Berlin. Brauche ich eigentlich alle meine Versicherungen und stimmen die Beiträge? Eine regelmäßige Überprüfung der Policen lohnt sich. Gerade für Ältere.

Von Zeit zu Zeit sollte jeder Verbraucher seinen Versicherungsschutz kritisch überprüfen. Bisweilen sitzt man auf alten Policen, die dringend ausgemistet gehören und gegen neue Versicherungen ausgetauscht werden sollten. Das gilt insbesondere für ältere Leute, hat Elke Weidenbach von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen beobachtet. „Viele ältere Menschen haben schlechte Versicherungen, die zu teuer oder schlicht überflüssig sind“, sagt die Juristin mit Hinweis auf die Erfahrungen aus der Beratungspraxis der Verbraucherzentralen.

Ein typisches Beispiel ist die Haftpflichtversicherung. Jeder braucht eine, weil sie teure Sach- und Personenschäden absichert, wie sie etwa im Straßenverkehr auftreten. Doch die Police nutzt nichts, wenn die Versicherungssumme zu klein bemessen ist. Heute sind Versicherungssummen von fünf Millionen Euro üblich, manche Assekuranzen bieten sogar Policen mit 10 Millionen Euro Deckungssumme an.

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Doch früher war das anders: Uralt-Policen sichern teils nur Schäden bis zu einer halben Million Euro ab. Wenn etwas wirklich Schlimmes passiert und zum Beispiel ein Mensch auf Lebzeiten schwer verletzt wird, kann das schnell zu wenig sein, um die daraus entstandenen Ansprüche abzudecken. Deshalb: Ein alter Vertrag gehört in die Tonne; eine neue Haftpflichtversicherung mit höheren Deckungssummen bekommt man heute schon für unter 50 Euro im Jahr.

Hausratspolicen sind günstiger geworden

Auch bei der Hausrat und der Gebäudeversicherung kann ein kritischer Blick in die Versicherungsbedingungen hilfreich sein. Hausratpolicen sind in den vergangenen Jahren günstiger geworden, die Leistungen besser. Vielleich ist man ja auch umgezogen, eine kleinere Versicherungssumme reicht im Alter in einer kleineren Wohnung womöglich völlig aus. Bei der Rechtsschutzversicherung gilt ähnliches: Hier empfiehlt es sich, genau zu prüfen, ob man die versicherten Rechtsgebiete im Alter überhaupt noch braucht – oder ob ein schlankerer Vertrag, vielleicht auch mit anderen Sachgebieten, für den Rechtsschutz im Alter nicht ausreichend ist.

Einen Vorteil haben ältere Policen jedoch manchmal: Verbraucherschützerin Weidenbach weist darauf hin, dass ältere Rechtsschutzversicherungen bisweilen auch für Rechtsstreitigkeiten in Kapitalmarktangelegenheiten wie bei den Klagen der Telekom-Aktionäre gerade stehen. Nach den Telekom-Klagen haben die Versicherungen das vor ein paar Jahren gestrichen. Rentner mit Aktien im Depot fahren also vielleicht mit einer alten Police besser.

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Als gänzlich überflüssig für ältere Menschen ordnet Verbraucherschützerin Weidenbach die Krankentagegeldversicherung ein. Sie steht für Einkommenseinbußen gerade, wenn man krank ist. Da man als Rentner normalerweise jedoch über ein festes Einkommen verfügt, ist die Police unsinnig. Fraglich ist ohnehin, ob die Versicherung zahlt, wenn man Renteneinkünfte hat. Dennoch haben viele ältere Menschen eine solche Versicherung. Raus damit, rät die Verbraucherzentrale.

Etwas anders gelagert wiederum ist die Krankenhaustagegeldversicherung. Sie hört sich ähnlich an, sichert aber ganz andere Leistungen ab. Liegt man im Krankenhaus, bekommt man jeden Tag eine vertraglich vereinbarte Summe für Mehrausgaben, etwa für den Fernseher oder das Telefon am Krankenbett. Ob sich eine solche Versicherung lohnt, ist unabhängig vom Alter.

Sterbegeldversicherung ist rausgeschmissenes Geld

Von einer so genannten Sterbegeldversicherung sollten Senioren hingegen definitiv die Finger lassen. Diese werden zwar oft von älteren Menschen abgeschlossen, um nach dem Tod die Beerdigungskosten zu begleichen. „Das ist aber in aller Regel Unsinn“, sagt Verbraucherschützerin Weidenbach. Die Policen seien meist zu teuer, die Leistungen stünden oft in keinem Verhältnis zu den Beiträgen.

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Hinzu kommt, dass solche Sterbegeldversicherungen in der Regel eine Wartezeit von drei Jahren verlangen – wer also kurz vor seinem Tod eine solche Versicherung abschließt, darf nicht damit rechnen, dass die Versicherung nach dem Ableben mehr als die eingezahlten Beiträge zurückzahlt. Weidenbach empfiehlt, das Geld lieber auf einem Bankkonto zu sparen, eine Risikolebensversicherung abzuschließen oder einen Bestattungsvorsorgevertrag mit einem Beerdigungsinstitut abzuschließen.

Vollkommen überflüssig ist nach Einschätzung der Verbraucherzentrale auch eine Insassen-Unfallversicherung. Der Hinweis ist wichtig, weil viele ältere Menschen noch immer eine solche Versicherung haben. Sie mag früher sinnvoll gewesen sein – seit einigen Jahren aber werden die Leistungen der Insassen-Unfallversicherung von der Autohaftpflicht übernommen.

Fazit: Im Alter sollte der Versicherungsordner besonders kritisch unter die Lupe genommen werden. Sind ältere Menschen dazu etwa wegen einer Pflegebedürftigkeit selbst nicht mehr in der Lage, tun die Kinder gut daran, die alten Policen zu prüfen. Das ist zwar lästig – kann aber Jahr für Jahr viele Hundert Euro sparen, die man an anderer Stelle sinnvoller ausgeben kann.