. Sie dürfen bald zu ihren Familien zurück.
Nach vier Monaten in der Gewalt von somalischen Piraten ist der freigelassene deutsche Frachter «Hansa Stavanger» in Kenia in Sicherheit. Das Containerschiff traf am Samstag im Hafen von Mombasa ein. Unter den 24 Besatzungsmitgliedern sind auch fünf Deutsche. Sie sollen voraussichtlich am Montag in ihre Heimat geflogen werden, wie die Reederei Leonhardt & Blumberg mitteilte. Kapitän Krzysztof Kotiuk sagte, die Mannschaft sei erschöpft, aber gesund.
Die am 4. April gekaperte «Hansa Stavanger» kam Anfang der Woche frei. Unbestätigten Meldungen zufolge soll ein Lösegeld von 2,7 Millionen Dollar (1,9 Millionen Euro) gezahlt worden sein.
Ersteinmal richtig ausschlafen
Die Besatzungsmitglieder würden sich nach ihrer Ankunft in Mombasa zunächst «im Hotel ausschlafen», sagte Reederei-Sprecher Christian Rychly. Nach Hause zurückkehren könnten die Deutschen dann vermutlich am Montag. Dies hänge unter anderem von den kenianischen Behörden ab.
Die Besatzungsmitglieder freuten sich jetzt auf ein Wiedersehen mit ihren Familien, sagte Kapitän Kotiuk. In einem Telefoninterview hatte er am Donnerstag von dem Druck berichtet, dem die Mannschaft in der Hand der Entführer ausgesetzt war. Er sprach nach Angaben des ARD-Magazins «Panorama» von Scheinhinrichtungen und «Psychoterror rund um die Uhr».
Der Kommandant des deutschen Schiffes, das die «Hansa Stavanger» nach Mombasa begleitet hatte, erklärte, der Crew gehe es gut. Die Männer seien ärztlich und zahnärztlich untersucht worden. Die Piraten hätten ihnen alles weggenommen, sogar die Zahnbürsten, sagte Torsten Ites vor Journalisten.
Vor Ort in Mombasa waren nach Angaben einer Sprecherin Mitarbeiter des Bundeskriminalamtes (BKA), um dort Tatort- und Spurensicherungsarbeiten durchzuführen. Zuständig für die Ermittlungen gegen die Piraten ist die Staatsanwaltschaft Hamburg, die bereits ein Rechtshilfeersuchen an die kenianische Regierung gestellt hat. Den Piraten wird ein Angriff auf die Seeverfassung und schwere räuberische Erpressung vorgeworfen.
Berichte über Lösegeldzahlung nicht bestätigt
Reeder Frank Leonhardt hatte die Piraten als «skrupellose Kriminelle» bezeichnet, die in den vier Monate dauernden Verhandlungen keine verlässlichen Gesprächspartner gewesen seien. Die Dauer der Entführung habe sich verzögert, da «viele Aussagen der Gegenseite wenige Stunden später nichts mehr wert waren».
Die Bundesregierung bestätigte die Berichte über eine Lösgeldzahlung für das Containerschiff und seine Besatzung nicht, Außenminister Frank-Walter Steinmeier verteidigte allerdings Zahlungen für entführte Deutsche im Ausland. «Lösegeldzahlungen sind nie eine gute Möglichkeit, mit Entführungen zurechtzukommen», sagte Steinmeier am Mittwoch. Allerdings habe es öfter vor der Küste Somalias keine andere Möglichkeit gegeben.
Zwölf Tote bei Gefechten in Hafenstadt
In der Hafenstadt Harardhere, einer Hochburg der Piraten, wurden unterdessen bei Gefechten binnen zwei Tagen mindestens zwölf Menschen getötet, wie Augenzeugen berichteten. Auslöser der Gewalt war nach Angaben eines Stammesältesten ein Streit über ein Auto. Später hätten sich Clan-Milizen in den Konflikt eingemischt. 15 Menschen seien verletzt worden, sagte ein Augenzeuge am Samstag. In der Hauptstadt Mogadischu schlugen Mörsergranaten auf einem belebten Markt ein, dabei wurden nach Angaben von Rettungskräften sechs Menschen getötet und 18 verletzt. Somalia hat seit 1991 keine funktionierende Regierung mehr. (ap)