Mallorca. Mitten in der Haupturlaubszeit ist die spanische Insel Mallorca erneut zum Ziel von Bombenanschlägen geworden. Experten befürchten trotz der Attentate keine nennenswerten Auswirkungen auf die Reisebranche, kritisieren allerdings die spanischen Behörden.
Anschläge im Urlaubsparadies: Auf der spanischen Ferieninsel Mallorca sind am Sonntag zwei Bomben explodiert. Ein dritter Sprengsatz wurde entschärft, und die Polizei durchsuchte ein Hotel in Palma de Mallorca nach einem möglichen vierten. Verletzt wurde bei den Attentaten niemand. Die baskische Untergrundorganisation ETA hat im Vorfeld vor den Anschlägen gewarnt.
Trotz der Attentate erwartet Prof. Karl Born, Experte für Tourismus und Terrorismus an der Hochschule Harz, keine nennenswerten Auswirkungen auf die Reisebranche der Ferieninsel. „Mallorca ist für viele Touristen wie Zuhause“, erklärt er. „Da herrscht schnell das Gefühl: ‚Da könnte mir ja überall etwas passieren.’“
Ausschlaggebend für das Verhalten der Touristen auf einen Anschlag ist nach Ansicht von Karl Born besonders die Reaktion der Medien. „Die Reisenden beobachten die Berichterstattung und sind natürlich besonders betroffen, wenn Deutsche unter den Opfern sind.“ Ein weiterer Faktor sei zudem die Auswirkung auf die Infrastruktur. „Das konnten wir nach dem Tsunami in Thailand beobachten“, erklärt Born. „Ein Großteil der Touristen ist unmittelbar nach dem Unglück abgereist.“
Spanische Behörden in der Kritik
Vor diesem Hintergrund kritisiert der Tourismusexperte die Reaktion der spanischen Behörden auf den Anschlag vom 30. Juli, bei dem zwei Polizisten starben. Während der ersten Fahndungsmaßnahmen nach den Tätern war der Flugverkehr vorübergehend eingestellt worden. „Das war total überzogen. So eine Reaktion schadet der Tourismusbranche“, betont Born. Erst nachdem die Insel abgeriegelt worden sei, habe der Anschlag so ein breites Medien-Echo gefunden.
Rund 170.000 Urlauber halten sich nach Auskunft des Deutschen Reiseverbandes DRV momentan auf der spanischen Ferieninsel auf. Deutsche Veranstalter verzeichnen keine nennenswerten Auswirkungen auf die jüngsten Anschläge. „Der Informationsbedarf ist groß, aber die Gäste reagieren gelassen“, teilt Anja Braun mit, Sprecherin des Reisekonzerns TUI.
Auswärtiges Amt: "Keine Panik verbreiten"
Für Irritationen sorgen die Aktionen der ETA im Ferienparadies aber allemal. Das Auswärtige Amt berichtet von einer Zunahme der Nachfragen. „Rund 90 Prozent der Anrufer bitten um Informationen zu Mallorca“, erklärt eine Sprecherin. Das Auswärtige Amt hat die Anschläge in seine Sicherheitshinweise aufgenommen, sieht allerdings zurzeit von einer Reisewarnung ab.
„Reisende werden gebeten, den Anweisungen der örtlichen Sicherheitsbehörden Folge zu leisten und sich umsichtig zu verhalten, insbesondere Menschenansammlungen zu meiden“, heißt es in einer Mitteilung. Konkrete Empfehlungen, ob Reisende nun Strände und Diskotheken meiden sollen, wollte das Auswärtige Amt am Montag nicht aussprechen. „Jeder Reisende sollte sich vor Augen führen, was passiert ist, und sich dementsprechend umsichtig verhalten“, so eine Sprecherin. „Wir möchten keine Panik verbreiten.“
Mit Material von ap.