Paris. .
Ganz Frankreich will es wissen: Wann bekommt Präsidentengattin Carla Bruni-Sarkozy endlich ihr Baby? Der Elysée-Palast schweigt, der Präsident schweigt, Bruni sowieso. Analyse eines Staatsgeheimnisses.
Die Brautwerbung war alles andere als diskret. Erst ließen sich Nicolas Sarkozy und Carla Bruni gemeinsam in Paris gemeinsam in Disneyland sehen. Dann jetteten sie, Kameras im Schlepptau, gen Jordanien. Wochen später waren sie verheiratet. Jetzt bekommt Bruni-Sarkozy ein Kind, und die bevorstehende Geburt wird behandelt wie ein Staatsgeheimnis. Da zeigt sich, welche Vorsicht in der Mannschaft des unpopulären, mit einer zweiten Amtszeit liebäugelnden Staatschefs waltet.
Die 43-Jährige ist die erste Première Dame des modernen Frankreich, die während der Amtszeit ihres Mannes ein Baby bekommt. Der wiederum ist bereits der erste französische Präsident, der im Amt geschieden wird und wieder heiratet. Er ehelichte die Sängerin Bruni Anfang 2008, dreieinhalb Monate nach der Scheidung von Ehefrau Cécilia.
Die Geheimniskrämerei um die Geburt des gemeinsamen Kindes sagt einiges aus über Frankreich. Den Medien stehen im Ruf, sich mit den Mächtigen gut zu stellen und deren Privatleben privat sein zu lassen. Nach allgemeiner Auffassung ist die Öffentlichkeit - im Gegensatz zum angelsächsischen Kulturkreis - ohnehin nicht groß daran interessiert. Die werdende Mutter erklärte jüngst in Interviews, sie wisse nicht, ob es ein Junge oder ein Mädchen werde. Sie werde auch keine Fotos des Babys veröffentlichen, kündigte sie an und begrüßte die Gesetzeslage, der zufolge Fotos von Kindern nicht ohne Einwilligung der Eltern publiziert werden dürfen.
Weichzeichner fürs Image
Der Elysée-Palast hat die anderen Umstände nie offiziell bestätigt und hat durchblicken lassen, dass er auch die Geburt nicht bekanntgibt. Sarkozys Bruder Francois sagte, die Familie überlasse es den Eltern zu entscheiden, ob und wann irgendetwas mitgeteilt wird. Die Frage ist, ob und wie das Kind - selbst wenn es die Öffentlichkeit nicht zu Gesicht bekommt - Sarkozys Popularität befördern könnte. Sechs Monate vor der Präsidentschaftswahl sind seine Umfragewerte mau. Bruni-Sarkozy vertrat vorigen Monat in der BBC die Auffassung, dass ihre Schwangerschaft die Franzosen gar nicht interessiere. Doch manch einer spekuliert, dass ein Neugeborenes im Elysée das Image des Amtsinhabers etwas weicher und volksnäher erscheinen lassen könnte: Sarkozy hatte sich als Law-and-Order-Innenminister einen Namen gemacht und gilt inzwischen zunehmend als abgehoben.
Der Publizist Yves Derai, Ko-Autor des jüngst erschienenen Buchs „Carla und die Ehrgeizigen“, findet, der Präsident müsse die Geburt sorgsam kommunizieren: „Denn die Franzosen werfen Nicolas Sarkozy vor, sich sehr um sich selbst und nicht genug um sie zu kümmern.“ Und vor der Wahl ist das richtige Timing alles. „Wenn das zu Beginn seiner Amtszeit geschehen wäre, hätten wir alles voller Geigen, Fotos in ‘Paris Match’, eine glückliche Familie etc. Aber jetzt, glaube ich, werden sie es runterspielen.“
Bruni-Sarkozy, als früheres Model Kameras gewöhnt, will ihrem Nachwuchs offensichtlich das Blitzlichtgewitter ersparen. Noch Ende 2007 auf der Reise nach Jordanien hatte sie ihren kleinen Sohn aus einer früheren Beziehung dabei - ein Fehler, wie sie später einräumte. Die Fernsehbilder des Jungen, wie er auf Sarkozys Schultern sitzend das Gesicht hinter den Händen verbirgt, weckten Unbehagen. Sarkozy hat bereits drei Söhne aus seinen zwei früheren Ehen. Die französischen Medien machen zwar nicht groß davon her, doch der 56-Jährige ist bereits Großvater: Die Frau seines zweitältesten Sohnes bekam im Januar ein Kind. Damals zeigte sich der Präsident gar nicht schüchtern und gab sogar selbst den Namen des Babys preis.
Polizei patroulliert vor der Geburtsklinik
Sarkozys eigenes süßes Geheimnis hatte sein Vater Pal im Mai der „Bild“-Zeitung verraten und später als Geburtstermin den 3. Oktober genannt. Das Klatschblatt „Closer“ erklärte die offizielle Schweigsamkeit damit, dass es sich angesichts des Alters der werdenden Mutter um eine Risikoschwangerschaft handele. In den letzten Tagen kam Sarkozy mit Besuchen im Kaukasus und in Deutschland seinen Amtspflichten nach. Die Tageszeitung „Le Parisien“ berichtete am Sonntag, er habe beim Treffen mit Präsident Ilham Alijew in Aserbaidschan gesagt: „Meine Frau wäre auch gerne nach Baku gekommen, aber es hätte die Leute doch überrascht, wenn unser Kind hier geboren worden wäre!“
Vor einer Geburtsklinik im Westen von Paris, in der Bruni-Sarkozy angeblich ihr Kind zur Welt bringen soll, patrouillierten Polizisten in Zivil. Bis Anfang dieser Woche war es Freunden der Familie zufolge jedenfalls noch nicht so weit. Die First Lady habe ein schönes Wochenende im Elysée verbracht und sei noch immer guter Hoffnung, sagte Sarkozys langjähriger Freund Patrick Balkany. (dapd)