Darmstadt. Am frühen Samstagmorgen hat das Weltraumlabor Philae seine Arbeit auf dem Asteroiden “Tschuri“ eingestellt. Die Batterien des Labors sind restlos entladen. Die Europäische Weltraumagentur Esa hat den Kontakt verloren. Doch das Labor könnte neue Energie tanken.

Um 01.36 Uhr war Schluss: Das Mini-Labor "Philae" hat am frühen Samstagmorgen wegen leerer Batterien seine Arbeit auf dem Kometen "Tschuri" eingestellt. "Signalverlust, keine weitere Kommunikation mehr", teilte die Europäische Weltraumagentur Esa in einer Twitter-Botschaft mit. Das waschmaschinengroße Labor schaltete seine Instrumente ab und schläft jetzt. Alle gesammelten Daten wurden den Angaben zufolge erfolgreich heruntergeladen. "Das war es erst einmal", sagte Esa-Sprecher Bernhard von Weyhe in Darmstadt.

"Philae" hatte am Mittwoch eine abenteuerliche Landung auf dem Brocken "67P/Tschurjumow-Gerassimenko" hingelegt. Das Labor machte zwei Hüpfer, bevor es - etwa einen Kilometer vom ursprünglichen Ziel entfernt - in Schieflage zum Stehen kam. Der Komet hat nur geringe Anziehungskraft. Trotz der misslichen Position des Mini-Labors am Rande eines Kraters konnten alle Instrumente aktiviert werden. Es war die erste Landung auf einem Kometen in der Geschichte der Raumfahrt.

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Batterie war nur auf zweieinhalb Tage ausgelegt

Die Batterie des Labors war von vornherein auf zweieinhalb Tage ausgelegt. Da "Philae" aber nach der holprigen Landung an einer schattigen Seite aufgekommen war, war ein Nachladen vorerst nicht möglich. Experten hatten es schon am Mittwoch als Erfolg bezeichnet, wenn das Gerät etwa 60 Stunden durchhalten könnte. "Wir sind in dem Zeitrahmen geblieben, den wir uns vorgestellt haben", sagte von Weyhe.

Den Kontrolleuren beim Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Köln gelang es am späten Freitagabend noch einmal, mit dem Lander zu kommunizieren. Projektleiter Stephan Ulamec vom DLR sprach von "letzten Zuckungen von "Philae"". Möglicherweise könnte das Labor wieder Energie tanken, wenn es auf "Tschuri" Richtung Sonne geht. "Das wird aber wahrscheinlich nicht in den nächsten zwei Monaten sein", meinte der technische Leiter des Landers, Koen Geurts vom DLR-Kontrollzentrum. Irgendwann droht allerdings der Hitzetod.

Erste Erkenntnisse über Asteroiden

Die Sonde "Rosetta" hatte während einer zehnjährigen Reise das Labor huckepack zu dem Himmelskörper gebracht. "Tschuri" ähnelt in seiner Form einer kilometergroßen Quietsche-Ente und wurde 1969 entdeckt. Kometen bestehen aus einer Mischung von Eis und Gestein und werden daher auch als schmutzige Schneebälle bezeichnet.

Schon jetzt haben die Forscher herausgefunden: Auf "Tschuri" ist es dunkel wie in einem Kohlenkeller und es stinkt - nach faulen Eiern und Pferdestall. Der Brocken braucht fast sieben Jahre, um die Sonne zu umrunden. Je näher der Komet unserem Zentralgestirn kommt, desto mehr verdampft von seinem Eis und desto stärker wird seine Ausgasung.

Philae sendet erstes Kometen-Foto

Philae hat ein erstes Foto des Kometen gesendet.
Philae hat ein erstes Foto des Kometen gesendet. © Esa/Getty
Die Erleichterung war groß bei den Wissenschaftlern.
Die Erleichterung war groß bei den Wissenschaftlern. © Esa/Getty
Philae auf dem Weg zum Kometen.
Philae auf dem Weg zum Kometen. © Esa/Getty
Ein Selfie mit dem Kometen.
Ein Selfie mit dem Kometen. © Esa/dpa
Für einen Wissenschaftler ging die Arbeit an
Für einen Wissenschaftler ging die Arbeit an "Rosetta" sogar unter die Haut. © Esa/Getty
Das Landemodul
Das Landemodul "Philae" landete im Laufe des Mittwoches auf dem Kometen. © Esa/Getty
Die Oberfläche des Kometen ist zerklüftet, nicht überall kann eine Landung gelingen.
Die Oberfläche des Kometen ist zerklüftet, nicht überall kann eine Landung gelingen. © Esa/Getty
Die Esa hat sich einen Flecken ausgesucht, auf dem die Landung sanft gelingen und die Harpunen greifen sollen.
Die Esa hat sich einen Flecken ausgesucht, auf dem die Landung sanft gelingen und die Harpunen greifen sollen. © Esa/dpa
Koloss im Größenvergleich über Paris: Der Komet 67P/Tschurjumow-Gerasimenko hat mehrere Kilometer Durchmesser.
Koloss im Größenvergleich über Paris: Der Komet 67P/Tschurjumow-Gerasimenko hat mehrere Kilometer Durchmesser. © Esa/Getty
Ablauf der Landung des Landegeräts
Ablauf der Landung des Landegeräts "Philae" auf dem Kometen Tschurjumow-Gerassimenko nach dem Aussetzen durch die europäische Raumsonde "Rosetta". © dpa
Die geplante Flugbahn der Sonde um den Kometen.
Die geplante Flugbahn der Sonde um den Kometen. © Esa/Getty
Auf ihrem jahrelangen Flug hatte die Raumsonde sich mit Solarenergie versorgt.
Auf ihrem jahrelangen Flug hatte die Raumsonde sich mit Solarenergie versorgt. © dpa
So nah war Rosetta der Erde zuletzt 2007.
So nah war Rosetta der Erde zuletzt 2007. © AFP
Rosettas Weg führt am Mars vorbei...
Rosettas Weg führt am Mars vorbei... © AFP
...bis zum Kometen 67P/Tschurjumow-Gerasimenko. Die Grafik zeigt aber nicht die tatsächlichen Größenverhältnisse: Rosetta hat 32 Meter Spannweite, der Komet soll 4 km Durchmesser haben.
...bis zum Kometen 67P/Tschurjumow-Gerasimenko. Die Grafik zeigt aber nicht die tatsächlichen Größenverhältnisse: Rosetta hat 32 Meter Spannweite, der Komet soll 4 km Durchmesser haben. © AFP
So soll das Landemodul Philae auf dem Kometen aussehen. Es soll Proben nehmen, von denen die Forscher s0ich neue Erkenntnisse über die Entstehung des Universums erwarten.
So soll das Landemodul Philae auf dem Kometen aussehen. Es soll Proben nehmen, von denen die Forscher s0ich neue Erkenntnisse über die Entstehung des Universums erwarten. © AFP
Rosettas Weg wird von Journalisten und Mitarbeitern im Esa-Kontrollzentrum in Darmstadt verfolgt.
Rosettas Weg wird von Journalisten und Mitarbeitern im Esa-Kontrollzentrum in Darmstadt verfolgt. © dpa
...die Wissenschaftler nach Lösungen für unerwartet auftretende Fehler tüfteln können.
...die Wissenschaftler nach Lösungen für unerwartet auftretende Fehler tüfteln können. © dpa
Auch ein Modell des Minilabors steht den ESA-Leuten zur Verfügung.
Auch ein Modell des Minilabors steht den ESA-Leuten zur Verfügung. © dpa
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Wissenschaftler wollen wissen, wie unser Sonnensystem entstand

Mit den von "Philae" gesammelten Daten wollen die Experten jetzt unter anderem die Zusammensetzung des Kometenkerns sowie die Bodenbeschaffenheit und Temperatur genau analysieren. Am Freitag wurde ein Thermometer des Instruments "Mupus" rund 35 Zentimeter in den Kometen gerammt, um die Festigkeit des Bodens zu testen und Informationen über seine Wärme zu bekommen.

Wissenschaftler hoffen bei der Analyse der Daten auf Hinweise über die Entstehung des Sonnensystems vor 4,6 Milliarden Jahren - ein Blick in die tiefste Vergangenheit des Universums. Erwartet werden auch Indizien darauf, wie Leben möglich wurde, etwa durch den Nachweis von organischen Molekülen. "Philae" lieferte schon bald nach der Landung beeindruckende Fotos.

Die "Rosetta"-Mission erinnert an ein Projekt Japans: 2005 sammelte die "Hayabusa"-Sonde Bodenproben auf einem Asteroiden und brachte sie Jahre später zur Erde zurück. (dpa)