Essen. Zum 30. November können Autobesitzer ihren Versicherungsvertrag kündigen. Wer Preise vergleicht, kann sparen. Bei einem Wechsel zu einem günstigeren Anbieter ist bestenfalls eine Ersparnis von über hundert Euro im Jahr möglich. Allerdings sollte man auf das Kleingedruckte in den Angeboten achten.

Ein paar Minuten schlechtes Wetter haben im vorletzten Sommer gravierende Wirkung gezeitigt. „Allein der Hagel im Juli 2013 hat Kosten von einer Milliarde Euro verursacht“, sagt der Forscher Thomas Köhne vom Berliner Institut für Versicherungswirtschaft. Das hat die Branche noch weiter in die roten Zahlen getrieben. In den vergangenen sechs Jahren summierten sich die Verluste aus der Kfz-Versicherung auf mehr als fünf Milliarden Euro. Die Anbieter müssen daher die Preise für die Policen erhöhen. Um mehr als fünf Prozent steigen die Prämien nach Köhnes Berechnungen zum Jahreswechsel.

In vielen Fällen lohnt sich für die Autobesitzer ein Preisvergleich im November. Denn bis zum Monatsende können die Verträge mit der bisherigen Versicherung noch gekündigt werden, wenn sich ein günstigerer Tarif findet. Viele Autofahrer werden bei der Suche auch fündig, denn die Preisunterschiede zwischen den einzelnen Angeboten sind enorm. In einer Studie im Auftrag des Versicherungs-Unternehmens Direct Line hat Köhne gut 50.000 Tarifkalkulationen verglichen. Im Schnitt gab es zwischen dem günstigsten und dem teuersten Angebot eine Spanne von 1231 Euro. Schadensfreiheitsrabatte sind dabei nicht berücksichtigt. Unter den Regionen mit den größten Unterschieden finden sich mit Essen und Dortmund auch zwei Städte im Ruhrgebiet. In Essen beträgt die Spanne 1375 Euro, in Dortmund 1257 Euro.

Versicherer haben Fahrer-Vorlieben

Viele Versicherte kümmern sich trotz der jährlichen Wechselgelegenheit nicht um einen besseren Tarif. „Wir wundern uns immer wieder, wie gleichgültig die Bürger diesem Thema gegenüber stehen“, sagt Direkt-Line-Vorstand Christian Soth. Dabei können die Kunden unter 100 Anbietern den besten für sich heraussuchen.

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Die Preisunterschiede haben verschiedene Gründe, die in der Geschäftspolitik des jeweiligen Anbieters zu finden sind. Soths Unternehmen selektiert beispielsweise sehr stark nach Risikogruppen. Junge Männer, die im Vergleich mit anderen Altersgruppen hohe Schäden im Straßenverkehr verursachen, müssten bei Direct Line so viel bezahlen, dass sich ein Vertragsabschluss nicht lohnt.

Da die Schadenhäufigkeit von den anderen Kunden des Anbieters geringer ist, fallen für sie auch die Prämien günstiger aus. Die gängige Praxis unterschiedlicher Tarifgestaltung bestätigt auch die Stiftung Warentest. „Auch Ältere sind bei einigen Unternehmen unbeliebt“, heißt es in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift Finanztest. Die Verbraucherschützer haben den Markt unter die Lupe genommen. „Die Beiträge ändern sich so stark, dass Sie mit einem günstigeren Tarif leicht 100 Euro und mehr im Jahr sparen können“, haben die Experten festgestellt. Der Vergleich ist aufwändig, weil die Versicherungen viele Details zur Grundlage der Tarifgestaltung einbeziehen. Das Alter spielt ebenso eine Rolle wie der Immobilienbesitz, die jährliche Fahrleistung oder manchmal auch der Beamtenstatus.

Preismindernd wirkt sich das Parken in einer abgeschlossenen Garage aus, preistreibend ein Wohnort, auf dessen Straßen besonders viele Unfälle geschehen. Auch das Fahrzeugmodell wird berücksichtigt. Denn manche Marken werden eher von besonders risikofreudigen Fahrern bevorzugt, andere wiederum von überdurchschnittlich vorsichtigen.

Schadenfreiheitsrabatt ist kein verlässlicher Preis-Maßstab

Die Stiftung Warentest bietet im Internet für den Preis von 7,50 Euro sowie per Post für zehn Euro einen Preisvergleich an. Kostenlose Vergleichsportale gibt es auch im Internet. Allerdings zeigen die Erfahrungen mit dem Online-Vergleichen, dass deren Anbieter nicht immer alle Unternehmen in den Vergleich einbeziehen oder aufgrund von Provisionszahlungen bestimmte Angebote hervorheben. Noch mühsamer ist es, bei den Versicherungen selbst im Internet ein Angebot einzuholen. Aber auch dieser Aufwand kann sich aufgrund der späteren Ersparnis lohnen.

Ein Grund für die geringe Wechselbereitschaft ist nach Einschätzung der Tester auch ein Irrtum der Kunden, wenn sie die Rechnung für die Police des nächsten Jahres sehen. Sind sie unfallfrei gefahren, erhöht sich ihr Schadenfreiheitsrabatt. Sie müssen weniger bezahlen, obwohl der Grundtarif gestiegen ist. Hier raten die Fachleute zu einem Blick auf den Basisbetrag und natürlich anschließend zum Preisvergleich.