Berlin. Sahra Wagenknecht liest ihren Parteifreunden die Leviten. Sie klagt über Demontage der Parteispitze, gleichzeitig schwört sie die Linken auf eine klare „antikapitalistische“ Linie ein. Oskar Lafontaine verschlug es dagegen ausnahmsweise einmal die Sprache.

Die Vizevorsitzende der Linken, Sahra Wagenknecht, hat ihre Partei zu mehr Zusammenhalt aufgefordert und der Spitze den Rücken gestärkt. Die Parteiführung könne aus den eigenen Reihen nicht ständig „beschädigt, schlecht gemacht und demontiert werden“, sagte Wagenknecht am Samstag auf einer Konferenz unter dem Titel „Kurs halten - Ein Programm für die Mehrheit“ in Berlin.

Die Linkspartei dürfe angesichts der Wahlergebnisse in diesem Jahr nichts schön reden. Daher rief Wagenknecht zur Besinnung auf Kernthemen auf. Die Linke müsse den Menschen deutlich vermitteln, „wofür wir kämpfen, wofür wir einstehen und wofür sie uns dann auch wählen“, sagte die 42-Jährige.

Die Forderung nach einem gesetzlichen Mindestlohn von zehn Euro, die generelle Ablehnung von Krieg und die Stärkung des öffentlichen Dienstes seien Kernpositionen, die von allen Parteimitgliedern gemeinsam vertreten werden müssten.

„Konsequent antineoliberal, konsequent antikapitalistisch“

Dagegen wolle man sich keine Themen mehr von außen aufdrängen lassen, die nicht Themen der Linken seien. „Sei es über die Bewertung historischer Ereignisse, sei es über Briefe oder Gratulationen“, sagte Wagenknecht.

Als Schlussfolgerung aus dem Wahljahr brauche die Linke keinen Strategiewechsel, sondern eine Rückkehr zur erfolgreichen Strategie, die bis 2009 vertreten worden sei. Der vorgelegte Programmentwurf, der in zwei Wochen beim Linke-Parteitag in Erfurt beschlossen werden soll, ist laut Wagenknecht „ein konsequent linker, konsequent antineoliberaler, konsequent antikapitalistischer und konsequent antikriegsorientierter Entwurf“.

Lafontaine mit Stimmproblemen

Diese Politik unterscheide die Linke von allen anderen Parteien, sagte Wagenknecht. Man wolle sich nicht „an die Macht kungeln“. Es sei wichtiger, glaubwürdig zu agieren. „Dazu gehört, dass wir, egal ob wir in einer Regierung sind oder in einer Opposition, eine konsistente Politik machen, in der wir wieder erkannt werden und unser Gesicht behalten“, sagte die Politikerin.

Nach Wagenknecht sollte im Audimax der Berliner Humboldt-Universität am Nachmittag eigentlich Oskar Lafontaine ans Rednerpult treten. Dem saarländischen Linke-Fraktionschef hatte es aber wortwörtlich die Sprache verschlagen. Er ließ sich wegen Stimmproblemen kurzfristig entschuldigen und blieb der Strategie-Konferenz fern. So werde in zwei Wochen ein umso kraftvollerer Auftritt Lafontaines beim Linke-Parteitag in Erfurt folgen, sagte Sprecherin Nele Hirsch. (dapd)