Schwalmtal. Ein Mann hat am Dienstag in Schwalmtal drei Menschen erschossen und einen schwer verletzt. Die Polizei macht einen 71-Jährigen für die Amoktat verantwortlich. Der mutmaßliche Täter stammt aus Unna und soll bei einer Zwangsversteigerung des Hauses seiner Tochter durchgedreht sein.

Familientragödie im Eigenheimviertel: Ein Mann hat am Dienstag in der niederrheinischen Kleinstadt Schwalmtal drei Menschen erschossen und einen schwer verletzt. Der Täter, der nach WR-Informationen aus dem Unnaer Stadtteil Königsborn stammt, verschanzte sich danach stundenlang in einem Wohnhaus im Ortsteil Amern, gab am Abend auf und konnte unverletzt festgenommen werden, wie die Polizei mitteilte. Hintergrund war offenbar ein Gutachter-Termin in dem Gebäude.

Die Polizei macht nach Angaben eines Sprechers einen 71-Jährigen für die Amoktat verantwortlich. Der Tatverdächtige habe in einer ersten Vernehmung die Vorwürfe bestritten. Jetzt müsse ihm die Tat anhand der gesicherten Spuren nachgewiesen werden. Das Polizeipräsidium Düsseldorf will am (heutigen) Mittwoch (14.00 Uhr) bei einer Pressekonferenz Einzelheiten bekanntgeben.

Wie verschiedene Medien bereits am Morgen berichteten, soll der 71-jährige Rentner bei einem Termin zur Zwangsversteigerung des Hauses seiner Tochter durchgedreht, schreibt bild.de in der Nacht zum Mittwoch unter Berufung auf den Enkel des mutmaßlichen Täters.

Laut dem Fernsehsender RTL sollte das Haus der geschiedenen Eheleute angeblich für eine Zwangsversteigerung geschätzt werden. Eine gütliche Einigung war nicht möglich. Die Ehefrau soll mit ihrem Vater und ihrem Anwalt gekommen sein, zwei Gutachter dazu. Der Ex-Mann blieb wohl zu Hause, schickte nur seinen Anwalt. Da rastete sein Schwiegervater offenbar aus.

Sein Enkel wird von bild.de mit folgenden Worten zitiert: „Er hat uns gehasst, weil sich mein Vater von meiner Mutter trennte. Er wollte auf jeden Fall verhindern, dass das Haus versteigert wird. Ich glaube, der Anschlag galt mir und meinem Vater.“

Der Vater, der beim Gutachter-Termin nicht dabei war, bestätigte laut RTL diese These indirekt: Es sei nicht das erste Mal, dass der 71-jährige Schwiegervater gewalttätig geworden sei. Dieser habe ihn schon öfter bedroht und auch mit einem Baseballschläger verprügelt.

Im Krankenhaus Viersen operiert

Nach Angaben des Landkreises Viersen fand in dem Haus ein Gutachter-Termin zur Schätzung des Gebäudes statt, um es verkaufen zu können. Der Täter verletzte demnach einen der beiden Landkreis-Mitarbeiter schwer. Es soll sich nach Angaben eines Sprechers des Kreises Viersen um einen Mitarbeiter des Vermessungs- und Katasteramtes handeln. Auf ihn sei zweimal geschossen worden. Er habe sich einer Notoperation unterziehen müssen und sei inzwischen außer Lebensgefahr. Der Kollege des Schwerverletzten befinde sich unter den Todesopfern, sagte der Kreissprecher.

Die Identität der beiden anderen Toten ist immer noch unklar. Zunächst hatte die Polizei von vier Toten berichtet, die Zahl dann aber am späten Abend ohne nähere Erläuterung nach unten korrigiert. Zunächst war auch von einer Geiselnahme die Rede, ein Sprecher wies diese Darstellung später aber zurück.

«Wir sind doch hier eigentlich so ein ruhiger Ort»

Die Schüsse fielen laut Polizei um 16.30 Uhr. Hintergrund sei wahrscheinlich eine Familienangelegenheit, sagte Polizeisprecher Markus Niesczery. Das Alter und das genaue Motiv des Täters waren zunächst unklar. Niesczery sagte, dies müsse nun akribisch ermittelt werden. Die «Rheinische Post» schrieb, zwei Immobilienmakler und Anwälte seien anwesend gewesen, um den Wert des Hauses zu ermitteln.

Wie die Polizei weiter mitteilte, gab es zwei weitere Opfer, die unverletzt blieben und von Seelsorgern betreut wurden. In dem Haus, das in einer ruhigen Siedlung liegt, soll sich laut «Rheinischer Post» auch ein zwölfjähriges Kind befunden haben.

Mehrere Spezialeinsatzkommandos waren vor Ort, das Haus war großräumig abgesperrt. Auch zahlreiche Rettungskräfte waren im Einsatz.

Schwalmtal liegt am Niederrhein, gehört zum Kreis Viersen und hat rund 19.000 Einwohner. Ein Anwohner sagte am Abend der AP, das Geschehene sei unglaublich. «In so einem Ort wie Schwalmtal erwartet man das bestimmt nicht. Hier war plötzlich so ein Durcheinander, Polizisten in zivil und das SEK waren da», berichtete der Versicherungskaufmann.

Der 18-jährige Schüler Phillip sagte, er sei «total schockiert». «So etwas habe ich hier bestimmt nicht erwartet.» Sein 18-jähriger Freund Alexander sagte, die Tat habe sich «hier wie ein Lauffeuer verbreitet. Plötzlich gingen überall die Handys. Wir sind doch hier eigentlich so ein ruhiger Ort.»

Mit Material von ap und ddp.